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Die Katholische Frauengemeinschaft erhöht ihren Mitgliedsbeitrag von 25 Euro auf 40 Euro, im Bistum Münster bleiben aber nur 7,50 Euro auf der Ortsebene. Ein erster Ortsverband überlegt nun, Bundes- und Diözesanverband zu verlassen. Die beiden Dachverbände verteidigen den Schritt - regionale Vertreterinnen hätten zugestimmt.
„Wir stehen ganz am Anfang“, betont Karin Pälmke. Und ergänzt, dass man die Überlegungen für einen Verbandsaustritt aus der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (KFD) „eigentlich erstmal vor Ort halten wollte“. Da hätten die regionalen Medien einen Strich durch die Rechnung gemacht. Inzwischen riefen weitere Journalisten an. Auch Vertreterinnen von anderen KFD-Ortsverbänden würden sich melden, die Ähnliches überlegten. Welche, das wollte sie nicht sagen.
Es geht um die Beitragserhöhung für die KFD-Mitglieder. Zum 1. Januar 2024 soll der Jahresbetrag von bisher 25 auf 40 Euro klettern. Der Ortsverband Sendenhorst-Albersloh, zu dessen Vorstand Pälmke zählt, überlegt deswegen, den KFD-Bundesverband und den KFD-Diözesanverband zu verlassen. „Nicht wegen der Beitragserhöhung an sich. Sondern, weil nur 7,50 Euro bei uns vor Ort bleiben und 32,50 Euro an die anderen Verbandsebenen abgeführt werden. Das passt einfach nicht“, erklärt Pälmke.
Warum kommt so wenig auf Ortsebene an?
Bei der Generalversammlung in Albersloh Ende Januar hatte Pälmke die Präsentationen der einzelnen KFD-Verbandsebenen vorgestellt und aufgezeigt, wohin das Geld fließt. Danach habe sie das für ihren Ortsverband berechnet.
„Bisher verbleiben bei einem Mitgliedsbeitrag von 25 Euro rund 3.600 Euro bei uns, etwa 8.400 Euro werden abgeführt“, rechnet Pälmke vor. Ab 2024 sei der Betrag für den Ortsverband unverändert 3.600 Euro und 15.600 Euro müssten an den Bundes- und Diözesanverband abgegeben werden. „Je mehr man darüber redet, umso mehr ärgert man sich.“
Es geht um „das Missverhältnis“
Pälmke differenziert allerdings nicht zwischen den unterschiedlichen Anteilen für den Bundes- und Diözesanverband. Es gehe ihr allein um „das Missverhältnis“. „Wir wollen damit nicht die Arbeit der anderen Ebenen kritisieren“, sagt die 1. Kassiererin im KFD-Vorstand in dem Ort südöstlich von Münster.
„Man hätte die Verteilung doch auch zugunsten der Orte anpassen können“, erklärt sie. „Wir machen alles ehrenamtlich. Auch bei uns steigen die Kosten. Gerade die KFD-Arbeit vor Ort stärkt die Gemeinschaft: durch kreative, kirchliche und informative Angebote, Radtouren und Veranstaltungen.“
Erstes Meinungsbild und Votum für den Austritt
Auf der Generalversammlung sei es um ein Meinungsbild gegangen, betont Pälmke. 64 von 70 Frauen hätten für eine Ablösung vom Diözesan- und Bundesverband votiert. Man habe ein Votum gebraucht, um weiter planen zu können. Denn ein möglicher Verbandsaustritt habe zahlreiche Konsequenzen. Als eigenständiger Ortsverband müsse man einen Verein gründen, die Gemeinnützigkeit klären, eine Satzung entwickeln - alles Fragen, in denen es noch keine Expertise gebe.
Deswegen habe man auch mit dem KFD-Diözesanverband Münster Kontakt aufgenommen. Zudem könne nur eine außerordentliche Mitgliederversammlung zu einer endgültigen Entscheidung für oder gegen einen Austritt führen. Zurzeit hat der Ortsverband Sendenhorst-Albersloh 479 Mitglieder. Schade findet Pälmke, dass man nicht vorher mit den Ortsverbänden über die Beitragsaufteilung gesprochen habe.
