Papst mahnt zur Einhaltung behördlich angeordneter Kontaktbeschränkungen

Frankreichs Bischöfe klagen gegen Aussetzung von Gottesdiensten

  • Wegen des Verbots von öffentlichen Gottesdiensten in Frankreich seit Dienstag haben mindestens sechs Bischöfe beim Staatsrat Berufung eingelegt.
  • Vertreter anderer Religionen zeigen dagegen Verständnis für die Einschränkungen und lehnten den Rechtweg ab.
  • Papst Franziskus mahnt unterdessen zur Einhaltung behördlich angeordneter Kontaktbeschränkungen.

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Wegen des Verbots von öffentlichen Gottesdiensten in Frankreich seit Dienstag haben mindestens sechs Bischöfe beim Staatsrat Berufung eingelegt. Auch der Vorsitzende der Französischen Bischofskonferenz, Erzbischof Eric de Moulins-Beaufort von Reims, beschloss, das oberste Verwaltungsgericht zu befassen, wie die Zeitung „La Croix“ weiter berichtet. Vertreter anderer Religionen lehnten dagegen ab, den Rechtweg zu beschreiten. Der Staatsrat ist zugleich Gericht wie Beratungsgremium der Regierung in Rechtsfragen, das Gesetzentwürfe vor der Beschlussfassung prüft. Papst Franziskus mahnt unterdessen zur Einhaltung behördlich angeordneter Kontaktbeschränkungen.

Der Bischof von Frejus-Toulon, Dominique Rey, sprach von einem Verstoß gegen die Religionsfreiheit. Die Versammlung im Gottesdienst sei für Christen von zentraler Bedeutung; sie strukturiere das „persönliche und geschwisterliche Leben“. Dies gelte auch für die gemeinschaftliche Feier im Islam und im Judentum. „Das christliche Volk erwartet von seinen Hirten, dass sie die Möglichkeit verteidigen, zur Messe zu gehen“, so Bischof Rey. Für die Bischöfe sei es daher „legitim, rechtliche Schritte einzuleiten“.

 

Andere Religionen lehnen Rechtsweg ab

 

Neben den Bischöfen haben auch mehrere Bewegungen den Staatsrat angerufen, darunter die katholischen Familienverbände (AFC). Sie bitten darum, „Versammlungen in religiösen Einrichtungen zu genehmigen“, deren Dauer auf 90 Minuten begrenzt wird. „Spirituelle Unterstützung und die Notwendigkeit von gemeinschaftlichen Zeremonien für alle Anhänger einer Religion sind unerlässlich“, so der Familiendachverband.

Vertreter anderer Religionen lehnten dagegen den Rechtweg ab. Sie führten laut der Zeitung (Dienstagabend) den Wert der Schutzmaßnahmen, Solidarität mit den Bemühungen zur Eindämmung der Pandemie oder den Wunsch an, einen offenen Dialog mit den Behörden aufrechtzuerhalten.

 

Oberrabbiner: Müssen kein Urteil über Haltung der Katholiken fällen

 

„Wir müssen kein Urteil über die Haltung der Katholiken fällen; aber wir befürworten eine andere Methode“, sagte Frankreichs Oberrabbiner Haim Korsia. Ihm gehe weniger darum, „dass die Justiz ein Recht einschränkt, sondern dass es der Regierung und den Religionsgemeinschaften endlich gelingt, einen Modus vivendi zu finden“, wird er zitiert.

Allerdings müssten die Beschränkungen eigentlich nach gemeinsamen Verhandlungen festgelegt werden, erinnerte der Oberrabbiner. Er forderte die Behörden auf, schnell Klarstellungen zu den genauen Modalitäten der Aussetzung von Gottesdiensten vorzulegen.

 

Islamrat: Muslime sollen zuhause beten

 

Auch der französische Islamrat (CFCM) verzichtete auf die Bitte um Ausnahmeregelungen. Zugleich räumte er seine Sorge vor einem Zulauf „großer Menschenmengen“ zum Freitagsgebet an den Moscheen ein. Muslime sollten zuhause beten; das habe im Frühjahr „gut funktioniert“.

Papst Franziskus hat unterdessen vor dem Hintergrund neuer Corona-Beschränkungen zu täglichem Gebet aufgerufen. Es gelte, „aus diesem Dialog mit Gott Kraft und Zuversicht zu schöpfen“, sagte er in einer Videoansprache aus dem Apostolischen Palast am Mittwoch. Zugleich mahnte er zur Einhaltung behördlich angeordneter Kontaktbeschränkungen. Die Gläubigen sollten die fehlende persönliche Nähe „dem Herrn aufopfern“. Die Ansprache aus der päpstlichen Bibliothek trat an die Stelle der wöchentlichen Generalaudienz. Die Treffen mit Pilgern und Besuchern im Vatikan wurden wegen des Infektionsrisikos bis auf weiteres abgesagt.

 

Franziskus rät zu täglichem Gebet

 

Franziskus betonte, nach dem Vorbild Jesu müsse für Christen das Gebet an erster Stelle stehen. Es könne dem ganzen Tag Richtung und Sinn geben und lasse erkennen, „was Gott uns durch die Herausforderungen des Alltagslebens sagen möchte“.

Regelmäßiges Beten verleihe Kraft, sagte der Papst. „Das Gebet ist keine Flucht vor der Welt, sucht aber doch die Einsamkeit. Denn dort, in der Stille, spricht Gott.“ In der Ruhe kämen „viele unserer verborgenen und manchmal unterdrückten Wünsche und Wahrheiten zum Vorschein“, sagte Franziskus. „Jeder Mensch braucht einen persönlichen Freiraum, wo er sein inneres Leben kultivieren kann, das ihn vor Oberflächlichkeit, Unruhe und Angst bewahrt.“

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