Am Sonntag, 28. Januar

„Für Gott ist Vielfalt normal“: Erster Regenbogen-Gottesdienst in Rhede

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Die Arbeitsgruppe Regenbogen der Pfarrei St. Gudula in Rhede im Kreis Borken lädt zu einem Regenbogen-Wortgottesdienst ein. Warum Pfarrer Thorsten Schmölzing und viele Gemeindemitglieder sich gern dafür einsetzen.

Am 28. Januar feiern Christen in der St.-Gudula-Kirche in Rhede um 18 Uhr den ersten sogenannten Regenbogen-Gottesdienst. In dem Wortgottesdienst solle deutlich werden, dass Gott alle Menschen liebt – egal, ob sie Männer oder Frauen lieben oder wie sie ihre sexuelle Identität bestimmen, hieß es.

Videoclips, Impulse zum Nachdenken und besinnliche Musik gehören zum Gottesdienst, der von Lou Dynia aus Hamminkeln musikalisch gestaltet wird. „Eingeladen sind alle, die sich in dem Glauben verbunden fühlen, dass für Gott Vielfalt normal ist“, sagt der leitende Pfarrer von St. Gudula, Thorsten Schmölzing, im Gespräch mit Kirche+Leben.

Ein Willkommen für alle

Seit zwei Jahren überlegen Mitglieder der Pfarrei zusammen mit der Arbeitsgruppe Regenbogen und mit Menschen, die in homosexuellen Partnerschaften leben, wie die Kirche zeigen kann, dass Menschen in unterschiedlichen Lebenssituationen einen Platz in der Glaubensgemeinschaft haben. „Gemeinsam überlegen wir, wie erfahrbar wird, dass gleichgeschlechtlich Liebende und Paare in unterschiedlichen Lebenssituationen zur Normalität unseres Gemeindelebens dazugehören. Ich persönlich habe viel darüber gelernt, was die Hürden angeht, die es Menschen, die gleichgeschlechtlich lieben, schwer macht, sich in der Kirche willkommen zu fühlen“, sagt Schmölzing.

In der Arbeitsgruppe Regenbogen, im Seelsorgeteam, im Pfarreirat und bei vielen Gemeindemitgliedern gebe es die Vorstellung von der Liebe Gottes für alle Menschen. „Dabei haben wir vor allem gelernt: Wenn wir möchten, dass sich gleichgeschlechtlich Liebende in unserer Glaubensgemeinschaft willkommen fühlen, dann müssen wir dies immer wieder ausdrücklich und in der Öffentlichkeit zur Sprache bringen.“

Bestärkt durch den Vatikan

Bisher sei in der kirchlichen Kommunikation viel von Abgrenzung die Rede. Der Regenbogen-Gottesdienst sei eine Form, die Offenheit der Pfarrei für verschiedene Lebensformen zu signalisieren, beschreibt der Seelsorger.

Von jüngsten Äußerungen aus dem Vatikan zu gleichgeschlechtlich Liebenden fühle man sich in zwei Punkten bestätigt: „Zum einen darin, das Bedürfnis von Menschen wertzuschätzen, einen Platz in der Kirche zu finden. Zum anderen darin, in Beziehungen, die keine sakramentale Ehe sind, das Gute wahrzunehmen. Nämlich die Sehnsucht nach Treue sowie die Bereitschaft zur gegenseitigen Fürsorge und dazu, auch für andere Verantwortung zu übernehmen.“

Schmölzing dankt Bischof Genn

Schmölzing unterstreicht, er sei Bischof Felix Genn „sehr dankbar, wenn dieser den Seelsorgerinnen und Seelsorgern im Bistum Münster das Vertrauen ausspricht, dass wir in der konkreten Pastoral gute Formen finden, wie wir gleichgeschlechtlich Liebende begleiten. Sein Vertrauen schafft einen Freiraum dafür, dass in unserer Pfarrei der Glaube erlebbar wird: Für Gott ist Vielfalt normal.“

In der Pfarrei sind viele Aktive froh, den besonderen Gottesdienst feiern zu können. Pfarreiratsmitglied Martina Heiß sagt: „Durch meinen Bruder, der in einer gleichgeschlechtlichen Beziehung lebt, beschäftige ich mich schon viele Jahre mit dem Thema Homosexualität. Ich freue mich, durch die Arbeitsgruppe Regenbogen meinen eigenen Beitrag zur Akzeptanz von gleichgeschlechtlich Liebenden in der katholischen Kirche leisten zu können.“

Viele Aktive freuen sich auf den Gottesdienst

Hannelore Wortmann, die ebenfalls im Pfarreirat mitarbeitet, meint: „Mir ist die Arbeit in der Arbeitsgruppe Regenbogen wichtig, weil ich immer noch Vorbehalte und Ausgrenzung gegenüber homosexuell lebenden Menschen in der Gesellschaft erlebe, besonders in der katholischen Kirche. Ich wünsche mir, dass das keine Rolle mehr spielt.“

In der Arbeitsgruppe und im Pfarreirat dabei ist Hanni Peveling. Sie wünscht sich eine „offene und einladende Gemeinde. in der sich auch Menschen willkommen fühlen, die homosexuell lieben“.

Torsten Oudemaat bezieht ebenfalls Stellung: „Ich bin gebürtiger Rhedenser und lebe mit meinem Mann Sascha in unserem schönen Städtchen. Ich war schon immer der Auffassung, dass man sich einbringen muss, wenn man Veränderung möchte. Ich hoffe, das Leben in unserer schönen Gemeinde noch lebenswerter zu machen – und zwar für alle Menschen.“

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