Teil 2: Michael Kuhn / Belgien

„Die Weltsynode kann eine Übung in Zuhören werden“

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Was denkt die Weltkirche über die Weltsynode? Kirche-und-Leben.de hat Menschen rund um den Globus gefragt – über die Meinung im Land und ihre eigene. Und welche Rolle der Synodale Weg in Deutschland spielen könnte. Teil 2: Michael Kuhn aus Belgien.

Was erwartet die Kirche in Ihrem Land von der Weltsynode?

Das Papier der belgischen Kirche fasst das Ergebnis des neunmonatigen synodalen Prozesses so zusammen:
- Unser Traum ist eine in der Welt stehende und ihre Nöte verstehende, solidarische Kirche.
- Weitergehende Reflexion über die Ämter in der Kirche.
- Eine Interpretation von Sexualität in Übereinstimmung mit dem Hauptgebot der Liebe.
- Eine verständliche Sprache in der Liturgie, die auch Fernstehende erreichen kann.
- Neue Orte für Glaubenserfahrungen, Innerlichkeit und Gebet finden – über die Sonntagsmesse hinaus.

Welche Bedeutung könnte dabei der Synodale Weg in Deutschland spielen?

Der Autor:
Michael Kuhn, geb. 1958, Theologe und Kommunikationswissenschaftler, ständiger Diakon, seit 1993 in Brüssel, von 1997 bis 2023 für die Österreichische Bischofskonferenz und für die COMECE tätig.

Die oben genannten Themen unterscheiden sich inhaltlich nicht wesentlich von denen in anderen europäischen Ländern. Ihre ausgewogene Formulierung entspricht ganz dem Denken in der belgischen Kirche, am Schnittpunkt von lateinischer und germanischer Kultur, die sich wesentlich von der Kirchenkultur in Deutschland unterscheidet. Von vielen wird die Vorgangsweise der deutschen Kirche im „Synodalen Weg“ als überheblich und oberlehrerhaft wahrgenommen, selbst wenn man inhaltlich vielem zustimmen kann.

Was ist Ihre persönliche Hoffnung für die Weltsynode?

Die Novitäten – die Vorbereitung der Synode, der bunte Kreis der TeilnehmerInnen und das Setting an „Runden Tischen“ in der Audienzaula – stimmen mich zuversichtlich. Persönlich erhoffe ich mir von der Synode, die ja aus zwei Teilen in zwei aufeinanderfolgenden Jahren besteht, eine Einübung in der Kunst des Zuhörens und der Synodalität (des miteinander Unterwegsseins), Geduld und Ausdauer. Dass die Synode mit drei Tagen der Stille und dem „Hören auf den Heiligen Geist“ beginnt, kann dafür nur von Vorteil sein.

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