Teil 9: Stefan Hippler / Südafrika

„Die Weltsynode muss den eingesperrten Heiligen Geist befreien“

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Was denkt die Weltkirche über die Weltsynode? Kirche-und-Leben.de hat Menschen rund um den Globus gefragt – über die Meinung im Land und ihre eigene. Und welche Rolle der Synodale Weg in Deutschland spielen könnte. Teil 9: Stefan Hippler aus Südafrika.

Was erwartet die Kirche in ihrem Land von der Weltsynode?

Die offizielle südafrikanische Kirche erwartet „missionarische Umkehr“. Ansonsten gibt es eher verhaltene Reaktionen. Man tut, was von Rom erfragt wurde.

Bei dem synodalen Vorbereitungsprozess gab es als sich durchziehende Themen auf Pfarrebene Erwartungen in Bezug auf die Beteiligung von Frauen in der Kirche, Offenheit der Kirche für Randgruppen sowie Stärkung der Ausbildung von Klerikern. 
Der kirchliche Umgang mit und die Beziehung zu Tradition und Ahnenkult bedürfe der Klärung.

Es muss erwähnt werden, dass viele der stark traditionell geprägten Kleriker und Laien in der südafrikanischen Kirche darauf hoffen, dass die Synode kommt und geht, ohne dass es praktische Konsequenzen hat.

Welche Bedeutung könnte dabei der synodale Weg in Deutschland haben?

Stefan Hippler (63) wurde 1986 für das Bistum Trier zum Priester geweiht. Seit 1997 lebt er in Kapstadt/Südafrika, zunächst als Pfarrer der deutschsprachigen Gemeinde, später in der Seelsorge für HIV-Infizierte und an Aids Erkrankte, seit 2014 ist er „resident priest“ im Erzbistum Kapstadt. 2001 gründete er die Hilfsorganisation „Hope Cape Town“, das HIV-positive Kinder medizinisch und sozial unterstützt.

Ein Bischofsbrief von 2022, den unter anderem Kardinal Wilfried Nox Napier, emeritierter Erzbischof von Durban in Südafrika unterzeichnet hat, gibt den Eindruck einer eher negativen Bedeutung: Der Synodale Weg höre nicht auf den Heiligen Geist und das Evangelium, untergrabe die Glaubwürdigkeit der kirchlichen Autorität, die christliche Anthropologie und Sexualmoral sowie die Heilige Schrift. Inspiriert von zeitgenössischen Ideologien werde sich der Welt und nicht Jesus Christus unterworfen.

Aber gerade damit wird der deutsche Synodale Weg bedeutsam für die Weltsynode: Die Themen liegen offen auf dem Tisch. Es gibt eine Klarheit, die hoffentlich bei der Synode zu ehrlichem Dialog, offenem Zuhören und ehrlicher Reflektion führt. Und damit dem so oft zitierten Heiligen Geist die Möglichkeit gibt, wirklich an die Arbeit gehen zu können!

Was ist ihre persönliche Hoffnung für die Weltsynode?

Meine persönliche Hoffnung ist, dass die Weltsynode ein sichtbarer Meilenstein wird, das wandernde Gottesvolk und seine Unterschiedlichkeit wahr- und ernst zu nehmen. Und dem so lange eingesperrte Geist des Zweiten Vatikanischen Konzils endlich das „aggiornamento“ zu erlauben, das lebensnotwendig ist. 

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