Themenwoche "Neue Diakone im Bistum Münster" (1)

Architekt Jörg Bousart will als Diakon auch ein inneres Zuhause bauen

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Zehn Männer werden am 13. November im Dom in Münster vom emeritierten Weihbischof Dieter Geerlings zu Ständigen Diakonen mit Zivilberuf geweiht. Auf Kirche-und-Leben.de stellen wir einige Kandidaten im Porträt vor. Den Auftakt macht Jörg Bousart aus Kevelaer, der als Architekt den Menschen Häuser baut. Als Diakon will er ihnen auch ein inneres Zuhause bauen.

Seine Linien sind eigentlich die geraden, die genau zu berechnenden, die sauber aufeinander abgestimmten. In seinem Büro in Kevelaer zeugen einige Modelle und Pläne davon, welche Exaktheit in seinem Beruf notwendig ist. Auch die Streben des Eiffelturms auf dem Poster über seinem Schreibtisch sind ein Beleg dafür. Jörg Bousart ist Ingenieur und Architekt. Und bald auch Diakon. Er springt dann aber nicht zwischen der exakt gezeichneten Welt der Bauwerke und den unberechenbaren Lebenswegen der Menschen hin und her, sagt er.

Es hört sich ein wenig an wie die krumme Linie, auf der Gott gerade schreibt, wenn er das erklärt. „Auch in meinem Beruf ist längst nicht alles linienförmig.“ Kreativität ist gefragt, denn viele Dinge müssen aufeinander abgestimmt werden. „Ort, Nutzung, Baurecht…“, zählt er auf. „Und vor allem die Wünsche und Ideen der Bauherren.“ Kommunikation ist gefragt, um die individuellen Vorstellungen zu verstehen und umzusetzen.

Er will als Kümmerer Geborgenheit schaffen

So baut er das „äußere Zuhause“, wie er das nennt. „Ich bin da ein echter Kümmerer, einer, der will, dass die Menschen sich in ihren vier Wänden wohlfühlen.“ Als Diakon geht es ihm dagegen um das „innere Zuhause“. Beides soll Geborgenheit und Halt geben, egal wie krumm es das Leben gerade mit jemandem meint. Dann geht es ihm auch als Seelsorger darum, Ordnung zu schaffen, ein festes Gerüst zu geben – eben die Linien wieder gerade zu ziehen. „Die Menschen sollen wissen, dass sie für etwas gebaut wurden, das in Ordnung ist – egal wie verworren es manchmal scheint.“

Er kennt solche Situationen nicht nur aus seinem beruflichen und familiären Umfeld. Er sucht sie seit vielen Jahren aktiv – als Mitglied der Bruderschaft der „Consolatrix Afflictorum“, der „Trösterin der Betrübten“, jenem Marienbild, zu dem die Wallfahrer nach Kevelaer kommen. An dem Sechsten jeden Monats hält er das tägliche Marienlob in der Wallfahrtskapelle, in dem die Fürbitten und Gebete der Pilger aufgenommen werden.

Jede Kerze ein Dank oder eine Bitte

Kirche-und-Leben.de überträgt die Diakonenweihe am Sonntag ab 14.30 Uhr live.

Es gibt nicht wenige davon. Wenn er über den Kapellenplatz geht, weiß er, dass hinter jeder brennenden Kerze ein besonderer Moment des Dankes oder der Bitte steckt. „Die Sehnsucht nach Antworten auf grundsätzliche, lebensentscheidende Fragen ist ungebrochen“. Kevelaer ist dafür ein „Hotspot in der säkularen Welt“, sagt er. Ein Ort, von dem jeder weiß, dass der Glaube dort seinen festen Platz hat. An dem Menschen Rückhalt finden, die zweifeln, sich vergessen fühlen, Angst haben. „Auch wenn es nicht das eine Rezept gibt, mit dem ihnen dann geholfen werden kann – die Bibel ist ein hervorragendes Rezeptbuch – immer noch topaktuell.“

Er möchte dieses Buch mit den Menschen demnächst vermehrt aufschlagen. Dass er das als Diakon tun wird, hat seine Vorgeschichte. Natürlich gab es viele Impulse in seinem Leben, die im Glauben gestärkt haben, sagt Bousart. Der entscheidende aber kam vor einigen Jahren vom damaligen Wallfahrtsleiter und heutigem Weihbischof Rolf Lohmann. „Er fragte mich, ob das Diakonat etwas für mich sei.“ Und sie gingen gemeinsam auf eine Reise nach Afrika, eine Kopie des Gnadenbildes aus Kevelaer im Gepäck – für die Kapelle, die er als Architekt dort baute.

Neue Aufgabe ist öffentlich

Am Ende stand Bousarts Entschluss, seinem Leben als Diakon einen weiteren Impuls zu geben. Warum braucht es dafür die Weihe? Hat er nicht zuvor auch schon am Sechsten jeden Monats die Bitten der Menschen vor Gott gebracht? „Meine Position wird eine andere sein.“ Nicht nur am Altar, sondern auch im Leben. Seine neue Aufgabe ist öffentlich. „Die Menschen werden wissen, dass ich für sie da sein will.“ Er machte schon in der Ausbildung Erfahrungen damit, als ihn etwa ein Handwerker auf sein Diakonat ansprach, um mit ihm über den Glauben zu sprechen.

Genau um diese Momente soll es gehen. Die Oberfläche für solche Kontakte soll größer werden. Bei den jungen Familien, die mit ihm als Architekten ein Haus bauen wollen. Im Altenheim, wo er sein Seelsorge-Praktikum gemacht hat. Bei Taufen, Beerdigungen, bei Gottesdiensten. Vor allem aber bei den alltäglichen Begegnungen, bei denen er eine wichtige Chance sieht: „Wenn die Menschen im Pfarrhaus klingeln müssen, ist die Hürde in der Kirchenkrise sicher höher als beim Kontakt mit mir in Zivil.“

Familien trägt neue Aufgabe mit

Es ist eine Zusatzaufgabe, die bei seinen vier Kindern im Alter von 13 bis 24 Jahren durchaus nicht immer leicht zu stemmen sein wird. Das ist Bousart bewusst. Seine Frau und sein Nachwuchs haben die Entscheidung aber mitgetragen. „Obwohl sie auch in der Ausbildungszeit schon gemerkt haben, dass ich daheim manchmal gefehlt habe.“ Sie wussten, dass dieser Weg zu ihm passt. Zum Kümmerer beim Bau vom äußeren und inneren Zuhause der Menschen.

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