„Wir haben viele tolle Kandidaten, über die wir uns freuen können“

Höffner verabschiedet sich als Spiritual des Priesterseminars Münster

Als Spiritual war Michael Höffner mehr als zehn Jahre für die Priesteramtskandidaten im Bistum Münster zuständig. Trotz sinkender Bewerberzahlen sieht er viel Potenzial bei den Seminaristen.

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Meistens hat er nur genickt, wenn die Priesteramtskandidaten zu ihm zum Gespräch kamen. Mehr brauchte es nicht. „Ihre Gedanken sprudelten dann nur so aus ihnen heraus“, sagt Michael Höffner. Das waren die Momente, in denen dem Spiritual am münsterschen Priesterseminar immer wieder bewusst wurde, warum er seine Aufgabe so mochte. „Ich war täglich im Kontakt mit Menschen, die ein großes Glaubensinteresse hatten, die sich intensiv damit auseinander setzen wollten, die bereit waren, sich formen zu lassen.“

Mehr als zehn Jahre hat Höffner das „genossen“, wie er zugibt. „Weil ich auch ein wenig eine väterliche Rolle einnehmen durfte.“ Die zum größten Teil jungen Kandidaten machten sich mit dem Eintritt ins Seminar mit ihm auf einen Weg, auf dem sie noch viel Orientierungshilfe und Rückhalt brauchten. Seine Erfahrung dabei war immer, dass sie gerade das im persönlichen Gespräch mit ihm suchten. Auch weil sie es in einem geschützten Raum taten. „Sie konnten frei nach Schnauze reden – für mich gilt die Schweigepflicht.“ Emotionen waren dabei an der Tagesordnung. „Ihnen dann als väterlicher Freund begegnen zu können, war total schön.“

 

Kleine Begebenheiten, große Themen

 

Bei den Einzelgesprächen alle vier Wochen, aber auch bei den vielen anderen Begegnungen im Haus, war das Nicken von Höffner wie eine stille Frage: Was hat dich in den vergangenen Tagen beschäftigt? „Kleine Begebenheiten, aber auch die großen Themen waren das“, hat er erlebt. Natürlich standen besonders in der ersten Ausbildungszeit Kernfragen rund um die Lebensentscheidung, Priester zu werden, im Mittelpunkt. Höffner fasst die Auseinandersetzung der jungen Männer in einigen Fragen zusammen, die sie immer wieder stellten: „Nicke ich innerlich bei der Entscheidung? Entspricht sie meinen Fähigkeiten? Oder: Komme ich damit klar, dass Gott mich mit meinem Ziel genau in diese Zeit gestellt hat?“

Michael Höffner
Spiritual Michael Höffner wechselt an die Phiosophisch-Theologische Hochschule in Münster. | Foto: Michael Bönte

Es gab viele Antworten, die sich die Kandidaten bei den Gesprächen mit Höffner oft selbst gaben. Er fasst sie zusammen: „Es braucht eine Grundsympathie für die Menschen und die Zeit – wer die nicht hat, sollte es lieber lassen.“

Der 46-jährige Höffner ist seit 2006 am Collegium Borromaeum. Bevor er Spiritual wurde, war er Subregens. Die Entwicklung beim Priesternachwuchs konnte er dabei intensiv verfolgen. Eine Frage an ihn liegt deshalb auf der Hand: Die Kandidaten werden weniger – und damit auch die Auswahl an guten Kräften geringer? Er lacht, bevor er darauf antwortet. „Manche sagen, dass die Spreu hier bleibt und der Weizen wieder geht.“ Seine Erfahrung sind andere: „Wir haben viele tolle Leute, über die wir uns alle freuen können.“

 

Mehr bereichert als gefordert

 

Ohne diese Freude hätte er seine Aufgabe nicht so lange erfüllen können, sagt Höffner. Er sei nicht „arm dran gewesen“, wie manch einer ihn bemitleidet habe. „Bist du es nicht satt?“, wurde er nicht selten gefragt. Er überlegt nicht lange für seine Antwort: „Meine Arbeit hat mich mehr bereichert als gefordert.“

Bereichert, weil es ein besondere Form der Seelsorge war, die ihn manchmal auch an seine eigene Zeit im Priesterseminar erinnerte. „Wenngleich die jungen Kandidaten heute aus völligen anderen Situationen hierherkommen.“ Die Erfahrung einer Volkskirche, wie er sie in seiner Kindheit und Jugend in Dinslaken noch erlebte, gibt es kaum noch. „Ich bin in einem anderen Gemeindebild groß geworden.“ Ein Stück davon konnte er in seiner Kaplanszeit in Nottuln und Darup weiterleben. „Die Veränderungen seitdem waren aber rasant.“

 

Nach intensiven Jahren nicht auf Null zurück

 

Wie Seelsorger in Zeiten solcher Veränderungen und Ungewissheiten weiter für die Sache brennen und Freude an ihrer Arbeit entwickeln können, wird ihn künftig intensiv beschäftigen. Er wechselt an die Philosophisch-Theologische Hochschule (PTH) in Münster. Dort wird er habilitieren. „Bei aller theologischen Theorie – das soll kein Glasperlenspiel sein.“ Die Relevanz für die Arbeit in der Seelsorge vor Ort, will er im Blick behalten. „Ich würde mich freuen, wenn meine Studien den Seelsorgern in den Pfarrgemeinden dabei helfen, weiter Beheimatung, Gemeinschaft und ihre Spiritualität zu finden.“

Der Kontakt zur direkten Seelsorge wird er behalten. „Nach der Intensität der vergangenen Jahre kann ich nicht auf Null fahren.“ Das hat er nie können. Auch in seiner Zeit als Spiritual war er für die Gottesdienstgemeinde der Kraftfahrerkapelle in Raestrup zuständig. „Jeden Sonntag zum Gottesdienst dorthin, danach zu jemandem aus der Gemeinde zum Frühstück.“ Sonst wäre ihm seine Arbeit im Priesterseminar sehr schwer gefallen, gibt er zu. „Ich war heilfroh, mir dort immer wieder eine Bodenhaftung holen zu können – eine Nähe zu vielen unterschiedlichen Lebensentwürfen und -situationen.“

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