Vorsitzender der Bischofskonferenz fordert fundamentale Lösungen für fundamentale Probleme

Bätzing: Zeit für souveräne Entscheidung in Köln ist vertan

  • Bischof Georg Bätzing hat der Vorstellung eine Absage erteilt, "durch ein paar Schönheitsreparaturen" könnte die Kirche aus ihrer massiven Krise herauskommen.
  • Eine souveräne Entscheidung wie die von Kardinal Reinhard Marx sei für Kardinal Rainer Maria Woelki in Köln nicht mehr möglich, sagte Bätzing in den ARD-"Tagesthemen".
  • Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz setzte sich erneut für eine Kontrolle klerikaler Macht, für Frauen in kirchlichen Ämtern und eine Diskussion über den Zölibat ein.

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Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, der Limburger Bischof Georg Bätzing, hat der Vorstellung eine Absage erteilt, die Kirche könne ihre massive Krise "durch ein paar Schönheitsreparaturen äußerlicher Art, juridischer Art, verwaltungsmäßig" überwinden. Das Rücktrittsgesuch des Münchner Kardinals Reinhard Marx würdigte Bätzing am Freitagabend in den "ARD-Tagesthemen" und ähnlich zuvor in einem "ZDF-Spezial" als eine "souveräne Entscheidung, menschlich stark und geistlich mutig".

Im Erzbistum Köln, wo Kardinal Rainer Maria Woelki Vorwürfen wegen seines Umgangs mit Missbrauchs-Fällen ausgesetzt ist und derzeit eine von Papst Franziskus eingesetzte Apostolische Visitation beginnt, sei "dieser Zeitpunkt der Souveränität natürlich überschritten", sagte Bätzing. "Dort gelten jetzt andere Gesetze. Die Zeiten sind vorbei."

 

"Wir können eigentlich nicht auf Marx verzichten"

 

Auf das Systemversagen der Kirche insgesamt könne es "nur systemische Antworten geben, die fundamental sind". Diese Botschaft habe der Münchner Kardinal Marx heute sehr deutlich ausgesandt.

Bätzing äußerte Verständnis auch für die Enttäuschung von Menschen über die Entscheidung von Marx. Der Kardinal sei derjenige, der als "Motor den Synodalen Weg in Gang gesetzt hat, der ihn immer wieder auch in Richtung Rom transportiert und kommuniziert", betonte der Limburger Bischof. "Wir können eigentlich nicht auf ihn, seine Stimme und denkerische Kraft verzichten – und ich hoffe, dass wir das auch nicht müssen, selbst, wenn er nicht mehr Bischof von München-Freising ist.

 

Bätzing: Gleichberechtigung der Frauen endet nicht beim Amt

 

Zugleich erneuerte Bätzing seine Forderung nach Reformen in der Kirche. Notwendig seien der Abbau von Klerikalismus und die Kontrolle klerikaler Macht. Die bischöfliche Macht habe "etwas von Monarchischem, von vergangenen Zeiten". Es brauche Kontrolle auf jeder Ebene in der katholischen Kirche. Auch wenn es Macht geben müsse, um zu gestalten, müsse sie doch kontrolliert werden, sagte Bätzing: "Es gilt, priesterliche Macht einzuhegen, überall Vier-Augen-Prinzipien auszuüben."

Darüber hinaus forderte Bätzing Fortschritte in der Gleichberechtigung von Frauen auf allen Ebenen des kirchlichen Amtes, "und das wird nicht enden an der Grenze des sakramentalen Amtes. Das sage ich voraus, und ich hoffe es", betonte der Limburger Bischof. Überdies wisse die Kirche, dass mit der Priesterweihe nicht zwangsläufig der Zölibat verbunden sein müsse. "Da braucht es Entscheidungen", sagte Bätzing.

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