Debatte um Sexualmoral, Machtstrukturen und Rolle der Frau

Theologe Söding weist Kritik aus Vatikan am Synodalen Weg zurück

  • Thomas Söding, Theologe aus Münster, hat die Kritik aus dem Vatikan am Synodalen Weg zurückgewiesen.
  • Die gemeinsamen Beratungen zu Themen wie Sexualmoral, Machtstrukturen und zur Rolle der Frau seien wichtige Voraussetzungen zur Erneuerung.
  • Die Kurienkardinäle Luis Ladaria und Marc Ouellet hatten das Kirchenbild in den Texten der Reformbewegung kritisiert.

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Der münstersche Theologe Thomas Söding hat Kritik aus dem Vatikan am Reformdialog der katholischen Kirche in Deutschland zurückgewiesen. Der Synodale Weg verstehe sich als eine Möglichkeit von vielen, Fragen etwa zur katholischen Sexualmoral oder der Verteilung von Macht in der Kirche neu zu erörtern, schreibt Söding in einem am Sonntag online veröffentlichten Gastbeitrag für das "Neue Ruhrwort".

Gemeinsam zu beraten und gemeinsam zu entscheiden, sei dabei Markenzeichen des Synodalen Weges, betont Söding, der zugleich Vizepräsident der Reforminitiative ist. Dazu sei es unerlässlich, "dass in den Bistümern die Hausaufgaben gemacht werden, zum Beispiel bei der Beteiligung des Kirchenvolkes an Bischofsbestellungen". Klar sei dabei aber auch, "dass sich die Kirche in Deutschland auf einen weltweiten Dialog einlässt, in dem sie nicht Recht haben, sondern mit allen der Gerechtigkeit Gottes dienen will".

Jahrelange Kirchenkrise als Auslöser

Ausgangspunkt des Synodalen Weges ist eine jahrelangen Kirchenkrise, die der Missbrauchs-Skandal verschärft hat. Die 2019 gestartete Initiative soll mit einer letzten Vollversammlung im März kommenden Jahres enden.

Der in Münster wohnende Söding äußerte sich mit Blick auf Einlassungen der beiden Kurienkardinäle Luis Ladaria und Marc Ouellet. Ladaria, Präfekt des Glaubens-Dikasteriums, kritisierte unter anderem das Kirchenbild der Texte, die beim Synodalen Weg beraten werden. Sie würden die Kirche "auf eine bloße Machtinstitution reduzieren oder sie von vornherein als eine strukturell Missbrauch hervorbringende Organisation betrachten, die so schnell wie möglich unter die Kontrolle von Oberaufsehern gebracht werden muss".

Es geht nicht nur um Missbrauch

Ouellet, Präfekt des Dikasteriums für die Bischöfe, monierte unter anderem, es entstehe der Eindruck, dass die Missbrauchsfälle "ausgenutzt wurden, um andere Ideen durchzusetzen, die nicht unmittelbar damit zusammenhängen". Ouellet und Ladaria hatten ihre Standpunkte Mitte November während des Besuchs der deutschen Bischöfe beim Papst in Rom in einer internen Debatte vorgetragen. Am Donnerstag veröffentlichte der Vatikan die Reden.

Sicher habe Ladaria recht, dass die Auseinandersetzung mit Missbrauch nicht dazu verführen dürfe, die Kirche nur noch als Machtinstrument zu begreifen, räumt Söding ein. Aber es handle sich bei den Taten um viel zu viele Einzelfälle, als dass man nicht auch die Systemfrage stellen müsse. "Mehr Transparenz und Kontrolle, mehr Rechenschaft, mehr Teilhabe sind eine zwingende Konsequenz der überfälligen Aufarbeitung".

Gesagtes nicht einfach nur wiederholen

Mit Blick auf den Ruf, das Priesteramt in der katholischen Kirche auch für Frauen zu öffnen, schreibt Söding, der Synodale Weg habe sich dafür ausgesprochen, dass die Kirche die "Autorität und Triftigkeit der Argumente" für den bislang geltenden Ausschluss von Frauen prüfen möge. "Mit einer reinen Wiederholung des bereits Gesagten ist es also nicht getan, auch wenn Marc Kardinal Ouellet behauptet, es handele sich um eine 'endgültige Entscheidung'".

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