Peter Bringmann-Henselder bewertet Vorgänge vom Herbst 2020

Betroffener: Erzbistum Köln hat uns nicht instrumentalisiert

  • Hat das Erzbistum Köln seinen Betroffenenbeirat instrumentalisiert, als es 2020 einen Gutachter-Wechsel bei der Missbrauchsstudie vollzog?
  • Peter Bringmann-Henselder, damals Mitglied des Beirats, weist diese Kritik zurück.
  • Der aktuelle Betroffenenbeirat beklagt derweil, Missbrauch werde zum Mittel der Kirchenpolitik.

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Hat das Erzbistum Köln seinen Betroffenenbeirat instrumentalisiert, als es im Oktober 2020 einen Gutachter-Wechsel bei der Missbrauchsstudie vollzog? Peter Bringmann-Henselder teilt diese Kritik nicht.

Das Erzbistum habe Betroffene nicht instrumentalisiert und manipuliert, sagte Bringmann-Henselder der „Kölnischen Rundschau“. Er gehörte 2020 dem Betroffenenbeirat an, nahm auch an der Sitzung zum Gutachter-Wechsel teil. Als in der Folge die Beiratssprecher Patrick Bauer und Karl Haucke das Gremium verließen, weil sie sich instrumentalisiert sahen, wurde Bringmann-Henselder zum Sprecher gewählt. Die Amtsperiode des Beirats endete im März 2022, danach konstituierte er sich neu..

Die Instrumentalisierungs-Vorwürfe

Hintergrund der Kritik ist eine Berichterstattung des „Kölner Stadt-Anzeiger“. Demnach rieten PR-Experten Kardinal Rainer Maria Woelki und dem damaligen Generalvikar Markus Hofmann, den Betroffenenbeirat mit Blick auf den geplanten Gutachter-Wechsel 2020 auf ihre Linie zu bringen. Die Berater sollen Tipps gegeben haben, wie das Ziel zu erreichen sei und die Betroffenen zu überzeugen seien.

Später zogen sich mehrere Mitglieder des Beirats aus dem Gremium zurück. Sie seien bei der Zustimmung zum Gutachter-Wechsel überrumpelt worden und fühlten sich ein zweites Mal missbraucht.

Bringmann-Henselder: Es gab keine Beeinflussung

Es könne zwar Empfehlungen einer PR-Agentur gegeben haben, sagte Bringmann-Henselder. Der Beirat sei jedoch seiner Ansicht nach weder Druck noch anderer Beeinflussung ausgesetzt gewesen.

Juristen hätten Gründe für und gegen einen Gutachter-Wechsel dargelegt. Anschließend sei dem Beirat Bedenkzeit angeboten worden. Die anwesenden Mitglieder hätten diese abgelehnt. „Das alles geschah weder unter Druck noch irgendeiner Beeinflussung. Inszeniert war hier nichts“, schildert Bringmann-Henselder seine Eindrücke. Von den neun Mitgliedern seien sieben bei der Sitzung anwesend gewesen.

Auch aktueller Betroffenenbeirat meldet sich

Viele Missbrauchsbetroffene, Laien und Seelsorgende hingegen äußern seit dem Bericht über die PR-Beratung Kritik am Vorgehen des Erzbistums und sahen darin eine Instrumentalisierung. Der jetzige Kölner Generalvikar Guido Assmann widersprach dem Vorwurf.

Auch der derzeit amtierende Betroffenenbeirat meldete sich am Freitag zu Wort. In einer Stellungnahme kritisiert er, Missbrauch werde als „,Aufhänger‘ für kirchenpolitische Kritik“ genutzt. Die Öffentlichkeit solle weniger die zurückgetretenen und mehr die amtierenden Beiratsmitglieder befragen.

Korrektur von 14.45 Uhr: Sachlicher Fehler im Text berichtigt. Zum Zeitpunkt der Sitzung zum Gutachter-Wechsel 2020 gehörte Peter Bringmann-Henselder zwar dem Betroffenenbeirat an, war aber nicht dessen Sprecher. Dazu wurde er erst später gewählt. Also sagt nicht der damalige Sprecher des Betroffenenbeirats, es habe 2020 keine Instrumentalisierung gegeben, sondern eines der Mitglieder des Gremiums. | jjo.

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