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Weniger Kliniken, weniger Betten und weitere Wege im Notfall - davor warnt der Präsident der Krankenhausgesellschaft NRW. Schwangere sollten sich dann frühzeitig auf den Weg machen, wenn sich die Geburt ankündigt.
Der Präsident der Krankenhausgesellschaft NRW, Ingo Morell, erwartet angesichts der Kostensteigerungen weitere Klinik-Pleiten in Nordrhein-Westfalen. Die Zahl könne sich allein in NRW auf 20 verdoppeln, wenn der Bund nicht bald helfe: „Wir erleben gerade ein ungeordnetes Krankenhaus-Sterben, das verunsichert Patienten und Mitarbeiter überall“, sagte Morell der „Rheinischen Post“ (Freitag).
Die Lage spitze sich zu, immer mehr Kliniken müssten von ihren Trägern, zum Beispiel Kommunen oder Land, gestützt werden, fügte er hinzu: „Auch freie Träger haben zunehmend Schwierigkeiten. Seit 2023 haben bereits zehn Kliniken in NRW einen Insolvenzantrag gestellt, zuletzt das Marien-Krankenhaus in Ratingen.“ Viele Häuser könnten die inflationsbedingten Mehrkosten nicht mehr tragen, im März werde die Tariferhöhung für viele Beschäftigte hinzukommen, so Morell.
Ausgleich für defizitäre Geburtshilfen fehlt jetzt
Insbesondere für Schwangere befürchtet er nach eigenen Angaben eine Zuspitzung der Lage: „Geburtshilfe, Kinder- und Palliativstationen sind oft defizitär, aber die Mittel zum Ausgleich fehlen jetzt.“ Viele Häuser müssten deshalb überlegen, diese Abteilungen zu schließen. „Dann kann es sein, dass Schwangere deutlich mehr als 40 Minuten fahren müssen, um ihr Baby auf die Welt zu bringen“, warnte der Verbandschef. Er forderte von der Bundesregierung „rasch einen dauerhaften Inflationsausgleich und eine dauerhafte Refinanzierung der Tariferhöhungen, sonst werden viele von ihnen die Krankenhaus-Reform nicht mehr erleben“.
Allein in NRW bräuchten die Kliniken dafür mindestens 740 Millionen Euro pro Jahr zusätzlich, denn jede Stunde machten sie ein Defizit von 127.577 Euro.