Liturgie der Heiligen Woche

Karwoche kompakt erklärt: Die Osternacht

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An drei Tagen begehen die katholischen Christen den Höhepunkt ihres Glaubens. Und sie feiern drei Gottesdienste, wie es sie im ganzen Kirchenjahr nicht noch einmal gibt. Große Liturgien erinnern an das Leiden, das Sterben und die Auferstehung Jesu. Wir erläutern die Gottesdienste und ihre zentralen Symbole.

Die größte, älteste, längste Liturgie ist die Osternacht. Ursprünglich eine „Vigil“, ein nächtlicher Wach-Gottesdienst mit Lesungen und Psalmengebeten. Damit sind eigentlich Diskussionen um den Zeitpunkt der Osternacht hinfällig.

Am Anfang steht das Feuer, ein „neues“ Feuer, wie es heißt, das draußen entfacht und gesegnet wird. An dem neuen Feuer wird die Osterkerze entzündet. Der Priester spricht dazu: „Christus ist glorreich auferstanden vom Tod. Sein Licht vertreibe das Dunkel der Herzen.“

Lichtfeier

Von dieser beglückenden Botschaft erfüllt, zieht die Gemeinde in die stockfinstere Kirche ein. Wo zuletzt der todesdunkle Karfreitag begangen wurde, erklingt nun dreimalig der Ruf „Lumen Christi“ – „Christus, das Licht“, und allmählich wird die ganze Kirche durch das sich ausbreitende Kerzenlicht in den Händen der Menschen erhellt.

Das „Exsultet“, das Osterlob, besingt diese „wahrhaftig selige Nacht“, in der durch den Tod alle Schuld genommen und das Leben neu geschaffen wurde. Diese Erlösungstat wird in den folgenden – mindestens fünf, maximal neun – Lesungen gedeutet. 

Die Lesungen

Unverzichtbar ist die Schöpfungsgeschichte am Anfang: „Es werde Licht! Und es ward Licht.“ Das Chaos weicht, Ordnung entsteht: der Himmel oben, die Sterne, die Zeit in Tag und Nacht, die Erde, das Wasser, Tiere und Pflanzen, der Mensch. Und am Ende steht der siebte Tag, der Sabbat – letztlich der christliche Sonntag, der wöchentliche Gedenktag von Ostern. 

Verpflichtend ist auf jeden Fall die Lesung vom Durchzug des Volkes Israel durch das Rote Meer: Die Spaltung der Wassermassen, die den Verfolgern Tod und dem auserwählten Volk das Leben, Freiheit, Auszug in die Heimat geben – ein gewaltiges Bild für Tod und Auferstehung und natürlich für die Taufe, das „Wiedergeboren-Werden“ im Durchgang durch dieses Wasser.

Endlich wieder: Halleluja!

Langsam steigert sich die Feierlichkeit, denn bislang galt nach wie vor das am Gründonnerstag begonnene Schweigen von Orgel und Glocken. Nach der letzten alttestamentlichen Lesung wird das Gloria angestimmt – mit vollem Geläut und voller Orgel. 

Und im Anschluss an die Lesung aus dem Römerbrief ruft die Lektorin oder der Lektor: „Ich verkünde euch eine große Freude: das österliche Halleluja!“ Wenn möglich, sollte dieses Oster-Halleluja dreifach gesteigert gesungen und das Evangelium von der Auferstehung Jesu mit großer Feierlichkeit begrüßt werden – am besten begleitet von der aufgehenden Sonne des Ostertags ...

Tauffeier

„Wir alle, die wir auf Christus Jesus getauft wurden, sind auf seinen Tod getauft worden.“ So sagte es die Lesung aus dem Römerbrief. Entsprechend ist die Osternacht zugleich der Tauftag schlechthin. Wo keine Taufe stattfindet, gehört dennoch die Tauferneuerung aller Gläubigen unbedingt hierher. 

Wer den österlichen Dreitag bewusst und intensiv mitgefeiert hat, wird das Bekenntnis zu diesem Glauben umso inniger, überzeugter sagen und erneuern können. Mancherorts werden die anschließenden Fürbitten in Anlehnung an die zehn Fürbitten der Karfreitagsliturgie gestaltet – und, wo möglich, gesungen.

Es schließt sich die Eucharistiefeier an, die in den verschiedenen Hochgebeten zur Auswahl nochmals das Geschehen von Gründonnerstag, Karfreitag und Ostern zusammennimmt – und die in dieser Nacht besonders aktuell klingen.

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