Martin Zumbült zum Schreiben der Weltsynode

Zur Botschaft an das Volk Gottes: Heiße Luft aus dem Süden

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Mit Spannung ist im Vatikan das Schreiben an das Volk Gottes erwartet worden. Wer auf eine Botschaft mit Signalwirkung gehofft hatte, ist enttäuscht worden, führt Martin Zumbült in seinem Gast-Kommentar aus.

Am 25. Oktober ist ein gemeinsames Schreiben an das Volk Gottes von der Welt-Bischofssynode im Vatikan verschickt worden. Das Nichts in diesem Schreiben ist erschreckend. Außer der Information, dass die Synode stattgefunden hat, erfährt der Leser noch, dass auch Nicht-Bischöfe, Laien und – oh, welch große Errungenschaft – sogar Frauen mit Stimmrecht (!) daran teilgenommen haben.

Und was haben die Synodalen gemacht? Nach Auskunft des Briefes haben sie gebetet, geschwiegen und zugehört. Wem sie zugehört haben, steht dort nicht. Und sie wollen noch mehr Liebe. Und wir sollen „die Konkretheit der Synodalität zum Ausdruck“ bringen. Kein Mensch weiß, was das sein soll.
Wir sollen den von der Gesellschaft Ausgeschlossenen zuhören. Und wir sollen den von Mitgliedern der Kirche Missbrauchten zuhören. Zuhören?

Rückkehr zum Klerikalismus?

Der Autor
Martin Zumbült, Theologe, Jurist und Kirchenrechtler, ist Diözesanrichter am Bischöflichen Offizialat in Münster sowie Ehebandverteidiger am Bischöflichen Offizialat in Aachen.

Sollten wir sie nicht vielmehr um Verzeihung bitten, ihnen helfen, sie angemessen entschädigen und die systemischen Ursachen für diesen Missbrauch konsequent beseitigen? Immerhin fordert das Schreiben, dass die Kirche sich „konkret und strukturell dafür einzusetzen“ habe, dass sich so etwas nicht wiederholt.

Zum Ende des Schreibens traut man seinen Augen kaum, wenn es dort heißt: „Um bei den synodalen Beratungen voranzukommen, muss die Kirche vor allem die Worte und Erfahrungen der geweihten Amtsträger noch stärker einbeziehen: die Priester, die ersten Mitarbeiter der Bischöfe, deren sakramentaler Dienst für das Leben des ganzen Leibes unverzichtbar ist […]“ War es nicht Papst Franziskus, der im Klerikalismus eine große Gefahr für die Kirche gesehen hat?

Was ist mit dem „Volk Gottes“?

Also hängt das Wohl und Wehe der ganzen Kirche doch an (subjektiven) Wahrnehmungen der Kleriker und einiger Ordensleute. Was ist mit den Stimmen des „Volkes Gottes“, dem Alltag der Gläubigen? Wo bleibt der „sensus fidelium“ (der Glaubenssinn aller Getauften) von dem das II. Vatikanum sprach?

Hören, schweigen, beten. Das passiert in unseren Gemeinden häufiger und vielleicht auch intensiver als im Vatikan. Und die Worte und Erfahrungen aller Getauften tragen die Gemeinden in den Geist der Gemeinschaft. Dafür braucht es keine Bischofssynode.

In unseren Gast-Kommentaren schildern die Autor:innen ihre persönliche Meinung zu einem selbst gewählten Thema. Sie sind Teil der Kultur von Meinungsvielfalt in unserem Medium und ein Beitrag zu einer Kirche, deren Anliegen es ist, die Zeichen der Zeit zu erkennen.

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