Gremium: Keine Instrumentalisierung durch Erzbistum Köln – im Gegenteil

Kölner Betroffenenbeirat: „Medienspektakel“ missbraucht unser Leid

  • Der seit 2022 amtierende Beirat von Missbrauchs-Betroffenen im Erzbistum Köln beklagt, es gebe seit Monaten ein „Medienspektakel“ beim Thema Missbrauch.
  • Dies sei „immer unerträglicher geworden“ und „ein erneuter Missbrauch unseres erfahrenen Leids“, heißt es in einer Stellungnahme des Gremiums.
  • Den Vorwurf einer Instrumentalisierung durch das Erzbistum Köln weist der Beirat zurück.

Anzeige

Der seit 2022 amtierende Beirat von Missbrauchs-Betroffenen im Erzbistum Köln beklagt, es gebe seit Monaten ein „Medienspektakel“ beim Thema Missbrauch. Dies sei „immer unerträglicher geworden“ und „ein erneuter Missbrauch unseres erfahrenen Leids“, heißt es in einer Stellungnahme des Gremiums von Freitag. Wunden würden aufgerissen, das tue weh.

Der Vorwurf, das Erzbistum habe den Betroffenenbeirat instrumentalisiert, als es im Oktober 2020 einen Gutachter-Wechsel bei der Missbrauchsstudie vollzog, treffe den Beirat „hart“, so das Gremium. Das Gegenteil sei der Fall: „Tatsache ist, dass wir unsere Ideen zur Erstellung des Gutachtens vortragen konnten.“ Der Beirat fragt, warum jene, die sich in den Medien zu den Vorgängen äußerten, sich nicht „bei uns“ informiert hätten.

Viele Wechsel im Gremium seit 2020

Im Betroffenenbeirat gab es allerdings zwischen 2020 und heute etliche Wechsel. Die damaligen Beirats-Sprecher Patrick Bauer und Karl Haucke gaben ihre Ämter auf, weil sie sich im Zug des Gutachter-Wechsels instrumentalisiert sahen. Die Amtsperiode des Beirats endete im März 2022 turnusmäßig, das Gremium konstituierte sich neu.

In der aktuellen Stellungnahme des Beirats heißt es: „Wir können den Grund für die Kritik nicht bewerten.“ Zuletzt war eine PR-Strategie des Erzbistums enthüllt worden, die auch die Zeit des Gutachter-Wechsels 2020 betraf. Auch wolle das Gremium niemanden von Kritik abhalten, „aber sie sollte sachlich korrekt ausgesprochen und nicht auf unsere Kosten geschehen“.

„Mit Missbrauch wird Kirchenpolitik gemacht“

Die Beiratsmitglieder erklären, es verletze sie zunehmend, dass Missbrauch fast ausschließlich „als ,Aufhänger‘ für kirchenpolitische Kritik genutzt“ werde. Kirchenpolitische Fragen sollten „mit den Verantwortlichen direkt besprochen werden“, statt in den Medien „den sexuellen Missbrauch vorzuschieben und uns erneut zu benutzen“.

Die Sicht, der Missbrauchsskandal werde instrumentalisiert, um Reformen in der Kirche durchzusetzen, ist im konservativen Spektrum verbreitet. Der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer etwa hatte bereits 2018 gesagt, er könne sich des Eindrucks nicht erwehren, dass „innerkirchliche Kreise“ die Missbrauchs-Straftaten als Gelegenheit nutzten, ihre „andere Kirche“ zu erschaffen. Voderholzer sprach von „Missbrauch des Missbrauchs“.

2021 benannte er mit Blick auf den Reformdialog Synodaler Weg erneut seinen Verdacht, der Missbrauch werde instrumentalisiert „zum Versuch der Umgestaltung der katholischen Kirche nach dem Vorbild evangelischer Kirchenordnungen“.

Anzeige