Kommentar von Ulrike Göken-Huismann zu Diensten und Ämtern in der Kirche

„Frauen haben Lippenbekenntnisse so satt!“

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„Erste Pastorin kam aus Goch“ –  das meint im konkreten Fall eine Protestantin. Aber warum bewegt sich in der katholischen Kirche nichts? Ulrike Göken-Huismann aus Goch, Geistliche Leiterin der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands, mahnt zum Handeln.

„Erste Pastorin kam aus Goch“ – unter diesem Titel erinnert aktuell eine Ausstellung im evangelischen Gemeindezentrum in Goch am Niederrhein an Ilse Härter (1912-2012). Sie war eine der beiden ersten Frauen, die 1943, vor 80 Jahren also, in Deutschland ordiniert wurden. Eindrückliche Fakten und Zeugnisse sind zu lesen, natürlich geht es dabei um den langen Weg der Frauen hin zur Gleichberechtigung in ihrer Kirche.

Für mich ist die Erinnerung an Ilse Härter ein Ansporn, in aller Deutlichkeit die zeitnahe Zulassung der Frauen zu allen Diensten und Ämtern in der katholischen Kirche zu fordern. Alle theologischen Argumente liegen auf dem Tisch, es gibt keine schlüssigen Begründungen, die gegen die Frauenweihe sprechen.

„Nicht der Zugang von Frauen zu Ämtern ist begründungspflichtig“

Der große ökumenische, wissenschaftliche Osnabrücker Kongress 2017 hat in seiner berühmten dritten These formuliert: „Nicht der Zugang von Frauen zu den kirchlichen Diensten und Ämtern ist begründungspflichtig, sondern deren Ausschluss.“

Den Verantwortlichen der Kirche in Deutschland und weltweit rufe ich zu: Es wird höchste Zeit, die Frauen zuzulassen. Die Ungeduld und der Frust unter den katholischen Frauen sind enorm: Sie verlassen die Kirche durch formellen Austritt, gehen in die innere Emigration oder suchen sich Nischen in der Kirche, in denen die offiziellen sakramentalen Handlungen kaum noch eine Rolle spielen. Katholische Frauen haben die Lippenbekenntnisse so satt!

Frauen ins Domkapitel

Die Autorin
Ulrike Göken-Huismann aus Goch-Pfalzdorf ist Geistliche Leiterin der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (KFD) auf Bundes­ebene und Mitglied der Synodalversammlung des Synodalen Wegs.

Die Beschlüsse des Synodalen Wegs, so minimal sie bei diesem Thema auch sind, müssen zeitnah umgesetzt werden. Die deutschen Bischöfe, die im Oktober bei der Weltsynode mitarbeiten, müssen die Dringlichkeit der Entscheidungen anmahnen.

Und auch im Bistum Münster warten Frauen (und Männer) auf die nächsten Schritte: Einführung der Tauferlaubnis, Predigten von Frauen in Eucharis­tiefeiern im Dom zu Münster oder in der Kevelaerer Basilika, Berufung von Frauen ins Domkapitel und anderes mehr. Die Zeit zum Handeln ist jetzt.

Gebet und ziviler Ungehorsam

Wann wird in „Kirche+Leben“ auf der Titelseite stehen: „Erste katholische Frauen zu Priesterinnen geweiht, eine davon vom Niederrhein?“

Die Mauer zwischen den beiden deutschen Staaten konnte durch Gebet und zivilen Ungehorsam fallen. Und so gebe ich die Hoffnung nicht auf, die Zulassung der Frauen zu allen Diensten und Ämtern noch selbst zu erleben.

In unseren Gastkommentaren schildern die Autor:innen ihre persönliche Meinung zu einem selbst gewählten Thema. Sie sind Teil der Kultur von Meinungsvielfalt in unserem Medium und ein Beitrag zu einer Kirche, deren Anliegen es ist, die Zeichen der Zeit zu erkennen.

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