Münsteraner Theologieprofessor über erstes Welttreffen und Weltsynode in Rom

Bauer: Neues Welt-Netzwerk von Laienseelsorgenden ist weiter als Synode

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Neben der Weltsynode haben sich in Rom erstmals Pastoralreferent:innen aus aller Welt getroffen, darunter der Münsteraner Theologieprofessor Christian Bauer. Kirche-und-Leben.de sagt er, warum ihr Treffen weiter ist als die Weltsynode und welche Rolle ein Kardinal aus dem Synodenpräsidium spielt.

Herr Bauer, erstmals sind parallel zu einer Synode, an der vor allem Bischöfe teilnehmen, auch Laientheolog:innen aus zwölf Ländern und vier Kontinenten in Rom zusammengekommen. Die Initiative kam aus Deutschland. Worum ging es?

Vor acht Jahren hatten Konstantin Bischoff aus München und ich im Theologischen Beirat des Berufsverbands der Pastoralreferent*innen Deutschlands die Idee, Menschen aus aller Welt zusammenzubringen, die in weltkirchlich unterschiedlichen Formaten als Pastoralreferent:innen tätig sind. Dabei sollte es darum gehen, Erfahrungen auszutauschen, ein Netzwerk zu gründen und die Positionen dieser Laienämter in der Weltkirche zu stärken. Das haben wir jetzt gemacht und hier in Rom bereits unsere Stimme in die Weltsynode durch einen Brief eingebracht. Deren Vorbereitungsdokument spricht ja von „neuen Ämtern“. Diese Ämter der verschiedenen „pastoral ministries“ gibt es längst, wenn auch mit unterschiedlichen Namen - und genau die kamen bei unserem Welttreffen zusammen. Im Kern haben sie alle zwei Dinge gemeinsam: Sie tun ihren Dienst und hauptamtlich - und mit einer theologischen und pastoralen Ausbildung.

Wie ist es zu diesem Brief an die Weltsynode gekommen? Was sind die Hauptanliegen darin?

Das war schon ein Experiment. Wir haben unseren Brief in einem offenen synodalen Prozess entwickelt: Wir haben auf die Geschichte der Anderen gehört, haben miteinander gebetet und nach jeder Arbeitseinheit zehn Minuten geschwiegen. Und wir haben auch gestritten und viel gelacht. 

Ich habe am Donnerstagabend mit Kardinal Oswald Gracias aus Bombay in Indien gesprochen, der zum Präsidium der Weltsynode gehört und schon an vielen Synoden teilgenommen hat. Er sagte: „Wir wissen zum ersten Mal am Anfang der Synode nicht, was am Ende dabei herauskommt.“ So haben wir das für unseren Brief auch empfunden. Und so ist weit mehr entstanden als ein konturloser Kompromisstext. Dieser Brief hat Kraft! Wir haben gemerkt, wie wunderbar es ist, miteinander auf dem Weg zu sein, weg von einer klerikalen hin zu einer synodalen Kirche. Dabei gibt es aber auch viele Hindernisse - Klerikalismus ist ein solches, damit verbunden sind frustrierende Erfahrungen von Zurücksetzung. Aber wir haben Hoffnung auf eine Wende.

Sie waren etwas mehr als 20, in der Synodenaula tagen mehr als 400. Welche Chance sehen Sie für die Anliegen Ihres Briefs in der Synode?

Es stimmt, wir haben hier "nur" rund 20 Menschen zusammengebracht, allerdings ausschließlich deshalb, weil wir mehr nicht finanziert bekommen haben. Diese 20 Menschen stehen aber für viele mehr, weil viele ähnlich vernetzt sind wie wir in Deutschland. Wir haben Kontakt zu einigen Akteur:innen der Synode, die uns versprochen haben, unsere Anliegen zu vertreten, zumal wir - wie gesagt - die Frage der Synode nach den "neuen Ämtern" ja auch ausdrücklich thematisieren.

Wie nehmen denn die internationalen Teilnehmenden Ihres Welttreffens die Weltsynode wahr? 

Ganz unterschiedlich. Einige sagen, sie trauen dem ganzen Zauber nicht. Andere meinen, mit der Weltsynode würden Machtverhältnisse spiritualisiert. Wieder andere haben die große Hoffnung, dass es wirklich einen Haltungs- und Kulturwechsel geben kann - eine Veränderung der Art und Weise, wie wir in der Kirche zu Entscheidungen kommen. Ich persönlich glaube, dass Franziskus in diese Richtung denkt. Dass die Synodalen in der Synodenaula an runden Tischen miteinander sprechen - das sind Jahrhundertbilder, die viele eingefahrene Vorstellungen aufbrechen!

Wie soll es weitergehen nach Ihrem ersten Welttreffen?

In diesen wenigen Tagen sind echte Freundschaften gewachsen, und so ist ein Netzwerk fantastischer, sehr engagierter Menschen entstanden, das wir weiter ausbauen. Im nächsten Jahr wird es wahrscheinlich eine Online-Veranstaltung geben und im übernächsten wieder ein Präsenztreffen, dann sicherlich eine Nummer größer. Das bekommt ordentlich Fahrt, davon bin ich überzeugt!

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