Themenwoche: Fasten – ich doch nicht! Oder doch? (4)

Leve-Gastwirt Horstmöller: Ich mache keinem Gast ein schlechtes Gewissen

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Josef Horstmöller leitet in dritter Generation das berühmte Alte Gasthaus Leve in Münster, liebt selber gutes Essen. Doch in der Fastenzeit hat er klare Regeln, an die er sich aus Überzeugung hält. „Mindestens 35 Tage lang.“

Pikante saure Nierchen, kross gebratene Schweinehaxe oder zarter Rehbraten mit Rotweinbirne in Wacholderrahm: Wer ins Alte Gasthaus Leve in der Münsteraner Altstadt geht, weiß zu genießen – und zwar westfälisch-deftig. Dass das so erfolgreich gelingt, liegt zweifelsohne am Chef, selber Liebhaber guter, bodenständiger Küche, gepflegter Gastlichkeit und schlichtweg des guten Lebens: Josef Horstmöller, der in dritter Generation das 1936 vom Großvater übernommene, schon 1607 gegründete Traditionslokal führt. „Genuss“, sagt er, „Genuss können auch ganz einfache Dinge sein – nämlich gute Produkte authentisch zuzubereiten. Ein Pfannkuchen mit leckerem Salat zum Beispiel – ganz wunderbar!“

220 Plätze hat das urige Haus, 300 Gäste kämen täglich, „im Winter noch viel mehr“, erzählt Horstmöller, der von sich sagt: „Ich bin mit Herz und Seele Gastronom! Ich mag gutes Essen, Gemütlichkeit, Gemeinschaft, mit Menschen zusammen sein. Ich verwöhne gern!“

Nach Schottland und zur See

Themenwoche: Fasten – ich doch nicht! Oder doch?
Weniger essen, weniger Alkohol, weniger Süßes, weniger Internet – und dem Körper Gutes tun: So sehen viele Vorsätze für die Fastenzeit aus. Doch wie sehen Menschen auf die Fastenzeit, die ständig mit Essen und Genuss, Training und Smartphone zu tun haben? Kirche+Leben hat vier besucht.

Sein ganzes Leben hat er so verbracht, hat Koch und Hotelkaufmann in München und am Tegernsee gelernt, ist zur See gefahren, hat in Schottland gelebt, bis er zurück nach Münster kam. Heimat, sagt er, sei für ihn aber noch mehr – dazu gehöre auch sein Glaube. „Ich bemühe mich, sonntags zur Heiligen Messe zu gehen“, erzählt Horstmöller, der früher auch im Domchor mitgesungen hat und bis heute Mitglied im Kirchenvorstand der Innenstadtpfarrei St. Lamberti ist. „Es macht mir Freude, Kirche in unserer Zeit und in dieser schönen Stadt mitzugestalten.“

Und wie passen Genussmensch, Gastronom und Fastenzeit zusammen? „Für mich ändert sich ab Aschermittwoch so einiges“, erzählt er, während er an der Theke das nächste Bier zapft: „kein Alkohol, keine Zigarre, kein Fleisch, keine Süßigkeiten!“ Mit großer Ernsthaftigkeit sagt er das. „Es geht ja nun wirklich auch ohne, und außerdem tut es gut, bewusst zu essen und auf Alkohol zu verzichten.“ Abzunehmen sei überdies ein angenehmer Nebeneffekt.

Was, wenn der Wirt eingeladen wird?

Für Horstmöller aber ist klar: „Ich faste zwar auch aus gesundheitlichen Gründen, aber vor allem bin ich ein Christenmensch“, bekennt er. Einer, der die Regeln kennt. Zum Beispiel jene, dass die Sonntage keine Fastentage sind. Und darum rechnet er durchaus überzeugt vor: „Wenn ich während der Woche irgendwo zum Essen oder auf einen Wein eingeladen bin, faste ich dafür am Sonntag. Auf 35 Fastentage komme ich immer!“ Und ergänzt mit einem Lächeln in den Augen: „Dann ist die Freude an Ostern umso größer!“ Zugleich versucht er, in der 40-tägigen Bußzeit auf jeden Fall sonntags in die Kirche zu kommen.

Fastenregeln gelten für den Gastronom und seine Mitarbeitenden allerdings auch, wenn nicht gerade Fastenzeit ist. Eine davon: „Kein Bier vor 22 Uhr! Sonst kann man den Job nicht machen“, weiß Josef Horstmöller. – So sehr er persönlich die geprägte Zeit bewusst gestaltet: Was, wenn der Wirt an einem gemütlichen Abend von zufriedenen Gästen gebeten wird, sich auf ein Bier dazuzusetzen? „Dann wissen meine Mitarbeiter Bescheid und bringen mir diskret ein alkoholfreies. Dass ich faste, binde ich niemandem auf die Nase. Und dass ich einem Gast ein schlechtes Gewissen mache, kommt überhaupt nicht in Frage.“

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