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Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) fordert mehr Transparenz und Konsequenz bei der Aufarbeitung des Missbrauchskandals in der katholischen Kirche. Auch Bischöfe und andere Leitungspersonen müssten Verantwortung übernehmen und zu strukturellen Veränderungen bereit sein, heißt in einem Antrag, der am Freitag bei der ZdK-Vollversammlung beschlossen wurde. „Wir sind ernüchtert, beschämt und zornig, dass sexualisierte Gewalt in der Kirche immer noch vertuscht wird.“ Sexualisierte Gewalt sei seit langem ein „strukturelles Problem in der katholischen Kirche“.
Es brauche eine schonungslose Aufarbeitung sowie eine freimütige Diskussion, mahnen die obersten Laienvertreter. „Wir sehen jedoch, dass es noch immer Bischöfe und andere Leitungsverantwortliche gibt, die ihre Macht missbrauchen, keine persönliche und institutionelle Verantwortung übernehmen und nicht zu strukturellen Veränderungen bereit sind.“ Die aktuellen Vorgänge im Erzbistum Köln kritisierte das Gremium als intransparent - und forderte eine vollständige Offenlegung, insbesondere des Gutachtens der Münchner Kanzlei Westpfahl Spilker Wastl (WSW).
ZdK beklagt eigene Untätigkeit vor 2010
Das Erzbistum Köln hatte Ende Oktober überraschend mitgeteilt, es habe einen Strafrechtsexperten mit einer neuen Untersuchung zum Thema Missbrauch beauftragt. Zugleich wurde darüber informiert, dass das zuerst in Auftrag gegebene WSW-Gutachten wegen methodischer Mängel nicht veröffentlicht werde.
Täter seien nicht nur diejenigen, die aktiv missbrauchten, betont das ZdK, „sondern auch alle, die vertuschen, verharmlosen und eine offene und transparente Aufdeckung der Taten behindern“. Wer Verantwortung trage, müsse aus Versagen Konsequenzen ziehen. Das ZdK fordert die Bischöfe auf, die „Gemeinsame Erklärung über verbindliche Kriterien und Standards für eine unabhängige Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs in der katholischen Kirche in Deutschland“ entschlossen umzusetzen.
Das ZdK bedauerte zudem selbstkritisch, dass das Laiengremium das Thema nicht schon vor Bekanntwerden der Missbrauchsfälle 2010 in den Blick genommen habe. „Wir bekennen, dass auch wir das Leid der Betroffenen oft nicht an uns herangelassen haben und diesbezüglich noch Lernende sind.“ Man verpflichte sich dazu, die Aufarbeitung künftig kritisch voranzubringen, auch im Rahmen des Reformprozesses Synodaler Weg. Auch wolle man auf Betroffene zugehen und das Gespräch suchen.