„Beitragserhöhung ist Ergebnis eines demokratischen Prozesses“
Genau das aber habe man auf Regional- und Ortsebene vorher diskutiert, sagt Andrea Temming, Geschäftsführerin des KFD-Diözesanverbandes Münster: „Die Beitragserhöhung ist Ergebnis eines demokratischen Prozesses.“ An ihm seien Ehrenamtliche aus den Regional- und Ortsebene beteiligt gewesen.
Auf der Diözesanversammlung am 22. Oktober 2022 in Hamminkeln hätten die Ehrenamtlichen entschieden, „dass die Ortsebene eine Erhöhung ihres Anteils nicht braucht“, so Temming. Damals habe bereits festgestanden, dass der Bundesanteil im kommenden Jahr von bisher 12 Euro auf 22 Euro steigt.
Die Delegierten in Hamminkeln hätten sich für die gleichzeitige Erhöhung der anderen Ebenen ausgesprochen: Der Diözesananteil wird von bisher 5,05 Euro auf 10 Euro erhöht, der Regionalanteil von 45 auf 50 Cent. Die Ortsebene bekommt wie bisher 7,50 Euro.
„Lange keine Erhöhung mehr“
Temming findet es „sehr schade“, dass der Ortsverband Sendenhorst-Albersloh über einen Verbandsaustritt nachdenkt. „Wir wissen, dass die immer eine hervorragende Arbeit geleistet haben“, sagt sie.
In Kürze besuche eine Referentin die Frauen, um mit ihnen ins Gespräch zu kommen. Die KFD-Geschäftsführerin will aber auch für die Beitragserhöhung werben. Die letzte Erhöhung des Diözesananteils sei 2015 gewesen, die letzte Erhöhung für den Bundesverband liege 14 Jahre zurück.
„Wir versuchen zu sparen“
„Unser Ziel ist, die Beiträge möglichst lange stabil zu halten.“ Ihr sei durchaus bewusst, dass die Information über die Beitragserhöhung nicht in eine günstige Zeit falle - angesichts von Pandemie, steigenden Energiekosten und Ukraine-Krieg.
„Wir versuchen, unsere Arbeit zu entbürokratisieren“, erklärt sie. In den letzten Jahren habe man drei Stellen eingespart. „Die vier Referentinnen, alle nicht in Vollzeit, sind ohne Ende ausgelastet und ständig vor Ort.“ Allein 2022 habe man 80 Beratungsprozesse auf Ortsebene begleitet.
Es brauche Geld für Bildungsarbeit, digitale Veranstaltungen und Arbeitsmaterialien. Zudem wolle man die KFD zukunftsfähiger machen. Man sei mitten in einem Verbandsentwicklungsprozess. Ziel sei, verstärkt Frauen in den verschiedenen Lebensphasen anzusprechen und Zusammenschlüsse von thematischen Gruppen zu initiieren, etwa Stammtische zu politischen Fragen oder Theatergruppen.
Lobbyarbeit und mehr Geschlechtergerechtigkeit
Auch für den KFD-Bundesverband in Düsseldorf ist die Erhöhung unerlässlich. „Die Beitragsanpassung ist notwendig, um als Verband in Zeiten allgemein steigender Preise überhaupt überlebensfähig zu bleiben“, schreibt Friederike Frücht, Abteilungsleiterin Kommunikation, auf Anfrage von „Kirche-und-Leben.de“.
„Unsere Finanzierung erfolgt aus über 80 Prozent Mitgliedsbeiträgen.“ Zuschüsse durch Ministerien oder die Deutsche Bischofskonferenz machten nur einen kleinen Teil aus. Mit dem Mitgliedsbeitrag werde besonders die Lobbyarbeit unterstützt: etwa der Einsatz für Geschlechtergerechtigkeit in Kirche und Gesellschaft. „Wir arbeiten weiter daran, dass alle Weiheämter in der Kirche Frauen offenstehen und sie Priesterin oder Diakonin werden dürfen.“
Auf die Frage, warum so wenig Geld bei den Ortsebenen ankommt, hat Frücht womöglich eine kleine Lösung: „Von dem Mitgliedsbeitrag für den Bundesverband werden ab Januar 2024 pro Mitglied 1,50 Euro an den jeweiligen Diözesanverband beziehungsweise Landesverband überwiesen. Die Entscheidung über Höhe und Verwendung der Beiträge wird in den Diözesanverbänden und im Landesverband getroffen.“