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Agrarlieferketten, Suizidhilfe, Synodaler Weg – während die Bundesebene der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (KFD) zu vielen gesellschafts- und kirchenpolitischen Themen Stellung bezieht, haben sich im vergangenen Jahr 21 KFD-Gruppen im Diözesanverband Münster aufgelöst, war dort der Mitgliederverlust so hoch wie nie, verfolgen die heute immerhin noch rund 75.000 Frauen in 500 KFD-Gruppen gern auch eigene Themen. Warum gelingt es dem Verband nicht, mit einer Stimme zu sprechen? Ein Gespräch mit Maria Terbeck, Geschäftsführerin des KFD-Diözesanverbands Münster.
Frau Terbeck, schaut man ins Programm der KFD-Ortsgruppen, geht es dort oft um Gesundheit und Ernährung, Friedensgebete und Ökologie, Jubiläumsfeiern und Wallfahrten. Die Bundesebene der KFD befasst sich dagegen mit den „großen“, kritischen Themen in Politik und Gesellschaft. Überschneidungen zwischen den Themen von Dachverband und Basis sind kaum erkennbar. Woran liegt das?
Die KFD macht keine Vorgaben, womit die einzelnen Gruppen sich beschäftigen sollten. Wir haben eine große Vielfalt in unserem Verband. Jede Gruppe sucht sich eigene Schwerpunkte: Einige sind kirchenpolitisch hochaktiv, andere haben sich zum Beispiel wie in Ahaus für den Atomausstieg stark gemacht. Etliche Gruppen sind sehr ökologisch oder am fairen Handel orientiert. Viele KFD-Frauen im Bistum Münster haben einen Bezug zur Landwirtschaft und interessieren sich dafür, wie Ressourcen geschont werden können. Nach unserer Beobachtung sind die Frauen einverstanden damit, welche Themenvarianz – auch bei unterschiedlichen Positionen – im Verband möglich ist, und transportieren das, was ihnen selbst wichtig ist, auf die Diözesan- und Bundesebene. Letztere haben als Aufgabe eher die Interessenvertretung. Unabhängig von allen Schwerpunktthemen ist für die KFD-Frauen die Gemeinschaft vor Ort sehr wichtig: Füreinander da zu sein und zum Beispiel Spiritualität zu leben.
Auf welchem Weg landen die Orts-Themen in der KFD-Zentrale? Werden sie auf der Funktionärsebene zunächst gefiltert?
Maria Terbeck ist Geschäftsführerin im KFD-Diözesanverband Münster. | Foto: kfd Münster
Unser Verband arbeitet nach dem Delegationsprinzip. Die Ortsebene als unser Herzstück entsendet Vertreterinnen zur Regionalebene; aus deren Mitgliedern setzt sich die KFD-Diözesanversammlung zusammen. Auf Bundesebene tragen dann die ehrenamtlichen Leitungsteams der Diözesanverbände – vereinzelt sind auch Hauptamtliche dabei – die beantragten Themen aus ihren Bistümern zusammen. Gegebenenfalls kommen aus Berlin oder Trier andere Themen als aus Beelen und Recklinghausen.
Zum 1. Januar 2024 erhöht sich der Jahresbeitrag für KFD-Mitglieder von 25 auf 40 Euro. Dafür hat der Verband vorab schon viel Ärger kassiert, manche Ortsgruppen sind aus Protest geschlossen ausgetreten. Der Vorwurf: Man wolle die Bundesebene nicht durchfinanzieren. Was sagen Sie dazu?
Es gibt tatsächlich viel Ärger über die Beitragserhöhung. Es gibt aber auch viele Gruppen, die sich für die KFD entschieden haben, weil es ihnen wichtig ist, ihre Stimme für die Themen der KFD einzusetzen. Die Diözesanversammlung hat sich deshalb auch entschieden, den Gruppen 1,50 Euro je Mitglied mehr zur Verfügung zu stellen. Somit bleiben den Gruppen nun 9 Euro statt 7,50 Euro für ihre Arbeit vor Ort. Verständlich ist natürlich, wenn jemandem vor Ort nicht jedes Thema der Interessensvertretung auf Bundesebene wichtig ist, weil die eigene Lebenssituation eine andere ist und sie für sich selbst andere Schwerpunkte gesetzt hat. Aber die KFD muss trotzdem die frauenpolitischen Themen nach vorn bringen. Je mehr wir sind, desto stärker wird unsere Stimme.