Beitragserhöhung sorgt für Unruhe bei KFD-Bundesverband und im Bistum Münster

Dramatischer Mitgliederschwund bei der Katholischen Frauengemeinschaft

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Rund 45.000 Mitglieder weniger in einem Jahr: Die Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands (KFD) steckt mächtig in der Krise. Allein im Bistum Münster gingen 13.000 Frauen. „Kirche-und-Leben.de“ hat die Gründe recherchiert.

Die Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands (KFD) hat im vergangenen Jahr so viele Mitglieder verloren wie nie zuvor: Nach Angaben des Bundesverbands haben 2023 rund 45.000 Frauen den Verband verlassen. Ein Jahr zuvor zählte der größte katholische Frauenverband bundesweit noch 300.000 Mitglieder.

„Diese Zahlen sind zweifellos erschreckend“, sagt KFD-Bundesgeschäftsführerin Brigitte Vielhaus im Gespräch mit „Kirche-und-Leben.de“. Allerdings handele es sich zurzeit noch um ungefähre Zahlen. Eine genaue Statistik folge in Kürze.

KFD: Beitragserhöhung umstritten

Als Gründe für die sprunghaft gestiegenen Austrittszahlen sieht Vielhaus eine im Verband heftig umstrittene Beitragserhöhung, den Vertrauensverlust in die Institution Kirche, aber auch die demografische Entwicklung und die Inflation, die Mitglieder zum Sparen gezwungen habe. „Es ist eine Gemengelage, warum Frauen den Verband verlassen. Die Beitragserhöhung ist der Auslöser. Die Kirchenbindung ist oft nicht mehr da“, erklärt sie.

Das starke Vertrauen von früher in die Kirche sei durch diverse Krisen erschüttert. Gleichwohl ist Vielhaus sicher: „Wir müssen stärker betonen, dass die KFD ein toller Ort ist, in dem Spiritualität gelebt werden kann. Frauen finden in dem Verband eine starke Stimme für ihre Anliegen.“

KFD-Diözesanverband Münster verliert 50 Gruppen

Einen hohen Verlust an Mitgliedern verzeichnet auch der KFD-Diözesanverband Münster: Von 450 örtlichen Frauengemeinschaften im Bistum haben sich 2023 rund 50 aufgelöst, etwa 13.000 Frauen haben den Verband verlassen. 2022 zählte der Diözesanverband Münster noch 75.000 Mitglieder.

Die Beitragserhöhung von 25 Euro auf 40 Euro ab 1. Januar 2024 sei in den örtlichen Frauengemeinschaften heftig kritisiert worden, bestätigt Andrea Temming, Geschäftsführerin des KFD-Diözesanverbands. Zuletzt habe der Bundesverband den Beitrag vor 14 Jahren erhöht, der Diözesanverband vor neun Jahren. „Wir hatten damals versprochen, so lange wie möglich den günstigen Jahresbeitrag konstant zu halten. Aber die Erhöhung musste sein“, so Temming.

KFD-Bundesverband erhält Löwenanteil des Beitrags

Vom Jahresbeitrag erhält der Bundesverband mit 22 Euro den größten Anteil, der Diözesanverband 8,50 Euro und die Regionalebene 50 Cent. Auf der Ortsebene bleiben neun Euro. „Die Aufteilung führte zu vielen Diskussionen und hat wohl viele bewogen, die KFD zu verlassen“, so Temming. 

Auch sie ist überzeugt: Die Beitragserhöhung sei oft der Anlass gewesen, die Ursachen lägen aber tiefer. „Die Kirchenkrise hat auch uns hart getroffen.“ Immerhin 600 neue Mitglieder habe der Diözesanverband im vergangenen Jahr verzeichnet. „Das ist ein gutes Zeichen. Wir bleiben ein wichtiges Sprachrohr in Kirche und Gesellschaft.“

KFD-Leitungsteams ohne Nachfolgerinnen

Die Mitgliederverluste sind von Region zu Region unterschiedlich. In der KFD-Region Lüdinghausen im Kreis Coesfeld hätten sich die Austritte in Grenzen gehalten, sagt Dorothea Tappe vom dortigen Leitungsteam. Gleichwohl: „Ein Problem ist, Nachfolgerinnen in den Leitungsteams zu gewinnen. Da müssen wir ansetzen.“

In Coesfeld haben Frauen die KFD verlassen und pfarrliche Frauengruppen gebildet. Auch im niederrheinischen Rees-Haldern hatten bei einer Generalversammlung im Oktober 2023 von 131 anwesenden Mitgliedern 124 Frauen wegen der Beitragserhöhung für einen Austritt aus dem Bundesverband votiert. Die Frauen beschlossen eine Neugründung als Frauengemeinschaft St. Georg Haldern.

Für Tappe sind solche Entwicklungen keine gute Lösung; „Verbandliche Zusammenarbeit stärkt immer die örtliche Gruppe. Was die Zahlung der Beiträge betrifft, hätte man individuelle Lösungen finden können.“

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