Neues katholisches Studierendenwohnheim eröffnet

200 Wohnungen mitten in Münster – Studierende beziehen Tita-Cory-Campus

  • Nach zweieinhalbjähriger Bauzeit ist in Münster das katholische Studierendenwohnheim Tita-Cory-Campus eröffnet worden.
  • Der 28,5 Millionen Euro teure Komplex soll auf christlichem Fundament studentisches Leben in Gemeinschaft ermöglichen.
  • Mit 200 Wohneinheiten, Gemeinschaftsräumen, Bistro, Grünflächen und Kapelle wurde in der Nähe des Universitätsklinikums eine moderne Infrastruktur geschaffen.

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230.000 Klinker sind verbaut worden, 3.700 Quadratmeter Wohnfläche entstanden, 180 der 200 Zimmer bereits bezogen: Das neue katholische Studierendenwohnheim in Münster hat seinen Betrieb aufgenommen. „Tita-Cory-Campus“ heißt der Komplex in der Nähe des Universitätsklinikums, der in den vergangenen gut zwei Jahren gebaut wurde. 28,5 Millionen Euro hat der Bau gekostet – 24,4 Millionen kamen vom Bistum Münster, der Rest wurde vom Land NRW gefördert.

Eine Investition genau an der richtigen Stelle, sagte der Verwaltungsdirektor des Bistums, Ralf Hammecke, bei einem Pressegespräch auf dem Campus-Gelände. „Hier soll Glauben greifbar werden.“ Junge Menschen in der Ausbildung und im Studium seien in den kommenden Jahren eine entscheidende Zielgruppe für den Kontakt mit der Kirche. „Demografisch kommt danach kaum noch etwas.“

Prägende Lebensphase in Gemeinschaft erfahren

In den Augen Hammeckes gibt es nur noch wenige Orte, an denen diese Generation mit Kirche und Glaube in Kontakt kommen kann. „Hier aber ist ein Ort entstanden, der diesen Kontakt begehbar, erlebbar, haptisch erfahrbar macht.“ Die Gebäude sollen einem Lebensgefühl Raum geben, in dem mehr geschehen kann als nur die reine Grundversorgung. Die Botschaft dabei: „Studieren ist keine egozentrische Veranstaltung, sondern ein Gemeinschaftserlebnis in einer prägenden Lebensphase.“

Dass sich dies auf einem christlichen Fundament entwickelt, ist auch baulich deutlich geworden. Eine Kapelle für gemeinsame Gottesdienste gehört dazu. Und auch die Nähe zur Klinikseelsorge soll genutzt werden. Der leitende Klinikseelsorger Leo Wittenbecher hat seine Büros ebenfalls auf dem Campus. Er will den Kontakt zu den Studierenden suchen. „Eine neue Chance der Kooperation“, nennt er das. Denn Sinnfragen stellten sich für ihn sowohl für die Patienten und Angehörigen genauso wie für junge Menschen am Anfang ihres Berufslebens. „Sowohl die Kranken als auch die Studierenden können von Angeboten zu dieser Frage profitieren.“

Ein Raum, der Kirche sonst verschlossen ist

Mit dem neuen Campus könne Kirche damit einen Raum betreten, zu dem sie sonst keinen Zugang hat, sagte Wittenbecher. Wie dieser konkret ausgestaltet wird, will er mit den Studierenden gemeinsam überlegen. „Wir wollen zusammen schauen, wo es Andock-Punkte gibt, welche Fragen für sie relevant sein können.“ Sein Ziel ist es, dass dabei nicht nur kleine Gemeinschaften auf den Fluren entstehen, sondern eine große Campus-Gemeinschaft.

Um Teil dieser Gemeinschaft zu werden, müssen die Bewohner nicht katholisch sein, betonte Markus Hoffmann, der als Geschäftsführer des Bischöflichen Studierendenwerks in Münster nun für sechs Wohnheime zuständig ist. „Ein großer Teil der Studentinnen und Studenten kommt mit einem religiösen Hintergrund hierher, kommt aus der Messdiener- oder Verbandsarbeit.“ Damit sei automatisch eine christliche Grundhaltung auf dem Campus eingekehrt. „Studierende anderer Religionen und Konfessionen oder Konfessionslose leben aber genauso hier und sind in die Gemeinschaft eingeladen.“

Es wächst etwas zusammen

Dass das funktioniert, hat sich bereits in den ersten Wochen gezeigt, sagt Lara Sommerfeld. Die Studentin der Sportwissenschaften und Mathematik war eine der ersten Bewohnerinnen und hat sich nicht nur auf ihren 18 Quadratmetern Wohnfläche mit eigenem Bad sofort wohlgefühlt. „Die gemeinsame Küche ist bereits zum Mittelpunkt aller Mitbewohner von meinem Flur geworden“, sagte die 19-Jährige. „Da wächst schon etwas zusammen.“

Es wird weiterwachsen, wenn die Kapelle fertig gebaut sein wird, das Bistro im Innenhof öffnet und die großen Beete zwischen den vielen Sitzgelegenheiten begrünt sind. Noch wird an vielen Ecken gebaut und gereinigt. Die Atmosphäre auf dem Tita-Cory-Campus scheint dagegen schon sehr weit gediegen zu sein.

Der Campusname geht auf Corazon Aquino zurück, die 1986 nach dem Ende der Diktatur von Ferdinand Marcos erste Präsidentin der Philippinen wurde. Sie gilt als kämpferisch und ist überzeugte Demokratin. Als mutige und politische Frau mit großer Volksnähe trug sie den Spitznamen „Tante Cors“ – „Tita Cory“. Die Förderung der Wissenschaft und der Studierenden war ihr ein wichtiges Anliegen. Der Name war von einer Jury aus den Vorschlägen von Studentinnen und Studenten gewählt worden.

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