Generalvikar Guido Assmann nimmt Kardinal Rainer Maria Woelki in Schutz

Erzbistum Köln: Medien bauschen Vorwürfe zu „Riesenskandal“ auf

  • Das Erzbistum Köln weist den Vorwurf der Instrumentalisierung des früheren Betroffenenbeirats zurück.
  • Der neue Generalvikar Guido Assmann betont, es habe kein „Drehbuch“ zum Umgang mit Betroffenen gegeben.
  • Kardinal Rainer Maria Woelki hat sich bislang nicht persönlich zu den Vorwürfen gegen ihn geäußert.

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Das Erzbistum Köln weist den Vorwurf der Instrumentalisierung des früheren Betroffenenbeirats zurück und wirft einigen Medien vor, daraus unbegründeterweise „einen Riesenskandal“ gemacht zu haben. In einem Schreiben an alle Mitarbeitenden der Erzdiözese betont Generalvikar Guido Assmann, es habe kein „Drehbuch“ einer PR-Agentur gegeben.

Am vergangenen Freitag hatte der „Kölner Stadt-Anzeiger“ (KStA) berichtet, zum Konzept dieser Agentur habe es unter anderem gehört, den Betroffenenbeirat der Erzdiözese mit viel Emotionalität dazu zu bringen, der Nicht-Veröffentlichung des Missbrauchs-Gutachtens der Kanzlei Westpfahl Spilker Wastl und der Neuvergabe eines Gutachtens zuzustimmen. Gleichwohl sei ein neuer Auftrag zu diesem Zeitpunkt bereits vergeben worden.

„Dann wäre neu nachgedacht worden“

Assmann, der erst seit sechs Wochen Generalvikar ist, betont nun in der ersten Stellungnahme des Erzbistums seit Veröffentlichung des Artikels im KStA, dessen Darstellung sei „definitiv falsch“. „Weil die Stimme des Betroffenenbeirats so wichtig ist und die Betroffenen ein berechtigtes Interesse an Transparenz haben, durften sie auf keinen Fall übergangen werden.“ Handlungsleitend sei „immer und ausschließlich“ die Betroffenenperspektive gewesen – „genauso wie es unser Erzbischof vorgegeben hatte“. Weder sei es Ziel gewesen, ein bestimmtes Stimmverhalten zu animieren, noch sei Druck ausgeübt worden. „Wäre das Votum des Beirats anders ausgefallen, wäre komplett neu nachgedacht worden.“

Zudem verteidigt Assmann die Beratung durch eine PR-Agentur. Sie habe Handlungsempfehlungen gemacht und „Szenarien entwickelt“, „hat also für ihr Geld auch gearbeitet“. An Sitzungen des Betroffenenbeirats hätten Vertreter der Agentur nicht teilgenommen.

Woelkis Kontakt zu FAZ-Journalist Deckers

Der Generalvikar beklagt gleichwohl, dass vertrauliche Papiere an die Medien durchgestochen worden seien, was „völlig falsche Interpretationen“ und Verdächtigungen befördert habe. „Daraus wird in einigen Medien nun ein Riesenskandal gemacht. Ist es aber nicht“, schreibt Assmann.

Dass Woelki persönlich Kontakt mit dem FAZ-Redakteur Daniel Deckers aufgenommen hat, wie dieser laut KStA bestätigte, und ihm exklusive Informationen und Dokumente anbot, thematisiert Assmann in seinem Schreiben nicht. Er betont lediglich, es werde „auch künftig ausgeschlossen sein, dass wir aus vertraulichen Papieren, vertraulichen Mails oder aus vertraulichen Gesprächen informieren“. Wer so etwas „auch nur duldet, schadet dem gesamten Erzbistum, den Mitarbeitenden und nicht zuletzt denjenigen, die Betroffene sind.“

Stadtdechanten forderten Erklärung von Woelki

Nach der Veröffentlichung des KStA-Berichts hatten Vertreter von Betroffenen, aus der Politik und aus dem Erzbistum Köln ihre Empörung über die Ergebnisse der Recherchen zum Ausdruck gebracht. Der Betroffenenbeirat der Deutschen Bischofskonferenz nannte ein solches Verhalten „gleichermaßen schändlich wie verwerflich“. Die Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung beklagte, es sei „anmaßend und empörend“, Betroffene in Aufarbeitungsprozessen zur Verfügungsmasse zu degradieren und „massivster Machtmanipulation zu eigenem Nutzen zu unterwerfen“.

Gestern und zuletzt heute Mittag forderten die Stadtdechanten von Köln, Bonn, Wuppertal und Düsseldorf eine Erklärung von Kardinal Woelki. Der Kölner Stadtdechant Robert Kleine etwa sprach von einer möglichen „Bankrotterklärung der Bistumsleitung“. Erzbistum und Kardinal könnten sich jetzt keine Kommunikationsfehler mehr leisten.

Woelki selbst hat sich bislang nicht geäußert.

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