Helena Jeppesen-Spuhler berichtet aus der Synodenaula

So arbeitet die Weltsynode – eine Teilnehmerin gibt Einblick

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Wie arbeitet die in Rom tagende katholische Weltsynode? Welche Themen werden behandelt? Wie sieht die Weltkirche den deutschen Synodalen Weg? Eine Schweizer Synodale gibt Einblicke.

Helena Jeppesen-Spuhler, Schweizer Teilnehmerin der in Rom tagenden Weltsynode, hat Einblicke in die Arbeit der Versammlung gegeben. In einem Interview mit dem Internetportal „Feinschwarz“ sagt sie, Frauen würden vom Synodensekretariat gleichberechtigt behandelt.

Zudem werde „sehr genau auf Minderheitenmeinungen geachtet. Es ist ein Stück Pionierarbeit.“ Zudem berichtet sie, auch unter den Laien gebe es „Personen, die extrem reformkritisch unterwegs sind“.

„Zu wenig Zeit fürs Schlussdokument“

Kritisch merkt sie an, für die Debatte des Schlussdokuments sei zu wenig Zeit: „Ich weiß noch nicht, wie das gehen soll. Es bräuchte viel mehr Absprache, Austausch, Vernetzung im Umfeld dieser Beratungen hier. Darauf ist in der Kirche offenbar noch keiner so richtig eingestellt.“

Als Beispiel nennt sie das Thema Frauendiakonat. Wenn man dafür eintrete, müsse man „eine Strategie haben, wie man das erreichen und in Gesprächen weltkirchlich voranbringen möchte“, müsse sich austauschen, Verbündete suchen, für Überzeugungen werben. Die Deutschen seien da strategischer als andere, „weil deren Bischöfe vom Synodalen Weg her gewohnt sind, so zu denken“.

„Weiheämter sind nicht nur in Europa Thema“

Jeppesen-Spuhler berichtet, innerhalb und außerhalb der Aula sei der Frauendiakonat und der Zugang der Frauen zu Weiheämtern diskutiert worden: „Es ist einfach ein Thema, und keineswegs nur ein europäisches. Das große Problem ist, dass es über diese faktischen Übereinstimmungen weltweit gar kein richtiges Gespräch und keinerlei Austausch gibt.“

Sie selbst sei von anderen Frauen angesprochen worden, die in „kirchenamtlicher Abhängigkeit“ arbeiten. „Die kommen dann oft zu mir und sagen: Du musst reden, sag es offen – wir können das nicht so, aber wenn Du voran gehst, können wir uns einklinken.“

Konkrete Vorschläge im Schlussdokument erhofft

Zum Schlussdokument, das am Samstag verabschiedet werden soll, merkt sie an: „Ich erwarte, dass wir ganz konkrete Schritte vorschlagen können – etwa zur verbindlichen Partizipation und Rechenschaftspflicht, nach oben in der Hierarchie und gegen unten an die Basis, und zum Zugang der Frauen zu den Weiheämtern“.

Für die Zeit bis zur nächsten Synodalversammlung im Oktober 2024 in Rom sagt sie: „Ich hoffe, das Schlussdokument gibt uns eine Handhabe, die es uns ermöglicht, vor Ort, in unseren Ortskirchen und Ländern nachher konkret etwas einfordern zu können, weil einfach ein Standard gesetzt ist. Und dann ist klar, dass nachher das Kirchenrecht verändert werden muss. Ich hoffe, dass wir diesen Anspruch jetzt in den letzten Tagen auch noch hineinbekommen in das Schlussdokument.“

Bewertung des Synodalen Wegs

Jeppesen-Spuhler kritisiert mangelnde Transparenz der Synoden-Debatten: „Es kommt nicht rüber, wie die Debatten hier wirklich laufen. Zum Beispiel wurde gesagt, es sei im Plenum nur über den Diakonat der Frau geredet worden, nicht über den Zugang zu allen Ämtern. Das stimmt aber einfach nicht!“

Insgesamt sehe sie dennoch „eine Trendwende und einen Kulturwandel. Der Stein ist ins Rollen gekommen“. Nach dieser Synode werde es „kaum mehr möglich sein, solche Synoden in der traditionellen Weise abzuhalten, dass also exklusiv Bischöfe teilnehmen“.

Zur Sicht der Weltsynode auf den deutschen Synodalen Weg bemerkt die Schweizerin: „Viele sagen: Die Deutschen haben einen guten Job gemacht und es sind gute theologische Dokumente herausgekommen, die der ganzen Weltkirche dienen“. Das hätten ihr zum Beispiel auch afrikanische Bischöfe gesagt.

„Keine Krise der Synode“
Der Pressesprecher der Deutschen Bischofskonferenz, Matthias Kopp, dementiert Berichte über eine angebliche Krise der Weltsynode. Den teilnehmenden deutschen Bischöfen sei „unverständlich, warum in Medien zum jetzigen Zeitpunkt von Krise gesprochen wird. Eine solche Formulierung ist ebenso falsch wie fahrlässig, da sie etwas suggeriert, was nicht der Fall ist“.

Am Montag hatte die vatikanische Kommunikationsbehörde überraschend mitgeteilt, die Abstimmung der Synodenversammlung über eine Botschaft „an das Volk Gottes“ sei um zwei Tage verschoben worden. Als Grund wurde eine Reihe von Änderungsanträgen genannt. Zudem sollen Synodale die Legitimität der gesamten Versammlung in Frage gestellt haben. | KNA

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