Teil 8: Daniel Kosch / Schweiz

„Die Weltsynode muss die Entmündigung der Getauften beenden“

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Was denkt die Weltkirche über die Weltsynode? Kirche-und-Leben.de hat Menschen rund um den Globus gefragt – über die Meinung im Land und ihre eigene. Und welche Rolle der Synodale Weg in Deutschland spielen könnte. Teil 8: Daniel Kosch aus der Schweiz.

1. Was erwartet die Kirche in Ihrem Land von der Weltsynode?

In der Schweiz haben viele bisher kaum etwas von der Weltsynode mitbekommen. Und von jenen, die sich interessieren, haben etliche keine großen Erwartungen. Sie haben das Vertrauen verloren, dass die Bischöfe und der Papst die dringend nötigen Reformen wirklich anpacken. Aber sowohl für jene, die noch hoffnungsvoll sind, als auch für die Entmutigten haben die Frauenfrage, mehr Mitsprache aller Getauften sowie die Beseitigung der systemischen Ursachen des sexuellen Missbrauchs oberste Priorität.

2. Welche Bedeutung könnte dabei der Synodale Weg in Deutschland haben?

Daniel Kosch (*1958) ist Theologe und war von 2001 bis 2022 Generalsekretär der Römisch-Katholischen Zentralkonferenz der Schweiz. Zudem war er einer der beiden Schweizer Beobachter beim Synodalen Weg der katholischen Kirche in Deutschland.

Der Synodale Weg hat zu diesen Themen Grundlagenarbeit geleistet. Und er hat Formen des gemeinsamen Beratens und Entscheidens erprobt, die nicht der Logik folgen, dass zwar alle mitreden dürfen, am Ende aber die Hierarchie allein entscheidet. Beides ist für jene bedrohlich, die sich den bitteren Realitäten des Machtmissbrauchs und des Glaubwürdigkeitsverlustes nicht stellen und ihre klerikale Macht bewahren wollen. Deshalb ist der Synodale Weg trotz mancher Defizite, die es auch gab, für die einen Grund zur Hoffnung, für die anderen Stein des Anstoßes.

3. Was ist Ihre persönliche Hoffnung für die Weltsynode?

Ich hoffe, dass die Teilnehmenden und auch der Papst sich bewusst sind, dass diese Synode in einer Zeit fundamentaler, auch für die Kirche mancherorts existenzbedrohender Krisen stattfindet und darauf ganz konkret reagieren muss. Ist es der Kirche mit der Synodalität ernst, muss sie der Diskriminierung in all ihren Formen und der Entmündigung der Getauften eine klare Absage erteilen. Und sie muss sich gleichzeitig mit all jenen solidarisieren, deren Leben durch den Klimawandel, Armut, Hunger und Gewalt bedroht ist.

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