Teil 6: Paolo Zambaldi / Italien

Hören der Weltsynode wird ein falsches, ein populistisches Hören sein

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Was denkt die Weltkirche über die Weltsynode? Kirche-und-Leben.de hat Menschen rund um den Globus gefragt – über die Meinung im Land und ihre eigene. Und welche Rolle der Synodale Weg in Deutschland spielen könnte. Teil 6: Paolo Zambaldi aus Italien.

Was erwartet die Kirche in Ihrem Land von der Weltsynode?

Eine klare Position der italienischen Kirche zur Synode und darüber hinaus bleibt vielen verborgen. Das liegt daran, dass sie es vermeidet, Erklärungen abzugeben, gegen die sich ein Einwand erheben ließe. Die Bischofskonferenz ist de facto auf unterwürfigen Gehorsam gepolt, unterwirft sich dem Willen des Papstes und hat weniger Angst, den Konsens des Volkes zu verlieren als vielmehr Prestigepositionen in einem stark rechtsgerichteten gesellschaftspolitischen Kontext. Der frühere Vorsitzende der Italienischen Bischofskonferenz, Gualtiero Bassetti, erklärte bei der Vorstellung der Synode, dass heiße Themen nicht diskutiert werden würden, da es sich im Wesentlichen um eine "Synode des Zuhörens" handeln würde. In Wirklichkeit, und das sage ich mit Bitterkeit, gibt es in der italienischen Kirche (und ich glaube auch beim Papst, der von ihr immer unverhohlen verteidigt wird) weder einen Reformwillen noch theologische Fähigkeiten oder intellektuelle Ehrlichkeit, genauso wenig wie den Wunsch nach einer größeren Treue zum Evangelium, um eine Synode zu ermöglichen, die "wirklich dialogisch" frei von Vorurteilen und transparent in ihren Absichten ist.

Welche Bedeutung könnte dabei der Synodale Weg in Deutschland haben?

Der Autor:
Paolo Zambaldi (geboren 1985) ist Priester des Bistums Bozen-Brixen und Kaplan in mehreren Pfarreien in Bozen und Autor mehrerer geistlicher und theologischer Bücher. Im Wintersemester 2023/24 beginnt er ein Promotionsstudium in Pastoraltheologie an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Münster.

Der Synodale Weg in Deutschland wäre meines Erachtens der einzig wirkliche Wegweiser, der in Frage kommt. Vor allem wegen der unausweichlichen Themen, die untersucht wurden, wegen ihrer europäischen und westlichen Dimension (wo die Krise der Kirche am größten ist) und der Kompetenz, der Intelligenz und des Eifers, mit denen sie durchgeführt wurde. Und vor allem wegen der "echten" Aufmerksamkeit, die den Laien gewidmet wird: eine Aufmerksamkeit, die verstärkt werden muss, wenn uns wirklich die Beseitigung des Klerikalismus am Herzen liegt, der der Glaubwürdigkeit der Botschaft des Evangeliums so viel Schaden zugefügt hat. Aber nach der an Beleidigung grenzenden Behandlung, die den deutschen Bischöfen in Rom zuteil wurde, nach dem feindseligen Vortrag des Papstes und in Anbetracht der bewusst kultivierten Ignoranz gegenüber den Inhalten und Methoden des deutschen Synodalen Wegs (in Italien spricht keine Zeitung darüber, außer in polemischer Form!), bin ich mir sicher, dass nicht nur die Argumente keine Rolle spielen werden, sondern vor allem der Geist ignoriert beziehungsweise falsch dargestellt und gedemütigt werden wird.

Was ist Ihre persönliche Hoffnung für die Weltsynode?

Die Synode zur Synodalität (der Titel weckt bereits den Verdacht der Selbstreferenzialität) wurde als "Moment des Hörens" auf die Bedürfnisse, Stimmen und Erwartungen des Volkes Gottes dargestellt. Aber wie wir wissen, reicht das bloße Zuhören, auch wenn es positiv ist, nicht aus. Es erfordert vor allem eine Reaktion und möglicherweise die Übernahme von Verantwortung für Veränderungen. Auch radikale Veränderungen, wenn es darum geht, undurchsichtige und dem Evangelium widersprechende Verhaltensweisen auszumerzen. Die Kirche hat aber in der Vergangenheit und auch heute noch nicht verstanden zuzuhören. Sie hat kaum auf Propheten (Priester und Laien) gehört, die vor der Notwendigkeit von Veränderungen gewarnt haben, sondern hat sie verfolgt, ausgeschlossen, suspendiert ... Sie hat nicht auf die Stimmen der Amazonas-Synode gehört, sie hat die anderen europäischen Synoden im Grunde ignoriert.

Die Kirche hat immer beschlossen (auch in dieser Synode), vorsorglich diejenigen auszuschließen, die vielleicht unabhängig gewesen wären, sie hat immer wieder betont, dass sie selber keine Demokratie ist (als ob das etwas Negatives wäre!). Es gibt keine Grundlage für ein Zuhören. Es wird ein falsches Zuhören sein, wie es populistische und im Grunde totalitäre Regime meisterhaft beherrschen. Ich frage mich: Was ist dann der Sinn einer Synode?

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