Buch zur fünfjährigen Amtszeit

Papst Franziskus – was er mit der Kirche vorhat

Fünf Jahre ist Jorge Mario Bergoglio als Papst im Amt. Der ZDF-Journalist Jürgen Erbacher hat ein Buch über Papst Franziskus geschrieben. Er sieht ihn als politischen Papst.

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Wer wissen will, wie Papst Franziskus denkt und wie er die katholische Kirche im 21. Jahrhundert führen will, ist mit dem neuen Buch von Jürgen Erbacher bestens bedient. Zur fünfjährigen Amtszeit von Jorge Mario Bergoglio hat der ZDF-Redakteur mit Schwerpunkt Papst und Vatikan ein analytisches Buch über Franziskus vorgelegt.

Intensiv geht der Autor daher auf seine Enzykliken ein, zitiert aus dem Umwelt- und Sozialschreiben „Laudato si“, noch ausführlicher aber aus „Evangelii gaudium“ und „Amoris laetitia“. Erbacher sieht den Argentinier als zutiefst politischen Papst, „obwohl er kein Politiker sein möchte“. Franziskus, so stellt er fest, „provoziert in Wort und Tat“.

 

Von der Westkirche zur Weltkirche

 

Nicht alles ist neu in diesem Buch, viele Feststellungen klingen vertraut für alle, die sich mit dem Papst beschäftigen. Etwa die Barmherzigkeit als Schlüsselbegriff des Pontifikats. Oder die Tatsache, dass Franziskus bei der Verteilung der Kardinäle geographisch an die Ränder geht und so einen Übergang von der Westkirche zur Weltkirche vorantreibt.

In Haiti, der Elfenbeinküste, auf den Kapverden, in Myanmar, Bangladesch, Mauritius, Laos und Schweden gibt es jetzt einen Kardinal – in Ländern also, in denen die Katholiken in der Minderheit sind. „Sie können diese Erfahrungen in das Kardinalskollegium einbringen“, stellt Erbacher fest. „Franziskus holt die Länder und Regionen ins Kardinalskollegium, die im Globalisierungsprozess keine große Rolle spielen“, führt der Journalist aus. „Er setzt dem allgemeinen Trend einen eigenen, kirchlichen entgegen.“

 

Gegen einen Rückzug in die Sakristei

 

Der Papst strebe nach einer Neuausrichtung der Kirche, einen Rückzug hinter die vermeintlich sicheren Mauern der Sakristei lehne er ab. Franziskus lasse sich bei diesem Prozess der Veränderung von vier Prinzipien leiten.

Erstes Prinzip: „Die Zeit ist mehr wert als der Raum.“ Das bedeute, langfristig zu denken, nicht sofort Erfolge zu erzielen. Franziskus spreche davon, dass es notwendig sei, „Prozesse mit langem Atem“ anzugehen.

Zweites Prinzip: „Die Wirklichkeit ist wichtiger als die Idee.“ Die Praxis sei für ihn entscheidender als die Theorie. Anders formuliert: Eine glaubwürdige Lebenshaltung zählt für den Papst mehr als die theo­logischen Positionen. Daher geht er mit gutem Beispiel voran, nutzt bei Gottesdiensten schlichte liturgische Kleidung, trägt schwarze Straßenschuhe und ist demonstrativ im Kleinwagen unterwegs. Gern geht er in Gefängnisse oder kümmert sich um Obdachlose.

Jürgen Erbacher: Weiter denken - Franziskus als Papst und Politiker. 176 Seiten, 19 Euro, Patmos-Verlag.

„Die Einheit wiegt mehr als der Konflikt“ ist laut Erbacher das dritte Handlungsprinzip von Franziskus. Damit ist gemeint, das Verbindende immer im Blick zu haben. Und dass „versöhnte Verschiedenheit“ der Schlüssel für ein friedliches Miteinander ist.

Das vierte Handlungsprinzip lautet: „Das Ganze ist dem Teil übergeordnet.“ Franziskus spricht sich für Dezentralisierung aus und sieht in den Bischofskonferenzen ein großes Potenzial, das noch nicht ausgeschöpft ist.

 

Tieferes Verständnis für die Ideen des Papstes

 

Das Buch ist davon geprägt, tieferes Verständnis für die Ideen des Papstes zu wecken. Erbacher spielt ihn nicht gegen seine Vorgänger aus, sondern sieht Franziskus in der Kontinui­tät von Benedikt XVI.. Nur kurz bemängelt der Autor, dass Franziskus beim Thema „Frauen und Kirche“ mehr Worte als Taten gebrauche und beim Kampf gegen Missbrauch nicht konsequent genug sei.

Dieses Buch sollten gerade die konservativen Kritiker des jetzigen Papstes lesen. Sie werden feststellen, dass viele Vorwürfe gegen Franziskus nicht stimmen.

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