Erste Einpflanzung bei einem Menschen – Auch Tierschutz „kein Gegenargument“

Ethiker: Keine Einwände gegen Schweineherz-Transplantation

  • Der katholische Moraltheologe Andreas Lob-Hüdepohl hat keine Einwände gegen die in den USA erfolgte Einpflanzung eines gentechnisch veränderten Schweineherzens in einen Menschen.
  • Andere Ethiker sehen das ähnlich.
  • Lob-Hüdepohl zieht gleichwohl eine klare Grenze moralisch legitimer Eingriffe.

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Der katholische Moraltheologe Andreas Lob-Hüdepohl hat keine Einwände gegen die in den USA erfolgte Einpflanzung eines gentechnisch veränderten Schweineherzens in einen Menschen. „Wenn durch eine ,bloße‘ Transplantation eines Organs etwas Fremdes in meinen Körper kommt, auch von einer anderen lebenden Gattung, ist das zunächst einmal unproblematisch, weil ja damit mein Menschsein nicht verändert wird“, sagte das Mitglied des Deutschen Ethikrats im Kölner „Domradio“.

Problematisch wäre es dagegen, falls Gentechnik die Grenze zwischen Mensch und Tier überschreite, also etwa menschliche und tierische Zellbestandteile verschmelzen. „Wenn die Keimbahn im Menschen in einer Weise verändert werden würde und es durch nichtgattungs-entsprechendes Material tatsächlich zu einem neuen Wesen käme, da wäre eindeutig die Grenze des moralisch Legitimen überschritten.“

„Wir nutzen Tiere auch auf andere Weise“

Aus Sicht Lob-Hüdepohls ist auch der Tierschutz kein hinreichendes Argument gegen eine Organverpflanzung. Das Tierwohl schließe „nicht aus, dass man Tiere nutzt und letztendlich auch züchtet und sie dann zu Tode bringt, also schlachtet, damit Menschen einen Nutzen daraus haben“.

Es gehe bei der Transplantation um die Rettung menschlichen Lebens. Zugleich gebiete die Achtung des Tieres als Mitgeschöpf, dass genetische Veränderungen nicht dazu führten, dass das Tier qualvoll existiert.

Die Operation

Der Transplantationsmediziner Eckhard Nagel würdigte die Verpflanzung eines Schweineherzens auf einen Menschen als revolutionär. Die Übertragung tierischer Organe sei in den letzten 30 Jahren intensiv erforscht worden, sagte Nagel im WDR. Bei einer ersten Operation dieser Art gebe es noch eine ganze Bandbreite an Risiken. „Aber es ist natürlich eine große Hoffnung, dass das funktioniert.“

In Baltimore im US-Bundesstaat Maryland hatten Ärzte einem 57-Jährigen das Herz eines zuvor gentechnisch veränderten Schweins eingesetzt. Dem Mann geht es seither offenbar gut. Die Operation war nach Angaben der Chirurgen die einzige Möglichkeit, sein Leben zu verlängern. Die US-Arzneimittelbehörde hatte eine Notfallgenehmigung erteilt.

„Tiere wurden schon immer medizinisch genutzt“

Da bereits Nieren von Schweinen erfolgreich transplantiert worden seien, sei die Verpflanzung eines Schweineherzens der zweite Schritt, sagte der Chef des Instituts für Gesundheitswissenschaften der Universität Bayreuth. Möglicherweise kämen weitere Organe für eine Transplantation in Betracht.

Tiere seien schon immer zur medizinischen Behandlung von Menschen genutzt worden, sagte der Mediziner, der auch acht Jahre Mitglied im Deutschen Ethikrat war. So sei das Insulin für Diabetiker lange Zeit von Tieren gekommen. Die Transplantation eines Organs sei „noch einmal ein ganz anderer Schritt“. Die Betroffenen sähen in der Regel darin aber kein Problem.

„Religionen geben Menschenleben den Vorrang“

Der Leiter der Sektion Xenotransplantation der Technischen Universität München, Konrad Fischer, sagte: „Die Xenotransplantation erreicht nun die klinische Anwendungsphase und kann das Leben von zahlreichen Menschen retten.“ Mit Blick auf ethische Bedenken zum Tierschutz sagte Fischer, Ziel sei, das Leben von Menschen zu verlängern. „Bei allen Weltreligionen steht dies klar über dem Leben eines Tieres.“

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