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Die Geschehnisse rund um die Kar- und Ostertage werfen auch für Erwachsene manche Frage auf. Erst recht wollen Kinder mehr dazu wissen – auf ihre unbefangene Weise. Im Rahmen eines neuen Podcast-Projekts antwortet Pfarrer Egbert Schlotmann von der St.-Willehad-Gemeinde auf der Insel Wangerooge auf die Fragen von Franka (11) aus Lüdenscheid, von Wim (11) und Friedrich (14) aus Witten sowie Nikolaus (9) aus Münster. In Folge 2 werden Fragen rund um Gründonnerstag beantwortet.
Warum waren beim letzten Abendmahl eigentlich keine Frauen dabei?
Ich bin mir gar nicht so sicher, dass Jesus keine Frauen beim letzten Abendmahl dabei hatte, ich gehe eher davon aus, dass Frauen dabei waren. Wenn ich mir vorstelle, dass die damaligen und heutigen Juden das Paschamahl gefeiert haben in Erinnerung an den Auszug aus Ägypten, also eine Befreiung, dann wird Jesus auch Frauen dabei gehabt haben.
Denn das Paschamahl ist ein Mahl, an dem die ganze Familie zusammen war – also Mädchen wie Jungen, Männer wie Frauen waren dabei. Und wenn Jesus bei seinem letzten Abendmahl die Befreiung aus aller Sklaverei gefeiert hat, auch aus dem Tod heraus, wird er auch Frauen dabei gehabt haben, zumal die Frauen ja immer auch in seinem Kreise und mit ihm zusammen waren. Manche Namen kennen wir, manche nicht. Wir hören häufig die zwölf Männernamen, aber mir ist es ganz wichtig, auch die anderen, vor allem auch die Frauen, immer wieder neu zu betonen und zu benennen.
Ich gehe also davon aus, dass auch Frauen dabei waren. Oft haben wir ein Bild von Leonardo da Vinci vor Augen, wenn wir an das letzte Abendmahl denken; ein Bild, wo die zwölf Apostel bei Jesus sitzen und das eines der bekanntesten Wandgemälde der Welt geworden ist. Laut Leonardo da Vinci war es so, aber die Theologie und die Bibel sprechen anders, nämlich davon, dass immer auch Frauen im Kreise Jesu waren. Ich finde es wichtig, immer wieder zu betonen, dass es nicht nur eine Männergesellschaft war, sondern auch Frauen mit hineingekommen sind. Ich glaube, dass Jesus so manche Grenzen überwunden und so manche Brücken gebaut hat, auch zu den Frauen der damaligen und hoffentlich auch der heutigen Zeit.
Wieso hat Judas Jesus verraten?
Judas war auch von Jesus berufen, war immer in seinem Kreis und hat erlebt, wie Jesus war. Judas hat erlebt, dass Jesus gut mit Menschen reden, sie motivieren und in die Gesellschaft zurückholen konnte. Da sagte sich Judas: Dieser Jesus soll unser Anführer sein.
Judas hat also politisch gedacht und sich gesagt: Wir brauchen einen religiösen Führer, der uns wirklich begleitet in diesem Land, das von den Römern besetzt ist. Also müssen wir Jesus vorantreiben, dass er sich jetzt endlich zeigt – nicht nur als geistlicher, sondern als politischer Führer. Und deswegen hat Judas Jesus verraten und ihn weitergegeben an die Hohenpriester. Dort, so glaubte Judas, bei den Führern des Landes wird er sich zeigen als der wahre König unseres Landes. Das ist leider nicht geglückt; Judas hat sich später das Leben genommen.
Jesus möchte für sich nicht nur die politische Richtung einnehmen. Die kann man zwar auch in ihm sehen, aber vor allem möchte er die religiöse und spirituelle Richtung einnehmen. Jesus ist einer, der unser Leben prägt als einer, der uns leitet, aber uns nicht als königlicher Führer, sondern als Wegbegleiter führen will. Und das wünsche ich uns auch weiterhin.
Der komplette Podcast zu Gründonnerstag
Interesse am Weiterhören? Hier ist die Folge mit allen Fragen zu Gründonnerstag.