Ann-Christin Ladermann zu guten Vorsätzen für das neue Jahr

Die Kirche muss mehr mitmischen bei Themen, die die Menschen bewegen

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Gute Vorsätze bringen Dynamik in das Leben, auch wenn sie nicht immer durchgehalten werden. Auch die katholische Kirche hat gute Vorsätze nötig, sagt Journalistin Ann-Christin Ladermann in ihrem Gast-Kommentar. 

Mit guten Vorsätzen ist das so eine Sache. Traditionell hält der Gedanke daran rechtzeitig zu Beginn eines neuen Jahres Einzug in die Köpfe vieler Menschen. Mehr Sport treiben, ein paar Kilo abnehmen, sich gesünder ernähren… Haben Sie schon darüber nachgedacht, unter welchen Vorzeichen Sie ins neue Jahr starten möchten?

Vielleicht lohnen sich diese Gedanken aber auch gar nicht, weil die meisten guten Vorsätze ohnehin ein Verfallsdatum ähnlich dem von Milchprodukten haben. Ein paar Tage, vielleicht ein paar Wochen, dann sind die eigenen Ziele vergessen und die alten Muster wieder da.

Gute Vorsätze brauchen keinen Anlass

Die Autorin:
Ann-Christin Ladermann ist Redakteurin in der Abteilung Medien- und Öffentlichkeitsarbeit im Generalvikariat in Münster und dort zuständig für das Stadtdekanat Münster und das Kreisdekanat Warendorf sowie den Podcast des Bistums Münster „kannste glauben“.

Mögen viele Vorsätze nicht besonders nachhaltig sein, finde ich es dennoch wichtig und richtig, in regelmäßigen Abständen persönliche Ziele zu definieren und Neuanfänge zu wagen. Das sorgt für eine Dynamik und Schubkraft im Leben. Und reicht die Kraft nicht ganz bis zur finalen Umsetzung der Ziele – gute Vorsätze brauchen keinen Anlass, um neu aufgesetzt zu werden.

Auch die katholische Kirche hat einen chronischen Optimierungsbedarf und damit gute Vorsätze nötig. Einige wichtige Schritte sind im zurückliegenden Jahr gegangen worden, wenn ich an die Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch in der Kirche denke und daran, dass schwere Fehler der Vergangenheit offen zugegeben und Schuldige benannt wurden. Auch in Sachen kirchliches Arbeitsrecht – besser spät als nie – gab es einen Durchbruch, der künftig die Rechte queerer Mitarbeitender stärkt.

Nicht nur um sich selbst kreisen

Doch noch immer machen Berichte über Uneinigkeiten und Streit bei Vollversammlungen oder Fragen von Führung und Macht einen (zu) großen Teil der Nachrichten aus. Für das kommende Jahr gilt somit einmal mehr: Die Kirche darf nicht zu sehr um sich selbst kreisen. Angesichts eines zu erwartenden Rekordniveaus von Kirchenaustritten und eines zunehmenden Bedeutungsverlustes in der Gesellschaft muss die Kirche noch stärker mitmischen bei den Themen, die die Menschen im Leben, in ihrem Alltag bewegen.

Es braucht die Meinung der Verantwortlichen auch zu den Folgen der Kriege in der Welt, zum Klimawandel und nicht zuletzt zu den Veränderungen in der Arbeitswelt. Es braucht den Mut, sich zu Themen zu positionieren, die auch mal unbequem sind. Als Christen machen wir damit deutlich, dass der Glaube dem Leben, ja einer besseren Zukunft dienen kann. Ganz konkret. Ich wünsche mir, dass diese guten Vorsätze kein Verfallsdatum haben.

In unseren Gast-Kommentaren schildern die Autor:innen ihre persönliche Meinung zu einem selbst gewählten Thema. Sie sind Teil der Kultur von Meinungsvielfalt in unserem Medium und ein Beitrag zu einer Kirche, deren Anliegen es ist, die Zeichen der Zeit zu erkennen.
 

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