Themenwoche: Fasten – ich doch nicht! Oder doch? (3)

Instagram-Verzicht um ein Essen: Thea Hilgeforths Fasten-Wette

Anzeige

Auch wenn eigentlich alle dabei sind: Letztlich hatte Instagram die 15-jährige Thea Hilgeforth immer mehr genervt. Wegen mancher Inhalte – und als Zeitfresser. Also hat sie damit Schluss gemacht. Wie lange?

Vor ein paar Wochen hat sie die App von ihrem Handy gelöscht. Weil Thea Hilgefort spürte: Instagram tut mir manchmal nicht gut. Auch, wenn die Smartphone-App für fast alle im Freundeskreis der 15-Jährigen selbstverständlich und – wie die Gymnasiastin aus dem oldenburgischen Lohne (Kreis Vechta) zugibt – „oft auch praktisch und angenehm sein kann“. Etwa um sich mit Freunden und Bekannten auszutauschen.

„Aber Instagram ist eben auch ein großer Zeitfresser“, sagt sie. Einer, der sie nervte. Etwa, wenn Instagram-Filmchen sie unbewusst in ihren Bann zogen und ans Smartphone fesselten. Wenn sie weiter schaute und immer weiter. Noch eins, noch eins und dann noch ein längeres Video. Manchmal eine ganze Stunde. „Man kommt in eine Art Schleife“, versucht sie, das Gefühl dabei zu beschreiben. „Man scrollt und scrollt. Klar, man könnte jederzeit aufhören. Aber man tut es nicht.“ Weil es eben so bequem ist.

“Das fühlt sich einfach nicht gut an”

Themenwoche: Fasten – ich doch nicht! Oder doch?
Weniger essen, weniger Alkohol, weniger Süßes, weniger Internet – und dem Körper Gutes tun: So sehen viele Vorsätze für die Fastenzeit aus. Doch wie sehen Menschen auf die Fastenzeit, die ständig mit Essen und Genuss, Training und Smartphone zu tun haben? Kirche+Leben hat vier besucht.

Dazu jeden Morgen nach dem Aufwachen als Erstes und auch tagsüber immer wieder zwischendurch: Checken, ob es Neuigkeiten gibt. Wie eine Schale mit Süßigkeiten, in die man immer wieder hineingreift, ohne darüber nachzudenken, was man tut.

Thea schüttelt den Kopf. „Das fühlte sich einfach nicht gut an.“ Deshalb hat sie damit jetzt Schluss gemacht, zumindest auf ihrem Handy. „Eine Art Fasten“, meint sie. Wenn auch nicht begrenzt auf die Wochen vor Ostern, sondern unbefristet, wenn sie es durchhält. Verzicht, um sich auf Wichtigeres zu konzentrieren.

Wette mit einer Freundin

Den Gruppenleiterinnen-Grundkurs in den Osterferien zum Beispiel. Dort will sie sich darauf vorbereiten, eine Messdienerinnengruppe der Lohner St.-Gertrud-Gemeinde zu übernehmen. Oder ihren Sport. Thea spielt Football bei den „Lohne Younghorns“. Dazu Treffen und Gespräche mit Freundinnen und Freunden und natürlich – die Schule.

Schon länger hatte sie sich bei Instagram nach dem Sinn gefragt: Was es bringt, all das anzusehen? All die Schmink- und Styling-Tipps zum Beispiel, die man kurz darauf meist wieder vergessen hat. Mit einer Freundin wettete sie: „Wir löschen die App vom Handy. Wer sie als Erste wieder installiert, muss die andere zum Essen einladen.“

Inhalte nicht ohne Folgen

Es ist aber nicht nur die Zeitverschwendung, die sie stört. Oft genug spürt Thea auch: Die Inhalte bleiben nicht ohne Folgen. „Manchmal fängt man an, negativer zu denken. Etwa, wenn es um politische Themen geht.“ Und wenn sie in den Kommentaren merkt, was es bedeutet, wenn jeder ungefiltert seine Meinungen und Meldungen verbreiten kann. „Und man sich erst dreimal überlegen muss, ob das alles stimmt, was man da liest.“

Das Handy ohne Instagram-App ist für sie ein erster Schritt. Auf dem Tablet bleibt es vorerst weiterhin. „Das habe ich aber auch nicht ständig bei mir. So reduziert sich meine Instagram-Nutzung deutlich.“ Ein bisschen wie Fasten. Und der Verzicht fühle sich gut an.

Anzeige