75. Todestag von Pater Theodor Hartz

Ein Salesianer aus dem Oldenburger Land unter Hitlers Terror

Zum 75. Mal jährt sich am Mittwoch der Todestag des Salesianerpriesters Theodor Hartz. Er war ein vielfältig engagierter Jugendseelsorger, dessen Wirken durch die gegen die Freiheit der Kirche gerichteten Maßnahmen des Nationalsozialismus ein jähes Ende fand.

Anzeige

Zum 75. Mal jährt sich am Mittwoch der Todestag des Salesianerpriesters Theodor Hartz. Er war ein vielfältig engagierter Jugendseelsorger, dessen Wirken durch die gegen die Freiheit der Kirche gerichteten Maßnahmen des Nationalsozialismus ein jähes Ende fand. Sein Widerstand gegen die Übergriffe des staatlichen Terrors brachte ihn ins Konzentrationslager Dachau, wo er am 23. August 1942 den fortwährenden Misshandlungen erlag. Die Kirche Deutschlands zählt ihn zu den Märtyrern des 20. Jahrhunderts.

Allein im KZ Dachau waren unter den über 200.000 Gefangenen insgesamt 2.796 Geistliche aus 19 europäischen Ländern interniert. Von ihnen starben rund 1.800, unter ihnen auch Pater Theodor Hartz.

 

Als Spätberufener nach Italien

 

Hartz stammte aus einer Oldenburger Kleinbauernfamilie. Am 2. Januar 1887 wurde er in dem Ortsteil Amerbusch des Dorfes Lutten (heute Gemeinde Goldenstedt) geboren. Er besuchte die Volksschule seines Heimatdorfes. Nach den vier Grundschuljahren wechselte er auf das Gymnasium Antonianum im etwa zehn Kilometer entfernten Vechta. Vermutlich erst nach einem zweiten Versuch ist ihm der Erwerb des so genannten „Einjährigen“ gelungen, das später auch als „Mittlere Reife“ bezeichnet wurde.

Pater Theodor Hartz. | Foto: pd
Pater Theodor Hartz. | Foto: pd

Sein Wunsch, Priester zu werden, führte ihn in das Spätberufenenseminar der Salesianer Don Boscos im italienischen Penango. 1908 trat er in die Ordensgemeinschaft ein, 1914 wurde er zum Priester geweiht. Von Anfang an half er maßgeblich mit, das Werk Don Boscos im deutschen Sprachraum aufzubauen, zunächst in Wien, dann in Ensdorf in der Oberpfalz. 1924 wurde er Direktor der neu gegründeten Niederlassung in Essen-Borbeck, die er zur Spätberufenenschule ausbaute.

 

Gestapo beschlagnahmt St.-Johannesstift

 

Sehr bald nach der Machtergreifung Hitlers geriet er in den Fokus der Geheimen Staatspolizei, die sein Telefon und seine Post überwachte und ihm Sittlichkeits- und Devisenvergehen zu unterstellen suchte. Die fortgesetzten Schikanen der Nazis gegen die Jugendarbeit der Salesianer mündeten am 5. August 1941 in der gewaltsamen Beschlagnahmung des St.-Johannesstifts. Binnen weniger Stunden hatten die Salesianer Essen zu verlassen und mussten sich in das Salesianerhaus Helenenberg bei Trier begeben. Pater Theodor Hartz protestierte gegen diese Maßnahme und betrachtete sich auch weiterhin als Direktor des Essener Hauses.

Ein von der Gestapo abgefangener Brief an eine Wohltäterin, in dem er ihr die neue Situation erklären wollte, wurde Hartz zum Verhängnis. Er schrieb ihr: „Hierdurch teile ich Ihnen mit, dass am 5. August 1941 das St.-Johannesstift der Salesianer Essen-Borbeck von der Geheimen Staatspolizei geschlossen worden ist. In wenigen Stunden mussten wir das Haus verlassen. Das Bargeld wurde beschlagnahmt und das Postscheckkonto Essen 15500 gesperrt. Wenn Sie seit dem obigen Datum Einzahlungen gemacht haben sollten, so ist das der Grund, dass Sie keine Antwort erhalten haben. Ich werde Sie auch in Zukunft bei der Heiligen Messe nicht vergessen.“

 

Verbreitung „volksverdummenden Inhalts“

 

Am 5. Juni 1942 ordnete das Reichssicherheitshauptamt in Berlin gegen Theodor Hartz die Schutzhaft und Überführung in das Konzentrationslager Dachau mit folgender Begründung an: Er habe „das Aufenthaltsgebot der dortigen Dienststelle nicht beachtet und unter Umgehung des Sammlungsgesetzes durch Verbreiten von Rundschreiben staatsabträglichen und volksverdummenden Inhalts an die Gebefreudigkeit seiner Glaubensgenossen appelliert. Ferner ließ Hartz durch sein Verhalten erkennen, dass er nicht gewillt ist, behördliche Anordnungen zu befolgen.“

Diese Anordnung der nationalsozialistischen Bürokratie beschreibt die innere Einstellung des Bekenners Theodor Hartz. Sie legt offen, dass er in der Verwaltung seiner Ämter als Ordensmann die unrechtmäßige, selbsternannte staatliche Autorität nicht anerkannt hat.

 

Märtyrer des 20. Jahrhunderts

 

Gedenkstein zur Erinnerung an Pater Theodor Hartz vor der Kirche St. Johannes Bosco an der Theodor-Hartz-Straße in Essen-Borbeck. | Foto: pd
Gedenkstein zur Erinnerung an Pater Theodor Hartz vor der Kirche St. Johannes Bosco an der Theodor-Hartz-Straße in Essen-Borbeck. | Foto: pd

Die Überführung nach Dachau erfolgte vom 24. bis 26. Juni 1942 mit einem Bahntransport unter entwürdigenden hygienischen Bedingungen und mit mangelhaften Essensrationen. Mit der Gefangenennummer 30660 war er bis zu seinem Tod am 23. August 1942 Häftling im Priesterblock 24.

Pater Theodor Hartz hat auf seine Weise in einer für die Kirche und das Werk Don Boscos überaus bedrängenden Zeit gegen die nationalsozialistische Willkür Widerstand geleistet und sich stark gemacht für die Freiheit des Glaubens und der Kirche. Es ist Ausdruck der kirchlichen Anerkennung seines Zeugnisses, dass er in das im Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz erstellte deutsche Martyrologium des 20. Jahrhunderts aufgenommen wurde. Hartz zählt seitdem zu den etwa 900 exemplarischen Blutzeugen der deutschen Kirche des letzten Jahrhunderts und nach einem Wort von Papst Johannes Paul II. zu den „›unbekannten Soldaten‹ der großen Sache Gottes“.

Anzeige