Themenwoche Ehrenamt im Krankenhaus (3) - aus Datteln

Darum sind Ehrenamtliche für das Kinderpalliativzentrum so wichtig

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Seit 1999 werden lebensbedrohlich erkrankte Kinder an der Vestischen Kinder- und Jugendklinik Datteln versorgt, seit 2010 gibt es dort das Kinderpalliativzentrum. Welche Rolle spielen dort freiwillig Engagierte? Gäbe es das nicht, so gäbe es schlicht auch das Zentrum nicht, sagt Professor Boris Zernikow, ärztlicher Leiter, im Interview mit Kirche+Leben.

Welche Rolle spielte das Ehrenamt bei Gründung des Kinderpalliativzentrums?

Vor allem haben sie Zeit. Ein kostbares, weil rares Gut im Krankenhausgetriebe: Menschen – meist Frauen –, die ohne Bezahlung für kranke Menschen da sind. Kirche+Leben hat einige von ihnen begleitet und einen Chefarzt gefragt, was er über diese Ehrenamtlichen in einem hochprofessionalisierten Umfeld denkt.

Ohne das Ehrenamt würde es das Kinderpalliativzentrum nicht geben. Der Bauantrag war schon bewilligt, die Pläne gezeichnet, der Bagger bestellt, da brach die Regelfinanzierung durch das Land NRW weg. Durch eine Gesetzesänderung war die Einzelbauförderung für Krankenhäuser abgeschafft worden. Es waren engagierte Pflegende, Ärzt:innen und psychosoziale Mitarbeiter:innen, die eine Finanzierung abseits der normalen Pfade auf den Weg gebracht haben. Sie haben Anträge bei Stiftungen geschrieben, den Freundeskreis des Kinderpalliativzentrums gegründet und mit Leben gefüllt und für Spenden getrommelt. So haben die professionellen Helfer:innen ehrenamtlich über sechs Millionen Euro zusammenbekommen, und das Kinderpalliativzentrum konnte gebaut werden.

Welche Bedeutung kommt dem Ehrenamt heute in der Klinik zu?

Im Vorstand des Freundeskreises Kinderpalliativzentrum Datteln e.V. sind nach wie vor überwiegend Mitarbeitende des Kinderpalliativzentrums ehrenamtlich tätig, um insbesondere die psychosozialen Angebote und die Sozialberatung des Zentrums für die Patient:innen und ihre Familien zu sichern.

In den ersten Jahren hat der Freundeskreis zudem eine professionelle Ehrenamtskoordinatorin finanziert, die ehrenamtliche Helfer:innen für die Kinderpalliativstation ausgesucht, geschult und supervidiert hat. Nach zehn Jahren koordiniert nun der Ambulante Kinder- und Jugendhospizdienst Kreis Recklinghausen für uns diese Aufgabe, und es ist wunderschön, dass sich immer wieder und immer wieder neu Ehrenamtliche finden, die auf einer pädiatrischen Palliativstation ihre Zeit und Aufmerksamkeit verschenken.

Wie prägt das Ehrenamt Ihre Einrichtung?

Die Ehrenamtlichen machen eine tolle Arbeit, sie bereichern uns durch ihre Zeitgeschenke, durch ihre Liebe zum Detail, ihre Geduld und die Atmosphäre, die sie prägen. Schon wenn ich ein Patient:innenzimmer eintrete, merke ich, ob dort ein Ehrenamtlicher vorliest, spielt oder einfach nur für das Kind da ist, noch bevor ich sie oder ihn sehe. Das Zimmer hat einfach eine andere Atmosphäre, und das ist wunderschön. Ehrenamtliche sind eine Bereicherung für die Familien und das Team gleichermaßen.

Sigrid Thiemann, die sich um die Pressearbeit im Freundeskreis des Kinderpalliativzentrums kümmert, ergänzt, dass sich der Ehrenamts-Dienst nicht nur auf die Besuche bei den kranken Kindern erstreckt. Ehrenamtler übernehmen auch den Fahrdienst beim „SisBroJekt“ für gesunde Geschwister von Kindern und Jugendlichen, die schwerst erkrankt oder behindert sind. Zur Entlastung der Familien, die mit dem Projekt angestrebt ist, gehöre auch, dass sich die Eltern nicht darum kümmern müssen, wie die Geschwisterkinder zum Ort der Treffen kommen: Sie werden zu Hause abgeholt und anschließend wieder heim gefahren.

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