Festwoche zur Verleihung des päpstlichen Ehrentitels ab 13. August

Kevelaers Wallfahrtskirche feiert 100 Jahre "Basilica minor" - Was ist das?

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Dass Kevelaer ein berühmter Wallfahrtsort ist, der zweitgrößte in Deutschland nach Altötting, das ist bekannt. Dass die große Wallfahrtskirche zugleich eine Basilika ist, womöglich auch. Aber was hat es mit dem Titel "Basilica minor" auf sich, den St. Marien in Kevelaer seit 100 Jahren trägt und vom 13. bis 20. August feiert? Die Antwort führt nach Rom ...

Rund um den Globus stehen 1880 Basiliken. Frankreich, Polen und Spanien wurden mit jeweils mehr als 100 Basiliken besonders bedacht. Spitzenreiter ist aber – wen wundert’s? – Italien mit 588 Basiliken, 66 davon allein in Rom. Aber nur vier weltweit rühmen sich, eine "Basilica maior" zu sein - und auch sie stehen in Rom. Genauer: der Petersdom, die Lateranbasilika San Giovanni, Santa Maria Maggiore und St. Paul vor den Mauern. Sie sind die Hauptbasiliken oder Papstbasiliken mit einer besonderen Beziehung zum Oberhaupt der katholischen Kirche. Alle anderen heißen "Basilica minor" - wie auch jene in Kevelaer.

78 „Basilicae minores“ in Deutschland

In Deutschland tragen 78 Kirchen diesen vom Papst verliehenen Titel. Im Bistum Münster gibt es neben St. Marien in Kevelaer drei weitere Basiliken: Maria, Mutter der Sieben Schmerzen in Cloppenburg-Bethen, St. Ida in Lippetal-Herzfeld und St. Viktor in Xanten. 

Das Xantener Gotteshaus erhielt den Titel 1937 und damit 14 Jahre später als Kevelaer, beide Kirchen wurden von Papst Pius XI. mit der Ehrung bedacht. Pius XI. war ein politischer Papst, der einerseits „mit brennender Sorge“ den Aufstieg der Faschisten und der Nazis kommentierte und mit diesen Worten eine entsprechende Enzyklika begann, zugleich aber das tiefe Misstrauen seiner Vorgänger gegen Moderne und Liberalismus teilte, das in dem Versuch gipfelte, Kleriker auf den Antimodernisteneid und unbedingte Lehramtstreue einzuschwören. 

Enge Bindung zum Papst

Eine enge Bindung zum Papst hielt der jeweilige Pastor der Wallfahrtskirche in Kevelaer seit 1884, also bereits 40 Jahre vor der Verleihung des „Basilika minor“-Titels, mit dem Privileg, an vier Marien-Hochfesten im Kirchenjahr am Ende eines meist gut besuchten, feierlichen Gottesdienstes den Päpstlichen Segen erteilen zu dürfen. 

Auch heute noch können Kirchen den Ehrentitel einer Basilika erhalten. Die vatikanische Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung hat im Jahr 1989 dafür neue Regeln aufgestellt: baulich geeignetes Gotteshaus, genügend Seelsorger, feierliches Begehen petrinisch-päpstlicher Feste, außerdem seien römische Verlautbarungen zu studieren und zu verbreiten, heißt es in einem Artikel des „Lexikons für Theologie und Kirche“ von 1994. 

Stirbt ein Papst, wird der Basilikaschirm aufgespannt

Woran ist eine Basilika darüber hinaus zu erkennen? Die Kevelaerer Wallfahrtskirche trägt wie vorgeschrieben die Insignien des Papstes: Rechts außen ist eine Tafel mit den wichtigsten Daten von der Grundsteinlegung bis zur Erhebung zur Pfarrkirche angebracht. An der Säule links vom Hauptaltar ist das Wappen von Papst Franziskus zu sehen, darunter eine kleine liturgische Glocke auf einer Tragstange, „Tintinnabulum“ genannt.

Gegenüber findet sich als weiteres Zeichen ein gelb-rot gestreifter Seidenschirm, genannt „Padiglione“ oder „Umbraculum“. Der Schirm lässt seine Flügel hängen – erst wenn der amtierende Papst stirbt, wird er aufgespannt.

Festwoche zu 100 Jahre Basilika Kevelaer
Den 100. Jahrestag der Erhebung feiert der niederrheinische Marienwallfahrtsort mit einer Festwoche vom 13. bis 20. August unter dem Leitwort „In Deinen Toren…“:
13. August, 18.45 Uhr, Basilika: Ökumenischer Evensong
14. August, 19.30 Uhr: "Trostmomente" an einem Flüchtlingsboot vor der Kirche
15. August, 10 Uhr: Pontifikalamt zum Hochfest Mariä Himmelfahrt mit Bischof Felix Genn, Münster
15. August, 19.30, Basilika: Vorstellung eines neuen Kunstwerks von Veronica von Degenfeld durch die Künstlerin und Wallfahrtsrektor Gregor Kauling
16. August, 19.30: Spiritueller Abend mit Weihbischof Stefan Zekorn, Münster, zum Thema „Ein Haus voll Glorie oder Das Kreuz mit der Kirche“, musikalisch begleitet von Elmar Lehnen und Paul Lammers.
18. August, 20 Uhr: Musikalisch-literarischer Abend zu den Türen und Portalen der Basilika mit Projektionen (Eintritt 13 Euro, Karten unter www.wallfahrt-kevelaer.de)
19. August, 19.30: Vigilfeier mit anschließender Lichterprozession sowie Platzkonzert mit Dämmerschoppen
20. August, 10 Uhr: Abschluss-Pontfikalamt mit Weihbischof Ulrich Boom, Würzburg, anschließend Päpstlicher Segen | mn, pbm
 

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