Helmut Moll erweitert amtliches Verzeichnis für Deutschland

Historiker findet 81 neue Märtyrer - auch aus dem Bistum Münster

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Menschen, die wegen ihres Glaubens sterben mussten, kennt nicht nur die älteste Kirche. Auch im 20. Jahrhundert sind solche Fälle bekannt, oft unter totalitären Diktaturen. Für die Deutsche Bischofskonferenz hat Helmut Moll solche Fälle gesammelt. Sein Buch ist nun erweitert worden.

Märtyrer ist man nicht einfach so. Ein gewaltsamer Tod ist Bedingung, dann das Zeugnis für den Glauben, schließlich die Bereitschaft, dafür auch zu sterben. Da ist die Theologie sehr genau. Diese genauen Bedingungen erfüllen inzwischen mehr als 1.000 ganz besondere Deutsche. Das ist das Ergebnis der Forschungen von Helmut Moll. Er bearbeitet seit Jahrzehnten praktisch ein deutsches Märtyrerverzeichnis – ein ganz besonderes.

Ganz besonders, weil der Blick des Geistlichen sich nur auf Märtyrer richtet, die im 20. Jahrhundert getötet wurden. Meistens Menschen, die in den totalitären Diktaturen des Nationalsozialismus und des Kommunismus umgebracht wurden. Diese Gruppe in den Blick zu nehmen, dazu hatte Papst Johannes Paul II. 1994 aufgerufen. Fünf Jahre darauf hatte man in Rom auf der Basis regionaler Forschungen schon mehr als 12.000 Märtyrer aus diesem Jahrhundert registriert.

81 neue Fälle gefunden

Der Blick von Helmut Moll richtet sich auf Menschen aus Deutschland. Sein Buch „Zeugen für Christus“ ist nun in achter Auflage erschienen und um 81 neue Fälle erweitert worden. Moll hat im Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz dieses „deutsche Martyrologium des 20. Jahrhunderts“ 1999 erstmals herausgegeben. Die neuen Fälle in der achten Auflage finden sich als Lebensbilder in einem 200 Seiten starken Anhang. Unter den erstmals aufgeführten Fällen finden sich auch Menschen aus dem Bistum Münster.

Menschen wie Max Zienow aus Saerbeck. Er wurde 1944 in Brandenburg hingerichtet, wegen „staatsfeindlicher Äußerungen“. Zienow war in Münster aufgewachsen, hatte dort die Baugewerkschule besucht. Später arbeitete er als Hochbautechniker, erst bei der Militärverwaltung in Münster, dann in der Stadtverwaltung Köln. Zienow war Gewerkschaftsfunktionär und SPD-Mitglied, er wurde nach der Machtübernahme der Nazis 1933 entlassen.

Zienow: Offener Widerspruch wurde zum Todesurteil

Buchhinweis
Helmut Moll (Herausgeber):
„Zeugen für Christus – Das deutsche Martyrologium des 20. Jahrhunderts.“
herausgegeben im Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz, zwei Bände, 8., aktualisierte Auflage
ISBN 978-3-506-79130-6
1828 Seiten, 99 Euro.
Verlag Brill | Schöningh, Paderborn, 2023
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Später trat er der NSDAP bei, fand auch Arbeit. Die Parteimitgliedschaft war aber wohl keine Überzeugungssache. In Helmut Molls Lebensbild dieses Märtyrers ist immer wieder die Rede von seiner Gläubigkeit und seinem offenen Widerspruch gegen die Ideologie des Staates. „Diese geistige Haltung, gegen den Strom zu schwimmen, war für den gläubigen Katholiken eine Selbstverständlichkeit“, so Moll.

Im Herbst 1943 wurde Max Zienow von einer Bekannten wegen abfälliger Äußerungen gegen die Regierung angezeigt. Diese offene Rede war sein Todesurteil. Er wurde wegen „Wehrkraftzersetzung“ verurteilt und am 9. Oktober 1944 hingerichtet.

Märtyrer nicht nur Sache der Urkirche

Die Geschichten, die Helmut Moll in seinem Werk berichtet, zeigen vor allem eines: Märtyrer sind keine Sache der Urkirche, die von römischen Kaisern verfolgt wurde. Das Schicksal von Märtyrern lässt sich auch in der heutigen Zeit beobachten.

Nicht nur bei weltbekannten Persönlichkeiten wie Edith Stein aus den 1940er oder dem polnischen Priester Jerzy Popieluszko aus den 1980er Jahren. Sondern auch bei einfachen Christen aus dem Münsterland, die durch offene Worte für ihre Überzeugung einstanden.

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