Konstantin Bischoff zur Synodalität unter Katholiken

Kirchenreformen gleichen einem Hürdenlauf - also: Laufen lernen!

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Immer wieder werden Reformideen in der katholischen Kirche die Legitimität abgesprochen. Zuletzt ist dies bei der Weltsynode passiert. Dabei sollten die Verantwortlichen nicht immer nur nach Rom starren, sondern selbst handeln, erklärt Konstantin Bischoff in seinem Gast-Kommentar.

Hürdenlauf ist ein Zwangslauf. Das meint, dass durch die Distanz zwischen den Hürden der Laufrhythmus nicht frei gewählt werden kann. Reformbemühungen in Kirche erscheinen mir wie ein solcher Hürdenlauf. Die immer gleichen Hürden stehen da und müssen übersprungen, nein, überlaufen werden, aber dazu später mehr.

Zunächst zu den Hürden: Ständig wird Prozessen, die auf Veränderung aus sind, die Legitimität abgesprochen. Die Weltbischofssynode sei, weil Nicht-Bischöfe, ja sogar Frauen, anwesend seien, ja gar keine Bischofssynode. Der Synodale Weg, weil er mit dem Zentralkomitee gar einen zweiten Träger hatte, sowieso völlig ohne Autorität.

Diskrepanz zwischen Lebenswelt und Lehre wächst

Echte Mitentscheidung vieler in einer Quasi-Monarchie zu denken, verlangt größere geistige Verrenkungskräfte. Entscheidungsprozesse vieler brauchen Verlässlichkeit, Beratungsformen, Strukturen. Zweiminuten-Statements sind für viele Menschen echt eine Hürde, Abstimmungen kennen Minderheiten.

Der Versuch, möglichst lange zu hören und auf Abstimmungen zu verzichten, wirkt da aber auch wie ein verzweifelter, sogar etwas überspiritualisierter Versuch, das Problem loszuwerden. Die Diskrepanz zwischen der Lebenswelt vieler Menschen und kirchlicher Lehre wächst.

Laufen unmöglich?

Der Autor
Konstantin Bischoff ist Pastoralreferent und als Pfarrbeauftragter in der Leitung der Pfarrei Herz Jesu, München. Er ist Mitglied des Synodalen Ausschusses und war Vertreter seiner Berufsgruppe im Synodalen Weg. Er ist promovierter Pastoralpsychologe.

Noch immer lehnen manche ab, für Missbrauch auch strukturelle Ursachen anzuerkennen. Gleichzeitig vermuten viele irgendwelche Agenden und Ideologien bei Reformbefürwortenden. Hürden ohne Ende. Laufen unmöglich?

Also zum Laufen: Vielleicht können wir vom Laufstil der Hürdenläufer:innen lernen. Sie springen nicht über die Hürden oder versuchen gar, sie loszuwerden. Sie stehen nicht staunend vor jeder Hürde und versuchen, drüber zu klettern. Sie erlernen vielmehr eine Technik, bei der sie die Hürden überlaufen oder, besser gesagt, TROTZ der Hürden LAUFEN.

„Laien-Profis“ stärken

Das brauchen wir auch und meint: Die Umsetzung des Synodalen Wegs in Deutschland muss eben genau NICHT auf römische Entscheidungen warten. Aufarbeitung von Missbrauch muss weitergehen, auch wenn manch struktureller Vorschlag zu scheitern droht. Der Synodale Ausschuss im November muss mutig weitergehen. Die Vernetzung derer, die an Reformen glauben, muss sich selbst ermächtigen.

Anfang Oktober habe ich als Vertreter des Berufsverbands der Pastoralreferent*innen beispielsweise begonnen, eine internationale Vernetzung von beruflich in der Pastoral tätigen, nicht-geweihten Theolog:innen aufzubauen. Obwohl es ja angeblich so etwas eh nur im deutschsprachigen Bereich gäbe.

Diese „Laien-Profis“ in der Kirche zu stärken, lässt die Hürde stehen und läuft trotzdem los. Das braucht es an vielen Stellen. Und jetzt bitte nicht vor der Hürde stehen bleiben, die da heißt: Warten wir mal ab, was nächstes Jahr in Rom passiert, sondern laufen lernen.

In unseren Gast-Kommentaren schildern die Autor:innen ihre persönliche Meinung zu einem selbst gewählten Thema. Sie sind Teil der Kultur von Meinungsvielfalt in unserem Medium und ein Beitrag zu einer Kirche, deren Anliegen es ist, die Zeichen der Zeit zu erkennen.

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