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Der Leiter des Kinderschutzzentrums CCP in Rom, Pater Hans Zollner, erwartet von kirchlichen Führungspersonen, persönlich Verantwortung zu übernehmen. Die Kirche habe „eine besondere moralische Verantwortung“, sagte der Jesuit dem Portals kath.ch: „Wenn jemand Schuld auf sich geladen hat, muss er oder sie auch dafür geradestehen, wie jeder Politiker, jeder Funktionär.“ Nach wie vor seien vielen aber Karrieren wichtiger als die Übernahme von Verantwortung.
Der Ordensmann wirft der Kirchenleitung vor, sich vor einer „anderen Einstellung zu drücken“: „Wir geben die Schuld nicht zu, sondern es muss uns jedes Schuldbekenntnis abgerungen werden. Wir bereuen nicht, sondern verteidigen Täter und Vertuscher. Wir übernehmen keine Verantwortung, sondern drucksen rum und setzen unsere Karrieren und Reputation an die erste Stelle.“ Zu konkreten Fällen äußerte sich Zollner nicht.
Folgen für die Kirche und die Verkündigung des Glaubens
Menschen in- und außerhalb nähmen der Kirche „nicht mehr ab, dass wir es ernst meinen mit Aufarbeitung und Prävention“, sagte das Mitglied der Päpstlichen Kommission für den Schutz von Minderjährigen. „Wenn wir hier nicht tun, was wir sagen, wie sollen die Leute dann glauben, was wir über Jesus, die Erlösung, die Sakramente sagen?“
Zollner äußert die Befürchtung, katholische Institutionen könnten bei nachlassendem Druck von außen und angesichts schwächerer Finanzen an der Missbrauchs-Prävention sparen. Derzeit stehe die katholische Kirche bei den Präventionsbemühungen „weltweit betrachtet gut da“. Ob dies auch langfristig „im System Kirche“ verwurzelt sei, daran habe er Zweifel: „Gesetze produzieren nicht automatisch Heilige.“
Sexuelle Gewalt innerhalb und außerhalb der Kirche
Der Jesuit betonte: „Überall dort, wo Macht unkontrolliert ausgeübt wird, gibt es auch sexuelle Gewalt.“ Die Mechanismen seien in Sportverbänden, in Film- und Modeindustrie, Militär, Nichtregierungs-Organisationen und auch in staatlichen Schulen „sehr ähnlich“. Alle Experten wüssten auch, dass „der allergrößte Anteil an Missbrauch im familiären Kontext vorkommt, verübt besonders von Stiefvätern“.
Wissenschaftlich belegt sei ein Durchschnittsalter eines Priesters, der Kinder zum ersten Mal missbraucht, von 39 Jahren. Das sei rund 15 Jahre nach seiner Priesterweihe mit dem Zölibatsversprechen - und 15 Jahre später als bei Missbrauchstätern in anderen Berufsgruppen.
Warum Priester Täter werden könnten
„Bei Priestern dauert es also länger, bis es zur Ersttat kommt“, so Zollner. Zur Begründung dafür nannte der Ordensmann vor allem wachsende Einsamkeit und Überlastung sowie zu wenige verlässliche und gute Freundschaften. Das sei zentraler als mögliche pädophile Neigungen.