Jürgen Erbacher zum Reformweg in Deutschland, im Vatikan und der Weltkirche

Der Synodale Weg braucht mehr Zeit

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Der Besuch der deutschen Bischöfe in Rom war für den Synodalen Weg in Deutschland ein ordentlicher Dämpfer. Wie soll der Reformprozess weitergehen, im März sogar abgeschlossen werden? Jürgen Erbacher, Vatikan-Experte beim ZDF, setzt in seinem Gast-Kommentar auf Entwicklungen in den Bistümern weltweit - nicht zuletzt bei der Weltsynode.

Der Ad-limina-Besuch hat es erneut gezeigt: Themen des Synodalen Wegs werden an vielen Stellen der Weltkirche diskutiert. Das musste selbst Kardinal Ladaria, Chef der Glaubensbehörde, zugeben. Laut den Rückmeldungen zum weltweiten Synodalen Prozess braut sich auf globaler Ebene etwas zusammen.

Franziskus wollte eigentlich über eine Strukturfrage diskutieren. Doch auf seinen Fragenkatalog antworteten viele Ortskirchen mit grundlegenden Themen wie die Rolle der Frauen in der Kirche oder eine Reform der Sexualmoral. Mit der Verlängerung des Prozesses bis Herbst 2024 versucht sich Rom Luft zu verschaffen. Das Drängen Deutschlands auf schnelle Entscheidungen passt da nicht in den Plan – daher der Versuch, durch ein Moratorium beim Synodalen Weg in Deutschland Druck aus dem Kessel zu nehmen.

Weitere „rote Linien“ aus Rom?

Die deutschen Bischöfe mussten das ablehnen. Wer mehr Partizipation der Laien will, kann nicht allein unter Klerikern über die Zukunft des Synodalen Wegs entscheiden. Ob, bei Licht betrachtet, eine Pause bei den Entscheidungen – nicht bei den Beratungen – hätte Vorteile haben können, ist noch nicht ausgemacht. Zwar sind die Einwände der Kardinäle Ladaria und Ouellet mittlerweile veröffentlicht, doch soll aus Rom noch ein weiteres Schreiben kommen. Wie viele „rote Linien“ dort formuliert werden, ist offen. Eine Pause hätte den deutschen Akteuren die Chance geboten, ihre internationale Vernetzung stärker voranzutreiben. Die Bischöfe und auch die Laien vom Zentralkomitee der deutschen Katholiken haben hier noch Nachholbedarf.

Dass der Vatikan ein Treffen des Präsidiums des Synodalen Wegs mit dem Papst und führenden Kurialen bisher abgelehnt hat, ist ein Skandal. Aber es gibt in Rom viele andere Stellen, an denen die Laienvertreter ihre Anliegen hätten platzieren können; damit hätten sie geholfen, falsche Narrative über die Reformdebatte in Deutschland zu entlarven. Doch sie sind kaum präsent.

Internationale Allianzen

Darüber hinaus müssen international stärker Allianzen geschmiedet werden. Das braucht Zeit. Die haben die Bischöfe und Laien aber kaum, weil bis zur finalen Synodalversammlung im März noch ein riesiger (Text-)Berg an Arbeit wartet.

Doch ohne einen Austausch der Ortskirchen über Grenzen hinweg wird Rom immer am längeren Hebel sitzen. Was an Reformen möglich ist, wird so richtig erst Ende 2024 klar werden. Warum gönnt sich der Synodale Weg nicht diese Zeit!?

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