Kirchenvisionen im Bistum Münster (4) - aus Marl

Wie ein Frauentreff Alternativen zur Orts-Pfarrei sucht

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Wohin geht die Kirche? Fragen, die sich viele Christen zurzeit stellen. Menschen aus dem Bistum Münster geben ihre persönliche Antwort. Heute: Ein Frauentreff aus Marl sucht Alternativen zur Pfarrei.

Sie ärgern sich regelmäßig über die Kirche. Aber: „Das Evangelium ist eine Anleitung für gelungenes Leben“, sagt Elisabeth Jansen. „Wir sind erlös­te Menschen, das strahlen wir hoffentlich aus“, sagt Annegret Rotthoff. „Wenn wir zu Jesus zurückkehren, sind wir auf der sicheren Seite“, sagt Silvia Thomas.

Die drei Frauen sind Teil einer christlichen Bewegung in Marl rund um die Katholische Frauengemeinschaft (KFD) und die Reformbewegung „Maria 2.0“, aber nur begrenzt eingebunden in ihre Orts-Pfarreien. Was erwarten sie in zehn Jahren von der Kirche?

Unterhaltsam, spirituell

„Wir bauen längst an einer neuen Gemeinde“, stellt Elisabeth Jansen klar. Diese neue Gemeinde bilde sich rund um den „Frauentreff Marl“. Der stellt ein unterhaltsames, spirituelles und kirchenpolitisch anspruchsvolles Programm auf die Beine für Frauen, die auf einer Radtour einfach neue Kontakte suchen, aber auch für christlich orientierte Frauen und Männer, die ihren Glauben anders leben wollen.

Zu den Wort-Gottes-Feiern der Gruppe – alle zwei Monate im Marler Kulturzentrum Erlöserkirche – fanden anfangs 30, inzwischen sind es rund 70 Menschen. Jansen: „Ich möchte meinen Glauben in Gemeinschaft leben. Da habe ich euch gefunden.“  

Sind Hausgemeinschaften ein Zukunftsmodell?

Am Beispiel des ehrenamtlichen Beerdigungsdienstes entzündet sich bei den Frauen viel Kritik: Nur weil der Priester fehle, dürften jetzt Ehrenamtliche übernehmen. „Bezahlung – das wäre Wertschätzung“, sagt Heilpraktikerin Silvia Thomas (64). „Wenn ich beerdigen soll, würde ich auch gern taufen und Eucharistie feiern“, meint die pensionierte Pastoralreferentin Annegret Rotthoff (74).

Auch Altenheim-Managerin Elisabeth Jansen (70) findet: „Solange sie uns vom Altar weghalten, übernehme ich keine Bestattung, nur weil die lästige Aufgabe delegiert werden soll.“

In zehn Jahren, prognostizieren die drei Aktiven, werde es kaum noch Ehrenamtliche und fast keinen Priesternachwuchs mehr geben. Und dann? Rotthoff: „Wir bilden Hausgemeinschaften wie im Urchristentum und geben den Glauben auf unsere Art weiter.“

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