Ausstellung „Bürgersinn und Seelenheil“ zu 500 Jahren St. Dionysius Rheine

Kirchenschatz zeigt 500 Jahre Kirchen-, Stadt- und Regionalgeschichte

  • Welche Überlebens-Strategien die Menschen im Mittelalter in Krisenzeiten hatten, zeigt die Ausstellung „Bürgersinn und Seelenheil“ bis Ende August im Museum Falkenhof Rheine.
  • Anlass ist das 500-jährige Bestehens der Stadtkirche St. Dionysius.
  • Coronagerechte Führungen und Besuche sind möglich.

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Was für ein Anblick: Eine verdammte Seele schleift der Teufel noch über den Abgrund, als Lichtgestalt, golden verziert, gibt Christus der Retter den übrigen armen Seelen Halt: Die geschnitzte Darstellung der Fahrt in den Limbus, die Vorhölle, ist Bestandteil der Ausstellung „Bürgersinn und Seelenheil“ aus Anlass des 500-jährigen Bestehens der Stadtgemeinde Rheine.

Neben diesem Ausschnitt des ehemaligen Hochaltares der Kirche St. Dionysius, der vor 500 Jahren genutzt wurde und schon lange nicht mehr in der Kirche steht, präsentiert das Museum sieben weitere kleine Schnitzreliefs und das großes Schnitzrelief. Zusammen zeigen sie die Passion, die Leidensgeschichte Christi, das zentrale Feld ist eine Kreuzigungsdarstellung. Gefertigt wurden die Reliefs um 1450 in den südlichen Niederlanden. Nun wurde die Ausstellung bis zum 22. August 2021 verlängert.

 

Überlebens-Strategien aus dem Mittelalter

 

„Die Besucher werden in die Zeit vor über 500 Jahren eintauchen, als die Bürger von Rheine über mehrere Generationen den Bau der gotischen Pfarrkirche St. Dionysius am Marktplatz zielstrebig verfolgt haben“, berichtet Christiane Kerrutt, Referentin des Museums. Die Ausstellung lenkt den Blick auf Sorgen, Ängste und Hoffnungen der Menschen im Mittelalter und auf ihre Strategien, das Leben zu bewältigen.

Dazu gehörte beispielsweise, dass Priester ein sogenanntes „Versehkreuz“ mit zu Kranken und Sterbenden nahmen. Es enthielt geweihte Hostien. „Auf unserem Stück ist der heilige Dionysius, Kirchenpatron von Rheine zu sehen. Der Legende nach war Dionysius der erste Bischof von Paris und gelangte nach seiner Enthauptung noch bis nach St. Denis, wo daher ein berühmtes Kloster gegründet wurde“, sagt Christiane Kerrutt.

Im Zentrum der Ausstellung steht der Kirchenschatz von St. Dionysius. Der Schau liegt ein zweijähriges Forschungsprojekt zugrunde, bei dem für die hiesige Region erstmalig das Verhältnis von städtischer Identität, religiöser Praxis und kirchlicher Institution beleuchtet wurde. Rheine steht hier stellvertretend für die westfälische Geschichte.

 

Zugang zu seltenem Kirchenschatz

 

Die Besonderheit: In Rheine haben sich Ausstattungsstücke erhalten, die noch aus der Erbauungszeit der Kirche stammen. Gewändern mit Bildstickereien, liturgischen Geräten, Skulpturen, Dokumenten und dem ehemaligen Hochaltar der Kirche kommt man in der Ausstellung so nahe, wie es sonst nicht möglich ist. „In den Räumen des Falkenhofes erstrahlen diese Schätze in neuem Licht und in einer speziellen Inszenierung. Ihre symbolische Bedeutung wird im Museum erläutert, sodass das dahinterstehende Weltbild erkennbar wird“, so die Referentin.

60 ausgewählte Stücke, auch Urkunden und Reliqien, haben Museumsdirektorin Mechthild Beilmann-Schöner und Kuratorin Ursula Lütkemeyer zusammengestellt. Dazu hat sich das Museum coronagerechtes Programm einfallen lassen: Man kann exklusive Führungen für zwei Personen buchen. Derzeit empfiehlt der Kreis Steinfurt ein negatives Testergebnis vor einem Besuch in Zoos und Museen.

Ein Katalog zur Ausstellung „Bürgersinn und Seelenheil“ ist im Nünnerich-Asmus-Verlag erschienen. Darin untersuchen 20 Autoren Stadtgeschichte, Kirchen- und Frömmigkeitsgeschichte von den Anfängen der Siedlung im späteren Stadtgebiet von Rheine bis in die Vormoderne. Kontakt zum Museum Falkenhof: Tel. 05971/920610, falkenhof(at)rheine.de

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