Pfarrei in Molbergen lädt Überraschungsgast aus dem Dorf zum Pfarrer-Talk

Fastenpredigten von Friseur oder Messdiener - wer spricht, bleibt geheim

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Die Dorfpfarrei im Landkreis Cloppenburg lässt in der Fastenzeit Menschen aus der Gemeinde über ihren Glauben sprechen. Deren Namen sollen aber bis zum Schluss geheim bleiben. Aus mehreren Gründen.

Das Motto der Fastenzeit in der St.-Johannes-Pfarrei Molbergen (Kreis Cloppenburg) endet mit einem Fragezeichen: „Credo = Ich glaube…! Was glaubst Du?“ - so steht es auf der ersten Seite der Februar-Pfarrnachrichten zu lesen. Verbunden mit der Ankündigung: „Menschen aus unserer Pfarrgemeinde sind angefragt worden, von ihrem Glauben und was sie sonst trägt, in Gottesdiensten zu erzählen.“

Dafür hat das Pastoralteam um Pfarrer Uwe Börner jeweils zwei Gottesdienste von der zweiten bis fünften Fastenwoche reserviert. Statt einer Predigt wird der Pfarrer Menschen aus der Gemeinde ans Mikro bitten und sie befragen. Darüber ist die Gemeinde auch schon informiert. Eines allerdings bleibt bis zum Schluss ein Geheimnis: Wer aus der Gemeinde Rede und Antwort stehen wird. Jemand aus dem Rathaus vielleicht? Ein Lehrer der örtlichen Gesamtschule? Ein Messdiener? Der Friseur?

Pfarrer setzt auf Neugier

Gelüftet wird dieses Geheimnis erst in den Gottesdiensten selbst. Eines verrät Uwe Börner aber schon im Vorfeld: „Es sind nicht unbedingt die, mit denen man rechnet.“ Er setzt auf den Überraschungseffekt der Fastenpredigten. „Die Neugier soll siegen“, sagt der Pfarrer. Und vielleicht das Interesse an den Gottesdiensten in der Fastenzeit steigern.

Statt zu predigen wird er mit seinen Gästen im Altarraum über ihre Überzeugungen sprechen, „wo sie ehrlich sagen, was sie meinen und denken.“ Die Pfarrei hat zwei Kirchorte, Molbergen und Peheim. Jeweils in einer Vorabendmesse in der einen und im Hochamt der anderen werden diese Interviews die üblichen Predigten ersetzen. Jeder der bisher noch Unbekannten spricht also in zwei Gottesdiensten.

Interessante Menschen – interessante Fragen

Was sich der Pfarrer von dem ungewöhnlichen Fastenpredigt-Projekt verspricht? „Es sind einfach interessante Menschen, bei denen ich mich auch selbst frage: ,Was trägt Dich? Was ist Dir wichtig?‘“ Oder, etwa, wenn es ältere, erfahrene Menschen sind: „War früher wirklich alles immer besser? Was hält Dich? Was muss sich ändern in der Kirche?“

Damit könne auch anderen in der Gemeinde das Fastenmotto „Ich glaube – was glaubst du?“ nähergebracht werden. „Wer spricht schon über seinen Glauben?“ fragt Uwe Börner und attestiert den bis dato noch Unbekannten: „Dass sie das tun, das ist schon eine sehr mutige Sache!“

Es bleiben Alternativen

Die Gemeinde kann vorerst nur darüber rätseln, wer und was sie in den Fastengottesdiensten erwartet. Das soll auch diejenigen entlasten, die sich bereit erklärt haben, über ihren Glauben Auskunft zu geben. „Und es sorgt dafür, dass die Gottesdienstbesucher nicht mit einer vorgeprägten Meinung in den Gottesdienst kommen.“

Wer statt der besonderen Fastenpredigten lieber eine übliche erleben will, dem bleiben im Übrigen als Alternative an jedem Wochenende zwei weitere Gottesdienste. „Wer will, kommt zu den Fastenpredigten. Wer das nicht will, kann sich einen anderen Gottesdienst auswählen.“

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