Kritik an Darstellung des Betroffenen Bringmann-Henselder

Betroffenen-Sprecher Bauer: Köln hat uns sehr wohl instrumentalisiert

  • Der frühere Sprecher des Beirats von Missbrauchs-Betroffenen im Erzbistum Köln, Patrick Bauer, hält der Bistumsleitung Instrumentalisierung des Gremiums vor.
  • Damit widerspricht er dem Beiratsmitglied Peter Bringmann-Henselder und dem amtierenden Beirat.
  • Bauer war Beiratssprecher, als das Erzbistum Köln im Oktober 2020 einen Gutachter-Wechsel bei der Missbrauchsstudie vollzog.

Anzeige

Der frühere Sprecher des Beirats von Missbrauchs-Betroffenen im Erzbistum Köln, Patrick Bauer, hält der Bistumsleitung Instrumentalisierung des Gremiums vor – und widerspricht damit dem Beiratsmitglied Peter Bringmann-Henselder und dem amtierenden Beirat. Bauer war Beiratssprecher, als das Erzbistum Köln im Oktober 2020 einen Gutachter-Wechsel bei der Missbrauchsstudie vollzog.

In einem auch über Facebook verbreiteten Beitrag zeichnet Bauer die zeitliche Abfolge nach: Die Bistumsleitung habe offenbar bereits lange vor Ende Oktober entschieden, das Missbrauchsgutachten der Kanzlei Westpfahl-Spilker-Wastl (WSW) überprüfen zu lassen. Dessen Bewertung durch den Frankfurter Professor Matthias Jahn sei ja „nicht in kürzester Zeit entstanden“.

Warum die Betroffenen zunächst zustimmten

Auch gab nach Bauers Darstellung der anstelle von WSW beauftragte Missbrauchsgutachter Björn Gercke am 29. Oktober 2020 an, die für sein Gutachten notwendigen Unterlagen des Erzbistums bereits sechs Wochen zuvor – also im September – erhalten zu haben.

Bauer schreibt, in der Sitzung am 29. Oktober sei dargestellt worden, warum das WSW-Gutachten nicht gerichtsfest sei. Die Betroffenen – auch er selbst – seien „wütend“ gewesen auf die Arbeit der Kanzlei und hätten daher zugestimmt, das WSW-Gutachten nicht zu veröffentlichen.

Warum Bauer sich trotzdem als „Steigbügelhalter“ benutzt sieht

Erst später sei ihm klar geworden, so Bauer, dass dem Erzbistum und dem Prüfer Jahn das WSW-Gutachten bereits lange vorgelegen haben muss – anders als den Betroffenen: „Ich bleibe dabei: Wir sind instrumentalisiert worden. Wir waren nur die Steigbügelhalter.“

Das Erzbistum habe die Entscheidung zum Gutachter-Wechsel lange bedenken und vorbereiten können. Die Betroffenen hätten dagegen „zwei Stunden“ gehabt.

„Missbrauch des Beirates“

Bauer schreibt, er würde nicht von Instrumentalisierung sprechen, wenn „wir über die Beauftragungen der Professoren Gercke und Jahn zeitnah informiert worden wären“, wenn den Betroffenen die Bewertung des WSW-Gutachtens durch Jahn „wenigstens drei Tage vor der Sitzung vorgelegen hätte“, wenn die Betroffenen vor der Entscheidung eine Sitzung „unter uns“ und mit Rechtsberater gehabt hätten, und wenn WSW am 29. Oktober eine Erklärung hätte abgeben können.

Da all das nicht der Fall gewesen sei, spricht Bauer von „Missbrauch des Beirates“, den er deshalb 2020 verließ. Bauer bemerkt zudem, es schmerze ihn in der Seele, dass der derzeit amtierende Betroffenenbeirat dem Erzbischof, Kardinal Rainer Maria Woelki, „zur Seite stehen muss, weil er selbst nicht in der Lage ist, sich öffentlich zu äußern“.

Anzeige