Irme Stetter-Karp im Interview

ZdK-Chefin zur Weltsynode: Wir sind nicht die Einzigen mit Ungeduld

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Die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Irme Stetter-Karp, hat in Rom deutsche Teilnehmer der aktuell beratenden Weltsynode getroffen. Im Interview sagt sie, was sie an dem Ereignis gut findet, und warum Ungeduld vielleicht helfen kann.

Die Weltsynode hat Halbzeit und die ZdK-Präsidentin kommt nach Rom. Zufall oder Absicht?

Ich bin zur Eröffnung einer Bibel-Ausstellung im deutschen Pilgerzentrum nach Rom gekommen, deren Schirmfrau ich bin. Diese Ausstellung hat thematisch auch mit der Weltsynode zu tun. Insofern gibt es eine Verbindung.

Haben Sie die deutschen Synodenteilnehmer getroffen?

Mit Thomas Söding, der hier als Berater bei der Synode ist, stehe ich ohnehin in Kontakt, er ist ja einer meiner Stellvertreter im ZdK. Mit den Bischöfen habe ich mich ebenfalls getroffen.

Wie nehmen Sie die Synode wahr?

Hier in Rom geht es erst mal ums Zuhören. Das ist am ehesten vergleichbar mit dem, was bei uns in den Foren stattfand, wo man auch sehr persönlich und im geschützten Raum miteinander gesprochen und gerungen hat. Hier geht es noch nicht um Texte und Abstimmungen. Und auch inhaltlich ist der Korridor ein anderer als bei uns in Deutschland, wo die Reaktion auf die Missbrauchskrise unmittelbar den Rahmen vorgab.

Was finden Sie gut an der Weltsynode?

Ich finde die Sitzordnung an runden Tischen eine sehr wichtige Neuerung. Das habe ich mit großer Freude wahrgenommen. Ein solches Setting unterstützt einen offenen Dialog, so etwas wird leicht unterschätzt. Und natürlich die Öffnung für Laien generell und insbesondere für Frauen als Teilnehmerinnen mit Stimmrecht. Mir sind es noch viel zu wenige Frauen bei dieser Weltsynode! Die Kirche lebt auf allen Kontinenten sehr stark von ihrem Engagement, von ihrer karitativen und gesellschaftlichen Präsenz. Das muss sich in Zukunft bei solchen Versammlungen viel stärker widerspiegeln.

Die Synodenversammlung tagt 2024 noch einmal. Dauert der Prozess nicht zu lange?

Ich weiß auch, dass die Zeit drängt, auch wenn das vielleicht nicht in jedem Land gleich ist. In Deutschland weiß ich aus vielen Gesprächen, dass der Geduldsfaden kurz vor dem Reißen ist.

Kann die deutsche Ungeduld eine treibende Kraft für die Weltkirche sein?

Wir sind nicht die Einzigen mit Ungeduld. Vor der Weltsynode sind aus vielen Ländern dieselben Anstöße gekommen, dieselben kritischen Anfragen. Wenn ich das gesamte Bild anschaue, sehe ich, dass die Weltkirche in einer drängenden Situation steht, etwa was die Frauenfrage angeht. Oder auch in der Frage: Wie gehen wir mit den vielen Menschen um, die sexuellen Missbrauch erfahren haben? Da fehlt es noch immer an Augenhöhe und tief gehender Bereitschaft, das strukturelle Problem der Kirche entschlossen anzugehen. Ich glaube, dass wir da als Deutsche nach mehr als drei Jahren auf dem Synodalen Weg etwas einbringen zur Klärung dieser Fragen.

Bislang konnten Sie davon in Rom nur wenig einbringen.

Wir haben als ZdK und als Synodaler Weg lange darauf gewartet, dass wir mit dem Papst direkt sprechen können. Bisher kam es nicht dazu. Aber ich habe die Hoffnung noch nicht aufgegeben.

Zurück zur Weltsynode. Man hört, die Schluss-Synthese des laufenden Treffens solle nochmal zurückgehen auf die Kontinente, bevor alles in die zweite Versammlung 2024 mündet. Was halten Sie davon?

Ich kann dem durchaus etwas abgewinnen, dass man das erst noch einmal im Rahmen von Kontinentalversammlungen debattiert. Letztlich ist es eine Frage der Prozesslogik. Es darf aber nicht dazu führen, dass es inhaltlich wieder rückwärtsgeht. Stoppschilder für Veränderungen wären fatal.

Sie haben gesagt, Sie erwarteten, dass die deutschen Bischöfe die Ergebnisse des deutschen Synodalen Wegs in die Weltsynode einbringen.

Davon gehe ich aus, dass sie zu den Beschlüssen stehen, die sie selbst mit gefasst haben. Wie gut das gelingt, kann ich nicht beurteilen. Dazu weiß ich zu wenig aus den Versammlungen.

Wie geht es weiter nach der Weltsynode – auch auf dem deutschen Synodalen Weg?

Bischof Georg Bätzing wird bei der ersten Sitzung des deutschen Synodalen Ausschusses im November von der Weltsynode berichten. Aber dann haben wir dort erstmal unsere Hausaufgaben zu machen, es ist noch vieles unerledigt aus der letzten Frankfurter Synodalversammlung. Und wir müssen über Satzung und Geschäftsordnung des Ausschusses beraten, auch diesen Auftrag haben wir von der Synodalversammlung.

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