Benediktinerinnen wollen männlich-klerikale Perspektive auf Kirchenrecht überwinden

Für Gleichberechtigung von Ordensfrauen: Dinklager Nonnen gründen Institut

  • Für mehr und rechtlich abgesicherte Gleichberechtigung von Ordensfrauen setzen sich die Benediktinerinnen in Dinklage ein.
  • Ein neues Institut soll zur Weiterentwicklung des Ordensrecht beitragen und Beratung für Ordensfrauen weltweit leisten.
  • Dabei gehe es darum, die „Perspektive einer bisher ausschließlich männlich geprägten Klerikerkirche zu überwinden“.

 

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Für mehr und vor allem für eine rechtlich abgesicherte Gleichberechtigung von Ordensfrauen in der katholischen Kirche und gegenüber dem Vatikan setzen sich die Benediktinerinnen der Abtei Dinklage (Landkreis Vechta) ein und gründen dafür ein eigenes „Institut für Ordensrecht – von Frauen für Frauen“. Eine wesentliche Aufgabe soll die Weiterentwicklung des Ordensrechts sein, wie die Schwestern heute Morgen erläuterten. Dabei gehe es darum, die „Perspektive einer bisher ausschließlich männlich geprägten Klerikerkirche zu überwinden“ und zu einer „zeitgemäßen Lebensführung von Ordensfrauen beizutragen“.

Es gebe beispielsweise zahlreiche Regelungen im Ordensrecht, die für Männer und Frauen unterschiedlich seien, sagt Schwester Scholastika Häring OSB. „Äbte haben viel umfangreichere Kompetenzen als Äbtissinnen, und zwar nicht nur aufgrund der Priesterweihe“, bemängelt die promovierte Theologin mit einem Lizentiat in Kirchenrecht. Sie ist zudem als Ordensrechts-Expertin im „Münsterischen Kommentar“ zum Kirchenrecht engagiert, dem deutschsprachigen Standardwerk. Am Kirchengericht in Münster ist sie überdies als Offizialatsrätin tätig.

"Strukturelle Ungleichbehandlung" in Orden

Sie nennt ein weiteres Beispiel: „Die Mindest-Ausbildungszeiten für Nonnen sind mehr als doppelt so lang wie die von Mönchen.“ Diese „strukturelle Ungleichbehandlung von Männern und Frauen in den Orden wollen wir bewusst machen und zu mehr Gleichberechtigung in der Kirche beitragen“, sagt Schwester Scholastika.

Nicht zuletzt aufgrund von zahlreichen Änderungen des Ordensrechts durch Papst Franziskus ist sie weltweit als Expertin gefragt – so in der 2001 gegründeten Internationalen Gemeinschaft der Benediktinerinnen (CIB), die sich für eine „geschlechtergerechte Struktur in der Kirche“ einsetzt. Sie erlebe „hautnah“, mit welchen Herausforderungen und Chancen Ordensfrauen weltweit konfrontiert“ seien: „Wir setzen uns mit Nachdruck dafür ein, ihnen eine Stimme zu geben und gemeinsam nach Lösungen zu suchen.“

Unterm Schirm der Männerklöster

Schwester Scholastika berichtet, dass viele Frauengemeinschaften oft nicht das nötige kirchenrechtliche Wissen haben, um mit ordensrechtlichen Vorgaben aus Rom adäquat umzugehen. „In der Regel helfen dann ausgebildete Kleriker aus“, erläutert Schwester Scholastika. „Allerdings haben sie aufgrund ihrer besonderen Stellung in der Kirche die Bedürfnisse und Möglichkeiten von Ordensfrauen nicht immer genügend im Blick.“

Die Dinklager Benediktinerin leitet überdies eine vierköpfige Studienkommission mit weiteren Benediktinerinnen aus Italien, Mexiko und den USA. Deren Aufgabe es sei,  Lösungsvorschläge zu erarbeiten, „dass Frauen und Männer, Frauengemeinschaften und Männergemeinschaften strukturell und gleichberechtigt agieren“. Dazu gehöre beispielsweise, dass die Frauenklöster weltweit nicht mehr „unter dem Schirm“ der vom Abtprimas geleiteten „Benediktinischen Konföderation“, dem Zusammenschluss der Männerklöster, stehen und repräsentiert werden. Vielmehr gelte es, dass die Frauengemeinschaften durch die CIB selbstständig „vor allem gegenüber der römischen Kurie auftreten können und angesehen werden“, so Schwester Scholastika.

Missbraucht und ohne Geld

Mehr Informationen zu dem neuen Institut und zu Spendenmöglichkeiten unter www.institut-ordensrecht.eu

Im neuen Institut für Ordensrecht engagiert sie sich dafür gemeinsam mit der Diplomtheologin Schwester Lydia Schulte-Sutrum OSB, die in Kürze ihr Studium des Kirchenrechts an der Universität Münster ebenfalls mit dem Lizentiat abschließen wird.

Sie wollen so Frauen sowohl benediktinischer als auch anderer Ordensgemeinschaften weltweit mit Rat und Tat helfen, „die von kirchlichen Institutionen oder deren Repräsentanten benachteiligt wurden, vielleicht sogar Missbrauch erleben mussten und keine finanziellen Mittel für professionelle Hilfe kirchenrechtliche Beratung haben“. Dazu wurde eigens ein Fonds aufgelegt. Für dessen Finanzierung wie für die Arbeit des Instituts ist die Abtei auf Spenden angewiesen.

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