Chefredakteurin Annette Saal zum Abschluss der Weltsynode

Langsam kommt die Kirche in Bewegung - immerhin!

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Und die katholische Kirche bewegt sich doch. Zwar nicht mit Sieben-Meilen-Stiefeln, aber immerhin in Trippelschritten, wie die Weltsynode gezeigt hat. Jetzt heißt es Anfeuern statt Totreden, kommentierte „Kirche+Leben“-Chefredakteurin Annette Saal.

Die Kirche hat sich bei der Weltsynode in Bewegung gesetzt. Verhalten noch, aber immerhin. Einen eiligen Reform-Spurt hat wohl auch niemand erwartet. In dieser Hinsicht haben Sport und Kirche etwas gemein: lange Eingerostetes muss behutsam und kontinuierlich trainiert werden.

Dazu haben die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Weltsynode Bereitschaft gezeigt – allerdings zum Teil in Punkten, bei denen man sich fragt, warum sie eigens noch erwähnt werden müssen. So die Überwindung des Kolonialismus früherer Jahrhunderte und die Betonung kultureller Vielfalt in der katholischen Kirche. Dies sollte selbstverständlich sein und zu einer christlichen Grundhaltung gehören. Wurden diese Punkte möglicherweise gebraucht, um den Umfang des Papiers zu erweitern und zu zeigen, dass es durchaus schon jetzt Themen gibt, bei denen ein Konsens erreicht werden kann?

Ernstzunehmende Fortschritte erzielt

Geht es dagegen ans „Eingemachte“, zeigt sich der jetzige Stand der Beratungen teils noch diffus – so beim Bemühen um eine veränderte Sexualmoral oder in der Frage des Zugangs von Frauen zu Weiheämtern. Konkretere Ergebnisse werden hoffentlich bei der Weltsynode 2024 erzielt – so ist es ja auch geplant. Spätestens dann muss einiger Ballast der Jahrhunderte abgeworfen sein, der nicht mehr in unsere Zeit passt.

Immerhin ist bei den aktuellen Beratungen einiges in Bewegung gekommen. So beim Votum für eine durchgreifende Änderung des Kirchenrechts, damit hierarchische Strukturen aufgebrochen werden können. Ein Umdenken zeigt sich auch darin, dass die Verfolgung sexuellen Missbrauchs von Klerikern in Zukunft nicht mehr allein Sache der Bischöfe sein soll. Das sind ernstzunehmende Fortschritte, die nun Konkretionen erfordern.

Pessimismus könnte lähmend wirken

Auf ihrem weiteren Weg brauchen die Kirche und ihre Vertreter bei der Weltsynode Unterstützung. Chronischer Pessimismus nach dem Motto „Das wird ja doch nichts bringen“ lähmt den Endspurt zum Oktober kommenden Jahres und erschwert den Weg hin zu einer offeneren und zeitgemäßeren Kirche.

Statt Totreden ist jetzt Anfeuern gefragt. Schließlich gibt es Anzeichen dafür, dass etwas in Bewegung kommt.

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