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Corona hat uns wieder voll im Griff, und keiner kann sagen, wie schlimm es in den nächsten Wochen wird. Aber etwas ist diesmal anders: Die Medizin hat viel aus der ersten Welle gelernt. Und auch manche kritische Erfahrung in der Kirche kann jetzt helfen, die neuen Herausforderungen zu meistern.
Alles sieht danach aus, dass es wieder losgeht: Sorge, Unsicherheit, Angst. Corona bestimmt unseren Alltag erneut mit vielen beunruhigenden Zahlen und mit Begriffen, die wir vor der Krise kaum kannten: Inzidenz, 7, 35, 50, 100.000. Will sagen: Ab 35 Neuinfektionen in den vergangenen sieben Tagen auf 100.000 Menschen innerhalb eines Kreisgebiets oder einer kreisfreien Stadt in NRW müssen im Gottesdienst auch am Platz in der Bank Masken getragen werden. In vielen Gemeinden des Bistums ist das längst der Fall, vermutlich wird es überall der Normalfall werden – für längere Zeit. Und was geschieht, wenn die Zahlen deutlich weiter steigen? Was wird dann?
So recht kann das keiner sagen. Allerdings: Unsere Erfahrungen haben uns einiges gelehrt. Wir stehen heute anders da als noch im März. Die Medizin hat viel über das Virus gelernt, über die Erkrankungen, die es auslösen kann, und über deren Behandlung. Jeder Mensch in Deutschland hat eine neue Formel gelernt: „AHA“, also Abstand, Hygiene, Alltagsmaske. Und auch die Kirche, ihre Verantwortlichen und alle Gläubigen, hat ihre Erfahrungen gemacht.
Was haben wir gelernt?
Auch wenn „Geistermessen“ vor der Video-Kamera nicht der Weisheit letzter Schluss sind: Wir haben es geschafft, digitale Technik für uns zu nutzen und so die vertraute Pfarrkirche in die Wohnzimmer-Quarantäne zu bringen. Uns ist noch einmal bewusst geworden, dass zur Messe nicht ein einzelner Priester, sondern „echte“ Gemeinschaft gehört, und dass den Schatz gottesdienstlicher Formen deutlich mehr ausmacht als ausschließlich die Eucharistiefeier.
Wir haben gemerkt, wie wichtig es ist, dass die Kirchen geöffnet bleiben – komme, was wolle –, und was für ein wohltuendes Zeichen es in die Gesellschaft hinein ist, wenn alle Kirchenglocken gemeinsam läuten, einmal am Tag und ganz gewiss zu Weihnachten (was war das an Ostern schön!).
Wir waren erfinderisch und haben sogar in Supermärkten Gottesdienstvorlagen „to go“ ausgelegt, Nachbarschaftshilfen organisiert und unsere Nähmaschinen zum Solidaritäts-Werkzeug Nummer eins gemacht.
Wo müssen wir besser werden?
Niemand darf allein gelassen werden. Wie wichtig ist es, mit unseren alten und kranken Mitmenschen im Kontakt zu bleiben! Sei es über Besuche auf Distanz, sei es durch Telefonanrufe. Auch da können Gemeinden organisieren: Jeder und jede übernimmt es, über seine eigene Familie hinaus einmal am Tag einen Menschen anzurufen, der allein ist – im Seniorenheim, im Krankenhaus, in der eigenen Wohnung. Lasst keinen zurück!
Wo Menschen schwerkrank sind und sterben: Da gehören Seelsorgerinnen und Seelsorger genauso an ihre Seite wie Pfleger und Ärztinnen. Wo Menschen in ihrer Trauer gestützt werden müssen: Da gehören Seelsorgerinnen und Seelsorger genauso an ihre Seite wie medizinisches Personal und Bestatter. Wo Menschen beerdigt werden müssen, braucht es vollen Einsatz dafür, dass der Abschied gut gestaltet werden kann.
Worauf können wir uns verlassen?
Auf das, was sich in unserem Glauben durch alle Zeit bewährt hat.
Inseln der Spiritualität: Gott feiern kann auch heißen, zu fester Zeit die Bibel lesen, einen Psalm meditieren, das Vaterunser beten, Menschen und Sorgen Gott hinhalten.
Heilsame Worte: Verkündigen kann auch bedeuten, über das zu sprechen, was uns ängstigt und was uns trägt. Das kann auch heißen, bei der Wahrheit zu bleiben und Verschwörungserzählungen keinen Raum zu geben.
Gute Taten: Nächstenliebe kann auch bedeuten, Regeln einzuhalten, beisammen zu bleiben, aufeinander acht zu geben und liebevoll zu sein.
Positive Haltung: Kirche in der Welt sein kann auch bedeuten, mit Gelassenheit, Wachsamkeit und Gottvertrauen unserer Gesellschaft einen guten Dienst zu erweisen.
Vieles ist unsicher. Was da kommt, können wir annehmen, weil wir auf den setzen, der bei allem Kommen und Gehen ist und bleibt. Da ist er der Experte. Das ist sein Name: „Ich bin der ich bin.“ Und: „Ich bin der Weg.“ Allen Segen!