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Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) setzt mit einer „Münsteraner Erklärung“ Zeichen gegen Rassismus, Ausländer- und Behindertenfeindlichkeit. Die Erklärung solle zum Ausdruck bringen, „dass wir als Christen insbesondere mit den Angehörigen anderer Religionen und Weltanschauungen, mit Zuwanderern und Einheimischen, friedlich zusammenleben wollen“, sagte ZdK-Präsident Thomas Sternberg. Er sprach am Dienstag bei der Frühjahrsversammlung des höchsten katholischen Laiengremiums in Münster einen Tag vor der Eröffnung des Katholikentags.
Kritik an Bischöfen
ZdK-Präsident Thomas Sternberg stört sich daran, dass Mehrheitsbeschlüsse der Deutschen Bischofskonferenz durch eine Minderheit blockiert werden. „Es ist schon viel zu lange so, dass eine Minderheit Entwicklungen aufhalten konnte, die eine deutliche Mehrheit dieses Gremiums in Gang setzen wollte“, sagte er.
Als Beispiel verwies Sternberg auf den Kommunion-Empfang für nichtkatholische Ehepartner. Die Konferenz hatte mit Drei-Viertel-Mehrheit eine Handreichung beschlossen, wonach der Kommunionempfang in Einzelfällen möglich sein soll. Dagegen hatten sieben Diözesanbischöfe in einem Schreiben an den Vatikan Einwände erhoben. Der Brief sei „ein Dokument des Abstands einiger Bischöfe von der pastoralen Praxis auch in ihren Gemeinden“, sagte Sternberg.
Dieser solle zu einem kraftvollen Zeichen dafür werden, dass Populismus, Demokratie- und Fremdenfeindlichkeit keinen Platz in Deutschland haben dürften, so Sternberg. Katholiken stünden bereit, mit Toleranz und Solidarität dafür einzutreten.
Gegen Kernpositionen der AfD
Das ZdK hatte viel Widerspruch für die Einladung eines AfD-Vertreters zu einem Katholikentags-Podium geerntet. Der kirchenpolitische Sprecher der AfD-Bundestagsfraktion, Volker Münz, nimmt am Samstag an einer Diskussion über die Haltung der Bundestagsparteien zu Kirche und Religion teil. Auch Politiker von Union, SPD, Grünen und Linken sind vertreten.
Das ZdK hatte die AfD-Einladung mit der Begründung verteidigt, alle im Bundestag vertretenen Positionen zur Diskussion stellen zu wollen. Die neue Erklärung grenzt sich gleichwohl erneut von den Rechtspopulisten ab. Der Text nenne zwar keine Partei mit Namen, doch er richte sich eindeutig gegen Kernpositionen der AfD, sagte der ZdK-Präsident der „Neuen Westfälischen“.
„Aktuelle Diskussion schadet dem Kreuz“
Unzufriedenheit, Misstrauen und Feindseligkeit hätten hierzulande breiten Raum eingenommen, so Sternberg bei der ZdK-Versammlung. Für die großen Herausforderungen der Gegenwart versprächen manche Menschen einfache Lösungen. Sie glaubten, Nationalismus und Egoismus könnten einen Vorteil verschaffen.
Manche setzten auf Ausgrenzung, Verleumdung und Hetze. Ein konstruktives und friedliches Miteinander werde jedoch nur erreicht, wenn Respekt und Vertrauen gegenüber Menschen anderer Herkunft, Lebensweise und Religion selbstverständlich seien, unterstrich Sternberg: „Das ist die Art des Zusammenlebens, für die wir als Christen stehen.“
In der Debatte um die Kreuz-Pflicht in bayerischen Behörden erklärte der ZdK-Präsident, die Diskussion schade dem Anliegen, Kreuze im öffentlichen Raum zu zeigen. Er freue sich über jedes Kreuz im öffentlichen Raum als Botschaft selbstloser Liebe. Als Identitätsmarker, als Kampfansage und Wahlkampfgag eigne es sich aber nicht.