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Rafft sich die katholische Kirche wirklich zu Reformen auf? Ulrich Suffner, Chefredakteur von OM-Medien in Vechta, hat seine Zweifel. Und setzt in seinem Gast-Kommentar auf seine Glaubensheimat vor Ort.
Ist die im Vatikan Anfang Oktober eröffnete Weltsynode der Hoffnungsschimmer am römischen Horizont? Papst Franziskus hat gleich zu Beginn klargestellt, dass es ihm weniger um konkrete Reformen geht, als vielmehr lediglich um die Frage, auf welchem Weg die katholische Weltgemeinschaft irgendwann einmal zu Reformen kommen könnte. Kurz gesagt: Das Anliegen des Papstes ist vor allem, den Laden irgendwie zusammenzuhalten.
Immerhin darf auf dieser Synode angstfrei gesprochen werden, erstmals auch von Frauen. Franziskus lässt offene Streit- und Gesprächskultur zu. Das mag man als Fortschritt loben, sollte im 21. Jahrhundert allerdings eine Selbstverständlichkeit sein. So wollen deutsche Reformbischöfe denn auch „alle Themen auf den Tisch“ bringen: die Forderung nach einem Frauenpriestertum, die strukturellen Gründe für sexuellen Missbrauch von Priestern und dessen jahrzehntelanger Vertuschung, die Diskriminierung Homosexueller und so weiter und so weiter.
Freie, aber folgenlose Rede
Der Autor
Ulrich Suffner ist Chefredakteur der Redaktion der OM-Mediengruppe, die im südoldenburgischen Teil des Bistums Münster die „Oldenburgische Volkszeitung“ in Vechta, die „Münsterländische Tageszeitung“ in Cloppenburg und das lokale Nachrichtenportal „OM online“ herausgibt. Der Katholik ist verheiratet und Vater von drei erwachsenen Söhnen.
Doch reicht das Zugeständnis der freien, aber folgenlosen Rede, um reformwillige Christen auf Dauer in einer reformunwilligen Institution zu halten? Die bisherigen Ausführungen des Papstes sprechen jedenfalls nicht dafür, dass zum Beispiel der in Deutschland eingeschlagene Synodale Weg Unterstützung erfährt. Vielmehr wird Synodalität, die zu Ergebnissen kommen will, in Rom als Parlamentarismus denunziert.
Die katholische Kirche steckt zumindest in Europa, aber auch in anderen Teilen der Welt in einer großen Glaubens- und Glaubwürdigkeitskrise. Als Gegenmittel preist Franziskus seit Jahren Synodalität an. Aber wird auch auf der Weltsynode wieder nur geredet, ohne zu regeln, wird dieses Heilmittel nicht wirken.
Kirche kann trotzdem Heimat bleiben
Trösten mag der Gedanke, dass Kirche trotzdem Heimat bleiben kann, auch wenn die von Franziskus einberufene Weltsynode in diesen Tagen als fragwürdiger Reformprozess mit unklarem Ausgang erscheint. Die Hoffnung auf substanzielle Veränderungen mag zu Lebzeiten schwinden, aber darunter muss ja nicht der eigene Glaube an die Auferstehung Jesu Christi und das ewige Leben bei Gott leiden.
Gottesdienste und Gemeindeleben, gute persönliche Erfahrungen mit Priestern und Ordensleuten sowie ein christliches Familienleben können trotzdem weiter Halt geben. In einer Gesellschaft, die von Radikalisierung und Spaltung bedroht ist, sind Empathie und Hilfsbereitschaft, gepaart mit einem kritischen, Geist wertvolle Tugenden. Mehr denn je kommt es auf das eigene Zeugnis an.