Themenwoche „Was ist uns heilig?“ (2) - aus Ahaus

Zur Fastenzeit: Was ist Ihnen heilig, Frau Thöne?

Anzeige

Das Misereor-Hungertuch 2023 von Emeka Udemba steht unter dem Thema „Was ist uns heilig?“. Es bietet viele Interpretationsmöglichkeiten und vermittelt verschiedene Botschaften. „Kirche-und-Leben.de“ hat Andrea Thöne gefragt, was ihr „heilig“ im Leben ist. Die vierfache Mutter engagiert sich in der Pfarrei St. Marien in Ahaus. Die 45-Jährige erzählt von Hoffnungsworten an Ahauser Kirchtürmen und von „heiligen Zeiten“ mit ihrer Familie.

Als vierfache Mutter fällt mir bei dieser Frage als Erstes meine Familie ein. Gemeinsame Erlebnisse, Freude und Leid miteinander teilen, sich gegenseitig zuhören, zusammen lachen, gemeinsame Mahlzeiten – diese Momente der Begegnung sind mir heilig. Jeden Mittag um 13 Uhr kommen die älteren Kinder von der Schule nach Hause, um 13.30 Uhr geht es für meinen Sohn wieder los zum Nachmittagsunterricht.

Das Essen muss pünktlich fertig sein, die Kinder sind hungrig und bringen viel Erlebtes mit. Eine intensive halbe Stunde, in der wir alle zusammen am Tisch sitzen und uns über den Vormittag austauschen – eine heilige Zeit. Auch intensive Gespräche mit Freunden sind mir heilig, dazu ein Cappuccino in der Lieblings-Eisdiele oder ein ausführliches Frühstück beim Bäcker.

Auszeiten in einem Kloster

Heilig sind mir aber auch gerade die Momente, in denen niemand zu Hause ist. Ich liebe es, ohne Unterbrechung einer Arbeit, einem Gedanken nachgehen zu können. In der Stille kann ich mich sortieren, zu mir selbst finden, wieder heil werden.

Gern fahre ich zum Auftanken allein zum Kloster Gerleve nach Billerbeck. Hier ticken die Uhren langsamer. Ein bewusster Ausstieg aus dem Hamsterrad des Alltags in eine andere Welt. Im Foyer der Kloster-Gaststätte empfängt mich bei jedem Besuch ein Spruch auf einer schwarzen Kreide-Tafel: „Die kleinen Dinge sind es, die das Leben ausmachen.“ Eine Einladung, den Blick wieder auf das Wesentliche zu lenken. Für mich vereint dieser Ort Sehnsucht und Gottesnähe, Suchen und Finden – ein heiliger Ort.

Zeiten der Lebensfreude

Es gibt noch ein Lebensgefühl, von dem ich behaupten möchte, das es mir heilig ist: Freude und Begeisterung. Meine Mutter sagt, dass ich schon als Kind meine jüngeren Geschwister mit meiner Vorfreude auf Geburtstage und Feste angesteckt habe. Heute backe ich Motto-Kuchen für die Kindergeburtstage, entwerfe mit viel Liebe zum Detail das gewünschte Karnevalskostüm und verliere mich in Halloween-Dekoration (ein Fest, gegen das ich mich lange gesträubt habe!).

Ich feiere liebend gern Weihnachten und Ostern, besitze eine Tannenbaum-Backform und Osterhasen-Plätzchenausstecher. Mich begeistert die Botschaft, die diese christlichen Feste in die Welt hineinrufen.

Hoffnungsworte an Ahauser Kirchtürmen

Ich glaube an das weihnachtliche Leuchten, das in alle Dunkelheiten unseres Lebens hineingeboren wird und an das österliche Leben, das jeden Tod zunichtemacht. Dabei möchte ich nichts schönreden. Ich sehe das Leiden der Menschen und möchte der Verzweiflung keinen billigen Trost entgegenstellen. Die Freude entspringt einer unbändigen Liebe zum Leben und einer tiefen Gewissheit, dass es einen Gott gibt.

Diese Überzeugung lebe ich auch in meiner Kirchengemeinde vor Ort. In der diesjährigen Fastenzeit tragen die Ahauser Gemeinden an den Fastensonntagen sechzig bunte Holztafeln mit Hoffnungsworten zu allen sieben Kirchtürmen im ganzen Stadtgebiet. Im vergangenen Jahr hingen die 125 mal 40 Zentimeter großen Schilder über mehrere Wochen an der Fassade der Marienkirche.

Gelebte Hoffnung und Begeisterung

Ein Spaziergang durch die Straßen, mit beschrifteten Tafeln in den Händen, könnte man meinen. Für mich ist es mehr! Die Haltung, die Aufbruchstimmung und Entschlossenheit macht aus diesem Gang etwas Heiliges: christliche Gemeinschaft, gelebte Hoffnung, Begeisterung, Glaube.

Das, was ich für mich selbst als heilig erkannt habe, muss ich leben, das spüre ich. Ich fühle mich geführt, geradezu gedrängt, diesen Pfaden zu folgen. Und ich bin fest davon überzeugt: Für die Erneuerung der Kirche brauchen wir Menschen, die nicht zu stoppen sind. Ich bin dabei!

Anzeige