Laien-Präsidentin kritisiert auch, dass Rom allein über Woelki entscheidet

ZdK-Chefin Stetter-Karp: Vatikan muss in Köln endlich handeln

  • Die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Irme Stetter-Karp, kritisiert das Nicht-Handeln Roms angesichts der Krise im Erzbistum Köln.
  • Es sei "bedenklich", dass man dort immer noch abwartend auf die Lage reagiere, sagte Stetter-Karp der "Rheinischen Post".
  • Zugleich kritisierte sie, dass über die Zukunft von Kardinal Rainer Maria Woelki allein der Vatikan entscheide.

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Die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Irme Stetter-Karp, kritisiert das Nicht-Handeln Roms angesichts der Krise im Erzbistum Köln. Es sei "bedenklich", dass man dort immer noch abwartend auf die Lage reagiere, sagte Stetter-Karp der "Rheinischen Post". Zugleich kritisierte sie, dass über die Zukunft von Kardinal Rainer Maria Woelki allein der Vatikan entscheide.

"Es gibt keine funktionierende Gewaltenteilung, kein Mitspracherecht der Basis der Diözese", so die Chefin des höchsten repräsentativen Gremiums der deutschen Laienkatholiken. Einmal mehr zeige sich, "wie wichtig es ist, dass wir in Deutschland auf einem Synodalen Weg sind, der neue Überlegungen anstellt, wie Macht in der Kirche zukünftig geteilt und kontrolliert werden kann". Sie fügte hinzu: "Wir suchen dort nach Lösungen, die der Kirche dienen und die in solchen Situationen greifen."

Stimmung in der Diözese nach Woelki-Auszeit "nicht befriedet"

Mit Blick auf anhaltende Debatten über Woelkis Amtsführung sagte Stetter-Karp: "Die konfliktive Stimmung zwischen dem Kardinal und seiner Diözese ist durch dessen mehrmonatige Auszeit nicht befriedet worden. Das ist spätestens seit Anfang August überdeutlich."

Viele Katholikinnen und Katholiken seien "erneut irritiert", nachdem sie aus der Presse erfahren hätten, wie die Erzdiözese Köln mit ihren Missbrauchsgutachten umgegangen sei. "Es ist kein Wunder, dass Betroffene von sexualisierter Gewalt in der Kirche nun sagen: Der Betroffenenbeirat in der Erzdiözese ist im Streit um die Gutachten instrumentalisiert worden." Zudem hatten Laienvertreter und auch Mitarbeitende des Erzbistums - darunter Stadtdechanten und andere Seelsorgende - das Handeln der Bistumsleitung kritisiert, vom Verlust letzten Vertrauens gesprochen und per Aufruf einen - auch personellen - "Neuanfang" im Erzbistum gefordert.

"Werden Austritte im Vatikan nicht wahrgenommen?"

Die ZdK-Präsidentin verwies auch auf Austrittszahlen in der Erzdiözese. "2021 haben fast 41.000 Katholikinnen und Katholiken dort ihre Kirche verlassen. Ich frage mich: Wird das im Vatikan nicht wahrgenommen?"

Kritik an Woelki kam nach einer Berichterstattung des "Kölner Stadt-Anzeigers" wieder ins Rollen. Demnach rieten PR-Fachleute dem Kardinal und anderen Bistumsvertretern, in einer Sitzung mit dem Betroffenenbeirat "Emotionen" zu zeigen und "Joker" in der Hinterhand zu haben, wie etwa das Angebot, sich für zügigere Zahlungen für Missbrauchsopfer einzusetzen. So sollte ein bestimmtes Abstimmungsverhalten des Gremiums erzielt werden. Für die PR-Beratung gab das Erzbistum mehrere hunderttausend Euro aus.

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