Anzeige
„Maria 2.0“ auch im Kloster: Mit einem besonderen Abendgebet haben die Benediktinerinnen in der Abtei St. Scholastika Dinklage ihre Unterstützung für diese Aktion erklärt. Schwester Ulrike Soegtrop, Verwaltungsleiterin der Abtei, berichtet im Gespräch mit „Kirche-und-Leben.de“, die Schwestern hätten nach einer Anhörung „einmütig“ diese Entscheidung getroffen.
Die in Münster gegründete Initiative „Maria 2.0“ hatte Frauen in der Woche vom 11. bis 18. Mai zu einem Kirchenstreik aufgerufen. Sie sollten in dieser Zeit keine Dienste für die Kirche verrichten und kein Gotteshaus betreten, um gegen ihren Ausschluss vom Weiheamt und für eine Aufklärung der Missbrauchsskandale einzutreten.
„Verzicht auf Messe geschieht ohnehin täglich“
Schwester Ulrike Soegtrop sagt, sie und ihre Mitschwestern in Dinklage hätten großes Verständnis für die Form des Protestes von "Maria 2.0" | Foto: Michael Rottmann
Einen echten Kirchenstreik habe es in Dinklage nicht gegeben, sagte Schwester Ulrike. „Wir Ordensfrauen gestalten unsere Liturgie, unsere fünf Gebetszeiten über den Tag, ja selbst. Dazu gehört auch eine Eucharistiefeier, und auf die wollten wir nicht verzichten.“
Die Schwestern hätten jedoch „großes Verständnis“, dass Frauen gerade diese Form des Protestes wählten. „Denn die Frauen haben diesen Verzicht auf die Eucharistiefeier ja nicht erfunden“, sagte Schwester Ulrike. „Dieser Verzicht auf eine Eucharistiefeier ist doch schon überall Wirklichkeit, weil es zu wenig Priester gibt.“ Sie fragte: „Ist diese Aktion nicht einfach eine Umkehrung von dem, was die Frauen in den Gemeinden schon erleben?“
„Sind Voraussetzungen wichtiger als die Eucharistie selbst?“
Kritisch äußerte sich die Benediktinerin in diesem Zusammenhang über die Zulassungskriterien zu den Weiheämtern. „Sind uns diese Voraussetzungen zur Feier der Eucharistie nicht wichtiger geworden als die Eucharistiefeier selbst?“ Hinter dem Protest der Frauen stecke ein „Schmerz der Ohnmacht“, sagte Schwester Ulrike weiter. Frauen wollten sich einbringen, es werde ihnen aber verwehrt.
Die Schwestern auf Burg Dinklage wollen die Anliegen von „Maria 2.0“ in ihr Vespergebet am Donnerstagabend (16. Mai, 18 Uhr) nehmen. Wie Schwester Ulrike berichtet, wollen sie sich damit eingliedern in die internationale Gebetsaktion „Gebet am Donnerstag“. Dieses Gebet für die Gleichstellung der Frauen in der Kirche hat Schwester Irene Gassmann, Priorin des Benediktinerinnen-Klosters Fahr im Bistum Zürich im Februar ins Leben gerufen.
Die Fürbitten sprechen Gott als „unseren Vater und unsere Mutter“ an, sprechen von „Frauen und Männer gleichwertige Mitglieder der Kirche“ und betonen Offenheit für Menschen „gleich welcher sexueller Orientierung“. Nötig seien „neue Wege und einschneidende Veränderungen“.
„Es gilt, das stärkste Mittel zu wählen“
Die Abtei Dinklage ist das neunte Kloster in Deutschland, das sich der Gebets-Aktion anschließt. In der Schweiz sind fünf Klöster beteiligt sowie 13 Gebetskreise in Gemeinden. Die Abtei Burg Dinklage wolle auf Dauer dieses wöchentliche Gebet in ihrer Vesper mitbeten, sagte Schwester Ulrike und verwies auf ein Wort des heiligen Benedikt. „Wenn alle anderen Möglichkeiten nichts gebracht haben, dann gilt es das stärkste Mittel zu wählen – das Gebet.“
Wie lange man dieses Gebet für die Gleichstellung von Frauen in der Kirche beten werde, konnte Schwester Ulrike nicht sagen. Sie verwies auf das besondere Friedensgebet zur Sext in der Mittagszeit. Das hatten die Schwestern zur Zeit des ersten Golfkrieges 1980 eingeführt. „Und um Frieden beten wir aus gutem Grund immer noch“, sagte die Ordensfrau.
Mehr über die Gebets-Initiative der schweizerischen Benediktinerinnen vom Kloster Fahr: www.gebet-am-donnerstag.ch.